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SYRANIC: The Windscale Inception

Das Songmaterial von SYRANIC zeigt sich von FEAR FACTORY und artverwandten Staccato-Truppen inspiriert, mit deutlichem Hardcore-Einschlag. Klanglich schallt es fett, vielleicht sogar zu fett aus meinen Boxen.

Fett. Vielleicht zu fett schallt es aus meinen Boxen. Hier ist jeder Gitarrenanschlag ein Anschlag auf meine Ohren. Der Zerr-Bass puncht und ohrfeigt mich mit scharfkantigen Stahlblechen. Die Kick-Drum kickt mich in die Kniegelenke. Und wenn ein Becken ausklingt, lang und schepprig-scherbelnd, dann denke ich, es stünde direkt eben meinem Ohr. Feine Blechsplitter fressen sich in mein Trommelfell.

Ich bin ein wenig froh, dass SYRANIC diesen massiven Sound nur auf EP-Länge fahren. Denn das Klangmonster ist nicht nur die neue, beeindruckende Visitenkarte des Gitarristen und Produzenten der Aachener, sondern auch ein strapazierender Angriff auf die Flimmerhaarteppiche. Hier scheint jede einzelne Frequenz zur Entfaltung zu kommen – was auf Dauer aber die Ohren ermüdet.

Das Songmaterial selbst zeigt sich von FEAR FACTORY und artverwandten Staccato-Truppen inspiriert, mit deutlichem Hardcore-Einschlag. Würden TEXTURES 80% ihrer Komplexität und Spielereien über Bord werfen und sich auf die Knüppelparts beschränken – sie klängen wie SYRANIC. Die wiederum ein wenig zu eingängig und auf unmittelbare Wirkung aus sind. SYRANIC gelingt es zwar, die Staccati und Böllereien mit Synkopen, Rhythmusdrehern und anderen Details aufzulockern, und auch die regelmäßigen Cleangesänge legen sich unangestrengt und wohltuend über das Stahlgewitter. Aber läge ein Album mit zehn Songs vor, und nicht nur diese fünf – es bräuchte deutlich mehr zündende und unverkennbare Songideen. So hat das Ganze noch etwas von einer Warmlaufphase.

Doch gönnen wir SYRANIC solch eine. In der Zwischenzeit reißen sie Mini-Touren in der Heimat und im Ausland ab und legen auf der Bühne vermutlich das an den Tag, was sich durch die ganze EP zieht: Enthusiasmus, eine unbändige Spielfreude, Bock-auf-den-eigenen-Sound. Alleine damit stampfen SYRANIC das Gros der halbgaren Rasselbanden ein, die sich an asymetrischen Frisuren und Earplugs berauschen, über Drei-Akkord-Kadenzen aber nicht hinauskommen.

Die sicherlich bereits gärende Debüt-Full-Length könnte international ein Zeichen setzen. Wir werden es sehen. Zwischenzeitlich bebt der Aachener Dom, und die Deckenmalereien rieseln von der Kuppel herab.

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