Der Name Underground Symphony ist heutzutage in allererster Linie mal ein Auslöser für eine gesunde Zweckskepsis, denn vieles, was man in der Vergangenheit von dem Italienerlabel zu hören bekommen hat, war einfach nur belangslos und langweilig.
Bei SIX MAGICS hat das Label auf das Backcover gleich einen Qualitätsstempel aufgedruckt: CHILOE. Ob dieses Siegel nun tatsächlich ein Güteprädikat ist, vermag ich ehrlich gesagt gar nicht zu sagen, denn vertraut bin ich mit der dortigen Szene nicht.
Was auf The Secrets of an Island allerdings sofort auffält ist, dass hier jemand einen frischen Einfluss in den Metal einzubringen versucht – zumindest ist mir bislang noch keine andere Band untergekommen, die die folklore des südamerikanischen Hochlands in ihre Musik eingebettet hat, umso schöner, dass SIX MAGICS dies auf eine sehr homogene Art und Weise tun. Das gibt den Songs auf diesem Album auf jeden Fall schon mal einen starken Wiedererkennungswert und Charakter. Zudem haben die Chilenen in ihren traditionellen, leicht bombastisch angelegten Metal viele Chöre eingearbeitet, die ebenfalls hervorragend in das Klanggebilde von The Secrets of an Island passen.
Und Klanggebilde ist in diesem Fall nicht nur eine Floskel, das gibt schon sehr gut wieder, was SIX MAGICS mit ihrer Musik erreichen, nämlich durch die Musik Bilder im Kopf zu erzeugen. Das beginnt schon mit dem eigentlichen Opener Chaos and Fury – wie der Titel schon andeutet überraschen SIX MAGICS durch eine kompositorische Wildheit, die das Stück gleich zum Höhepunkt des Albums werden lässt. Es ist, als würde sich die durchaus klare Songlinie durch eine wilde Landschaft bewegen, ganz klar einem Ziel folgend, während sie allerdings gleichzeitig vor den hinter ihr einstürzenden Soundgebilden flüchtet, die ihr hart auf den Fersen und immer kurz davor sind, sie vollkommen nieder zu schlagen. Das gibt dem ganzen eine enorme Wucht, traditionelle Melodic-Speed-Strukturen und –Vocals treffen auf die bereits genannten Chöre mit ihren folkloristisch aber auch klassisch angehauchten Melodielinien, fast schon DIMMU BORGIR-artige Keyboardeinsätze und kurze Grunzattacken.
Die Grunts bleiben im weiteren Verlauf des Albums aus, genauso auch die songwriterische Dichte dieses ersten Tracks. Was dagegen bliebt das sind die Chöre, die folkloristischen Anleihen und einige sehr gute Songideen, die aber leider nicht immer ganz durchdacht erscheinen und nicht hundertprozent zielgerecht auf Höhepunkte zuarbeiten. Genauso ist auch der Sänger von SIX MAGICS nicht derart beeindruckend, dass er einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde, weshalb man auch nicht in der Lage ist, ohne Abstriche zu überzeugen. Sehr positiv fällt allerdings auf, dass SIX MAGICS die Musik durch die enorme Vielschichtigkeit nicht erschlagen und ihrer Kraft berauben und auch die Langzeitwirkung bleibt dadurch erhalten. Nun sollte man einfach noch das richtige Gespür für packende Songaufbauten aufbringen, so wie man es wirklich gut in Chaos and Fury geschafft hat – mitreißende Refrains wären da auf jeden Fall ein hervorragender Anfang.
Von daher: sehr positiver Gesamteindruck, die 15,50 Euro bei Hellion sind auf jeden Fall nicht in den Sand gesetzt.
Spielzeit: 67:18 Min.
Label: Underground Symphony
Tracklist:
01. The Sectrets…
02. Chaos and Fury
03. Rising of The Island
04. ChiloÚ, The Creation
05. Endless Waiting
06. Caleuche ( The Flying Dutchman )
07. Goddess of The Seas
08. Cradle of Sorrow
09. Brutal Sacrilege
10. Trusted Steps in The Forest
11. Trauco ( Seed of Pain )
12. Slave of The Sky
13. Hopeless Return
14. Frozen Lips in The Night
15. The Basilisk
16. …Another Night
17. The Secrets of an Island