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SIMEON SOUL CHARGER: Meet Me In The Afterlife

Für Freunde von buntem 70er-Rock im zeitgemäßen Soundgewand durchaus zu empfehlen, wenn es auch mal etwas theatraler sein darf und man die Muße hat, sich in ein Album erst mal rein zuhören.

Es gab mal Zeiten, da sind die deutschen Musiker scharenweise in die US-Metropolen gepilgert, um in der Rockszene den erhofften großen Wurf zu machen. Verrückte Welt: weil es in der Heimat nach zwei EPs nicht so recht laufen will, zieht es SIMEON SOUL CHARGER aus Ohio in die bayerische Pampa, wo sie ihr Lager in einem alten Bauernhof aufgeschlagen haben. Von hier aus will man nun durchstarten, sich im hier doch recht angesagten Retro/Classic-Rock ganz nach vorne drücken. Unter den Fittichen des RPWL-Label Gentle Art Of Music liefert man nun einen unterhaltsamen Auftakt, auch live will man es ordentlich krachen lassen.

Einen kunterbunten Haufen an 70er Rockmusik bieten uns SIMEON SOUL CHARGER, dass da so mancher Rockfan in der Heimat überfordert war, das kann man sich vorstellen. So erschreckt der recht gerade Opener gleich mal mit der sehr eigenwilligen Stimme von Aaron Brooks, die recht schrill und quäkig fast vom Song selbst ablenkt. Für Anti-THE DARKNESS-Fans wie mich kommt da schnell mal Panik auf. Aber keine Angst, hat man sich erst mal an diese Stimme gewöhnt – was durchaus einige Durchgänge erfordert – dann passt sie perfekt in das schräge Gesamtbild der Songs. Hier ist es fast ärgerlich, dass der Band so stark der  LED ZEPPELIN-Stempel aufgedrückt wird. Sicher haben diese Großmeister des Rock ihre Spuren vor allem im Gesang, aber auch mal bei den Gitarren hinterlassen. Aber die Songs bieten viel mehr, die Band bewegt sich absolut frei von Skrupeln und Scheuklappen durch die glorreichen 70er. Nach dem wohlwollenden Einstieg zeigt man gleich mal mit God Lends A Hand reichlich Humor, SPARKS und SAILOR treffen sich mit den BEATLES und schieben zwischendurch einen kurzen Mini-Punkpart ein. Man paart LED ZEPPELIN-Gitarren mit QUEEN-typischen Arrangements und Satzgesängen, erinnert bei Europa´s Garden Reprise vor allem, aber nicht nur wegen dem Chorgesang sehr an THE SWEET, deren Windy City mir hier immer wieder in den Kopf kommt, obwohl ich das seit Jahren nicht gehört habe. Man zollt aber auch mal der Heimat Tribute, bei Tooth gibt es ethnische Klänge. So dürfte es sich anhören, wenn die Shawnee-Indianer über bayerische Weiden ziehen, um dort friedlich grasende schwarz-weiße Büffel zu jagen. Into The Afterlife bringt ebenfalls traditionelle heimische Klänge mit einer großen Portion Americana. Man sieht förmlich Sam Hawkins auf seinem behäbigen Muli über staubige Steppen zotteln, wenn ich mich nicht irre, hihihi. Folkig-hippiesk wird es bei A Child´s Prayer und Dear Mother, hier freuen sich SIMON & GARFUNKEL- oder auch DONOVAN-Peacefreaks. Zum Ende des Albums hin, wenn man vielleicht von QUEEN auf den Psychedelic-Jahrmarkt entführt wird, und das Gesamtwerk Meet Me In The Afterlife betrachtet, dann kommen als Vergleich auch mal die Amis BIGELF in den Sinn, die ähnlich bunt durch die 70er Klassiker rocken. Was hier passiert, ist beachtlich, SIMEON SOUL CHARGER sind erfreulich kreativ, ideenreich beim Verwursteln der Elemente ihrer Vorbilder, da werden allerlei sonderbare Dinge beim Musizieren verwendet, musikalisch ist man fit. Auf der anderen Seite ist das alles durchaus nicht leichtgängig, es passiert sehr viel, der Gesang kann auch mal anstrengend werden, die Songs fließen schlüssig ineinander, sodass man oft gar nicht so recht weiß, wo man gerade ist. Was live sicher zu einer unterhaltsamen Show wird, muss man sich hier auf CD erst mal schönhören. Das gelingt aber nach einigen Durchläufen, dann macht es Spaß, den abwechslungsreichen Songs und auch den Lyrics zuzuhören.

Für Freunde von buntem 70er-Rock im zeitgemäßen Soundgewand durchaus zu empfehlen, wenn es auch mal etwas theatraler sein darf und man die Muße hat, sich in ein Album erst mal rein zuhören.

Veröffentlichungstermin: 04.03.2011

Spielzeit: 65:23 Min.

Line-Up:
Aaron Brooks – Vocals, Guitar, Piano, Doumbek, Bucket of Nails
Rick Phillips – Guitar, Vocals, Mandoline, Tambourine, Washboard, Jug of Coins
Spider Monkey – Bass, Banjo
Joe Kidd – Drums, Vocals, Doumbek, Djembe, Hammer, Board, Shakers, Tambourine

Label: Gentle Art Of Music/Soulfood

Homepage: http://www.simeonsoulcharger.com

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/simeonsoulcharger

Tracklist:
1. Vendata (The Nothing)
2. God Lends A Hand
3. Through The Trees They Talk
4. Tooth
5. And He Skinned Them Both
6. Please
7. Europa´s Garden
8. Europa´s Garden Reprise
9. Into The Afterlife
10. Song Of The Sphinx
11. A Child´s Prayer
12. Dear Mother
13. The Swallowing Mouth

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