Natürlich werden THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY nie in einem Stadion spielen. Aber Stadionrock mögen die Norweger schon, das ist seit dem „Research And Destroy“-Album kein Geheimnis mehr, bdenn schon 2022 setzten THE GOOD THE BAD THE ZUGLY nicht mehr ausschließlich auf schmissige Punk-Skandi-Rock-Nummern. „November Boys“ geht noch einen Schritt weiter.
Punk geht anders!
Auf dem neuen Album „November Boys“ gibt es Songs, deren arg simple Mitsing-Hooks perfekt sind für die wohlbeleibten und gutsituierten Mittfünfziger, die einmal im Jahr ein großes Konzert besuchen und denen weder das Bier für einen Zehner, noch das Shirt für einen Fuffi wehtut. „Dig A Ditch“ zum Beispiel lässt mit seinem schon sehr süßlichen Refrainchorus und dem Dudelsackgetröte alten GBZ-Fans das Dosenbier aus der Hand und die Kippe aus dem Mundwinkel fallen. Punk geht anders und das wissen THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY auch. Deshalb haben sie mit „Norwegiens Abroad“ eine Nummer auf das Album gepackt, die so schmutzig, ungestüm und rumpelig ist, dass sie auch wunderbar auf das grandiose „Algorithm And Blues“ Album gepasst hätte.
Alle werden älter, auch THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY
Auch der Song „Hadeland“ weckt Hoffnungen auf früher, das 2015er Album hieß „Hadeland Hardcore“. „Hadeland“ ist zwar anno 2025 nicht mehr 100% Hardcore, aber trotzdem eine schöne Reminiszenz an die Vergangenheit, nach zwei Minuten ist das aber auch schon wieder vorbei. In „Scandinavian CRISPR Brat“ versteckt sich ein Black Metal-Standardriff, das dem Titel nach besser in den Song „A Blazer In The Northern Sky“ gepasst hatte. Der ist irgendwie ein Zwischending zwischen den alten und neuen THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY, und damit stellvertretend für das ganze Album. „FOMO (Fear Of Missing Oslo“) klingt sehr nach den bluesigen, späten HELLACOPTERS. „All My Friends Are Dead“ heißt nur wie der 20 Jahre alte TURBONEGRO-Song, und könnte auch anders interpretiert werden: Auch TURBONEGRO hatten irgendwann die Schnauze voll vom Dreck fressen, wie auch die HELLACOPTERS und offensichtlich nun auch THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY.
Sänger Ivar Nikolaisen ist noch wütend
Catchy Refrains, große Melodien und Gitarrenriffs, die man ausschließlich mit ganz großer Geste und einer kompletten Armrotation aus dem Schultergelenk spielt: „November Boys“ wäre wohl recht uninteressant für all diejenigen, die dieser Band schon länger verfolgen. Wäre da nicht Sänger Ivar Nikolaisen, inzwischen auch bei KVELERTAK aktiv, und seine Abscheu gegenüber so vielem, was unser Leben und unsere Gesellschaft ausmacht. Egal, wie cheesy seine Gesangsmelodie ist, er strapaziert seine Stimmbänder immer bis aufs Blut und kann auch gegen das abgedroschenste AC/DC-Riff anbrüllen. Sein ungezügelter Frust hält zusammen, was eigentlich gar nicht zusammenpasst.
Wer Punk und Hardcore will, sollte sich an die alten Alben der Band halten. Wer sich manchmal auch ein bisschen alt fühlt und mal auch nur gemütlich mit dem Kopf nicken mag, statt sich in den Moshpit zu stürzen, wird wohl auch mit „November Boys“ glücklich. Auch wer generell auf wüsten Stilmix steht, kann ein Ohr riskieren.
VÖ: 5. September 2025
Label: Indie Recordings
THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY „November Boys“ Tracklist
November Boys
How to Do Nothing (Audio bei YouTube)
Norwegians Abroad
Dig a Ditch
A Blazer in the Northern Sky (Video bei YouTube)
Scandinavian CRISPR Brat
FOMO (Fear of Missing Oslo)
Hadeland Hardcore
All My Friends Are Dead Inside
New Kids on the Blockchain (Audio bei YouTube)
Besetzung:
Ivar Nikolaisen – Gesang
Kim Skaug – Gitarre
Magne Vannebo – Drums
Eirik Melstrøm – Gitarre
Zugly – Bass
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