TAABOO: 666 Total Evil [Eigenproduktion]

Leute, die Rockmusik nicht groß in Schubladen einteilen, sondern lieber direkt in die Fresse erleben und dabei noch einen ordentlichen Schuss (prolligen) Humor begrüßen, werden vielleicht nichts mit meiner Person, aber doch mit diesem Album anfangen können.

Stellt euch einen völlig verweichlichten Tralala-Metal-Hörer vor, z.B. mich. Gebt diesem armen Geschöpf ein Album wie 666 Total Evil zum Besprechen, ein Album mit Eiern und Wucht, aber ohne Sinn und Verstand. Dann kann es passieren, dass die CD zuerst einmal auf dem To-Do-Stapel landet und dort Staub ansammelt. Denn für solche Musik muss man in der richtigen Stimmung sein: mindestens fünf Bier intus, haushoher Heimsieg des Lieblingsfußballvereins und irgendeine Beziehungskrise.

Elf Monate später: MIKE OLDFIELD hat den Verfasser dieser Zeilen gerade in andere Sphären entrückt. Dann meldet sich 666 Total Evil und meint: Hallo Poser, jetzt komm endlich mal zu Potte! Nein, jetzt wird das Review nicht mehr aufgeschoben. Augen zu, Ohren auf und durch. Halt, Moment, Augen auf: Denn die CD besticht durch coole Bandfotos im Panzerknacker-Outfit. Die Musik ist dagegen nicht ganz so einheitlich. Deutschpunk und harter Heavy Rock sind gleichberechtigt. Ebenso wird mal auf Englisch und mal auf Deutsch gesungen. Bisweilen entsteht der Eindruck, dass hier zu viele Köche am Werk waren.

Insgesamt muss ich TAABOO aber attestieren, dass das Album überraschend fett und professionell klingt. Das geht sogar so weit, dass die Musik bei Back To The Roots und Dying ihre Lockerheit gänzlich verliert und absolut ernst klingt. Letzteres ist ein klarer Kritikpunkt. Zum Glück überwiegt ansonsten Party-taugliches Material. Neben Fun-Punk wie Morgen gibt es auch Songs wie Hass mich und Lüge oder Wahrheit (toller Refrain), die einerseits sofort ins Ohr gehen, anderseits aber genügend Substanz besitzen, um auch beim dritten und vierten Hördurchgang mitzureißen. Hier liegen eindeutig die Stärken des Quintetts aus Tuttlingen.

Die metallischere Seite von TAABOO bleibt dagegen eher gesichtslos. Immerhin hat sich Frontmann Fritz zu einem souveränen Sänger gemausert, der roh, aber doch auch melodisch den Liedern ihren Charakter gibt. Ich fürchte, ich bin jetzt schon wieder viel zu nüchtern und analytisch. Aber zumindest sollte klar sein, dass Leute, die Rockmusik nicht groß in Schubladen einteilen, sondern lieber direkt in die Fresse erleben und dabei noch einen ordentlichen Schuss (prolligen) Humor begrüßen, vielleicht nichts mit meiner Person, aber doch mit 666 Total Evil anfangen können.

Veröffentlichungstermin: 12.05.2007

Spielzeit: 33:00 Min.

Line-Up:
Fritz: Gesang
Fetti: Gitarre
Franz: Gitarre
Chris: Bass
Daniel: Schlagzeug

Homepage: http://www.taaboo-rules.de

Tracklist:
1. Hass mich
2. Nichts ist, wie es scheint
3. Reborn
4. Back To The Roots
5. 666 – Total Evil
6. Invisible King
7. Lüge oder Wahrheit
8. Morgen
9. 1,2,3,4
10. Dying

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