Da sind sie also wieder, die magischen Klänge aus Ungarn. Das Duo THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT, genauer Agnes Toth und Mihaly Szabo, zeigt auch auf dem neuen Album Mohalepte wieder, dass es mittlerweile einen sehr eigenständigen Sound zelebriert irgendwo zwischen Neo-Folk, Mittelalterklängen, Gothic und Weltmusik.
Und auch daran hat sich nichts geändert, dass die Klänge den geneigten Zuhörer einfangen und mit auf eine mystische Reise nehmen. Diese führt nicht in Fantasiereiche oder durch abenteuerliche Mittelalterwelten, sondern in eine Welt, die den meisten Menschen heute weitaus ferner ist als alle Planeten, welche die Enterprise in all den Jahren besucht hat. Hier wird die spirituelle Macht der Natur in Töne verpackt, wer gerne mal einen Tag oder besser eine Nacht allein im Wald verbringt, der erkennt schnell die Tiefe der Musik von THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT. Hier auf Mohalepte gehen sie nicht so energisch, feurig, fast erotisch zu Werke wie noch auf dem Vorgänger Ösforras, alles wirkt etwas mystischer, melancholischer, spiritueller, träumerischer. Nun kommen einem auch öfter mal DEAD CAN DANCE in den Sinn.
Auch der Sound ist nicht ganz so kraftvoll wie auf dem letzten Album, aber immer noch sehr ausdrucksstark und differenziert, was bei all den akustischen Instrumenten natürlich sehr wichtig ist. Es ist wieder spannend, dem Spiel der traditionellen Instrumente zu lauschen, welche das Duo perfekt aber nicht übermotiviert benutzt. Die traumhafte Stimme von Agnes, das gern benutzte Klischee Elfenhaft greift hier tatsächlich mal, ist weiterhin das wohl bedeutendste Element im Klangbild, aber auch die knarzig-grimmigen Vocals von Mihaly runden das Gesamtbild stimmig ab. Die ungarische Sprache gibt wieder eine besondere Würze. Immer wieder schön auch der Klang des Morin Khuur, das den Touch der mongolischen Steppe in die Songs bringt. So sehr man die Kleinigkeiten genießen mag, die Macht dieser Musik zeigt sich erst, wenn man sich von ihr komplett einnehmen lässt. Und das ist sehr leicht, wenn einem die Spiritualität der Natur bewusst ist und einem Mutter Natur näher ist als die Höher-, Schneller-, Weiter-, Einsamer-Mentalität der modernen Menschen. Dann zieht einen Felleg Útján sofort in eine tiefen Bann, wie viel friedfertiger und harmonischer wäre die Welt, wenn die Menschen ihrer Seele mehr Freiraum geben würden als ihrem erfolgsorientierten Hirn. Kéregbölcs? erinnert mit leicht keltischen Klängen an einen Morgen im Wald, wenn bei Sonnenaufgang sein mächtiges Leben beginnt, die Mystik der Nacht der Energie des Tages weicht. Das kraftvoll groovende Idebenn erinnert mit dem grummeligen Gesang von Mihaly teilweise sogar etwas an TIAMAT in deren episch-ruhigen Momenten. Mohalepte ist doch etwas treibender, energischer. Im Regen auf einer Moorlichtung tanzen, Spinnerkram, was für Esoterik-Freaks? Zumindest haben diese Minuten mehr Leben als all die Stunden der Jagd nach Freunden, Blogs und Videos im Internet. Tücskök Az Avarban, magisch, erhaben, eine kleine Gruppe von Menschen wird sich in der Musik von THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT widerfinden, wie es dieses Duo selber eindeutig tut. Ein wirklich schönes Album.
Wer in spirituelle Klänge, verpackt in traditionelle Folklore mit östlichem Touch versinken kann und mag, der kommt am neuen Album des ungarischen Duo nicht vorbei. Aber auch Freude von traditioneller Mittelaltermusik werden Gefallen finden, und auch so mancher Gothic-Fan, THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT spielen z.B. passend im heidnischen Dorf auf dem WAVE GOTIK-Treffen am 10/11. Juni in Leipzig. Wer die Bands des Equilibrium-Label mag, der kann natürlich blind zugreifen, hier waren die Ungarn ja mit ihren ersten drei Alben zuhause. Das schön aufgemachte Digi-Pack bestellt man auf der Bandhomepage.
Veröffentlichungstermin: März 2011
Spielzeit: 44:05 Min.
Line-Up:
Agnes Toth – Vocals, Violin, Woodwinds, Morin Khuur, Percussions
Mihaly Szabo – Vocals, Acoustic Guitars, Acoustic Bass
Label: Eigenproduktion
Homepage: http://www.themoonandthenightspirit.com
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/themoonandthenightspirit
Tracklist:
1. Öregerd?
2. Felleg Útján
3. Holdvarázsolt
4. Kéregbölcs?
5. Idebenn
6. Zöldparázs
7. Mohalepte
8. Tücskök Az Avarban