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SHINING: Redefining Darkness

Die Definition von Dunkelheit aus schwedischer Sicht – jazzig, experimentell und trotz sanfterer Töne immer noch voller Verzweiflung.

Puren Größenwahn könnte man den Schweden unterstellen. Denn wer sein Album Redefining Darkness betitelt, verfügt wahlweise über ein zu großes Ego (was ich bei den provokativen Live-Auftritten von Niklas Kvarforth nicht ausschließen würde) oder sollte mit schlagkräftigen Argumenten aufwarten können, um diesem Titel nur im Geringsten gerecht zu werden. Doch die Chancen stehen nicht einmal schlecht dieses Ziel zu erreichen, denn in den letzten Jahren entwickelte sich SHINING konsequent weiter und lieferte mit dem verstörenden V:Halmstad das bislang stärkste Stück der Bandgeschichte ab, welches sich allerdings auch von den guten Alben VI und VII nicht der Rang ablaufen ließ. Nun will man den nächsten Schritt gehen, sich noch einmal steigern. Schon allein der Verzicht auf die Nummerierung des Albums sollte jedem klarmachen, dass es die Schweden wirklich ernst meinen mit ihrem Vorhaben.

Auch wenn Du, Mitt Konstverk erstmal recht gewöhnlich mit gezügelter Black Metal-Raserei startet, präsentiert sich der Song mit jeder weiteren verstrichenen Minute mehr als Wolf im Schafspelz. So weicht der Metalanteil ab der Hälfte der Spielzeit jazzig experimentellen Klängen, die Kvarforth mit ungewohnt sanften Vocals unterstützt. Diese Entwicklung ist auf dem gesamten Album anzutreffen. Der gekonnte Spagat zwischen apokalyptischem Riffing und ruhigen, experimentellen Akkustikabschnitten gelingt und fügt der Musik eine dynamische, kraftvolle Komponente hinzu. The Ghastly Silence treibt diesen Stilmix auf die Spitze und verabschiedet sich vollends vom metallischen Ballast. Diesen Leerraum füllt unter anderem ein Saxophon, so dass man sich ernsthaft fragt, ob man es bei diesem Song nicht mit den norwegischen SHINING, die sich dem Dark Jazz verschrieben haben, zu tun hat.

Doch in eine Identitätskrise rutschen SHINING damit nicht. Man merkt immer noch an allen Ecken und Kanten die seit Jahren verbreitete Verzweiflung, nur wird diese jetzt dosierter und auf anderen Wegen zum Ausdruck gebracht. Wenn Kvarforth in Hail Darkness Hail kurz vor Schluss die Worte Without you, There is no light at the end of the tunnel in den Mund nimmt, fühlt man sich bestätigt, dass dieser Mann bei Weiten keine Frohnatur sein kann, doch bleiben die tiefsten suizidalen Abgründe dieses Mal verschlossen.

Der Albumtitel ist also trefflich gewählt. SHINING fahren den Härtegrad über weite Strecken bewusst zurück und zeigen, dass Dunkelheit nicht gleich Härte entspricht. Dies kommt dem Album ausgesprochen zu Gute. So wird die Musik nicht in eine bestimmte Richtung gezwängt und die stark aufspielenden Instrumentalisten bekommen genügend Freiraum eingeräumt, um atmosphärisch dichte Jazz-Parts einzubauen. Einerseits ist dieses Konzept sehr spannend, doch geht durch die häufigen Richtungswechsel etwas der übergeordnete Zusammenhang verloren, so dass V:Halmstad das in sich geschlossenere Werk bleibt und damit leicht die Nase vorn behält. Das soll aber keineswegs sagen, dass man Redefining Darkness ignorieren könnte. Hinter großen Worten stehen manchmal eben doch Taten.

Veröffentlichungstermin: 26.10.2012

Spielzeit: 41:01 Min.

Line-Up:
Niklas Kvarforth – Vocals, Guitars, Keyboards
Ludwig Witt – Drums
Christian Larsson – Bass
Peter Huss- Guitars

Label: Spinefarm Records

Homepage: http://www.facebook.com/shiningofficial

Tracklist:
01 Du, Mitt Konstverk
02 The Ghastly Silence
03 Han Som Hatar Människan
04 Hail Darkness Hail
05 Det Stora Grå
06 For The God Below

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