Es mag seltsam anmuten, bereits auf dem Drittwerk eine Art Rückschau zu halten, doch mit ihrem selbstbetitelten Stück blicken SEASONS IN BLACK auf nicht weniger als 29 Jahre Bandgeschichte zurück – die Referenzen auf die beiden Vorgängerwerke „Deadtime Stories“ (2004) und „The Swansong Diearies“ (2023) eingebettet in eine mahnendes Endzeit-Szenario. Geändert hat sich seit dem Debüt tatsächlich wenig in der Welt: Noch immer schrammt die Menschheit am Rande des Abgrunds vorbei, noch immer scheint die Apokalypse nur einen Knopfdruck entfernt.
Völlig konträr jedoch die Entwicklung der bayerischen Death / Groove Metal-Band, die zwar all die Jahre mit beständigem Line-up weitgehend im Untergrund agierte, doch gerade in puncto Songwriting merklich dazugelernt hat. Ungeachtet des Charmes, den „Deadtime Stories“ zweifellose besitzt, sind die Riffs auf „Anthropocene“ griffiger, der Groove smoother und die Keyboards eleganter eingebunden.
Mithilfe einiger Gastsänger wagen sich SEASONS IN BLACK aus der Komfortzone
Statt breitflächiger Attacken setzt Markus Neumeier in „Seasons In Black“ und „World Wide Venom“ auf unheilschwangere Piano-Klänge, die gleichzeitig die düstere Atmosphäre des Albums prägen. Die Marschrichtung ist frühzeitig klar, hält allerdings trotzdem ein paar kleinere Überraschungen bereit. SEASONS IN BLACK mögen sich nur ungern vom Midtempo lösen – auch weil die Doom- und Gothic-Spitzen fest in der DNA der Bayern verankert sind -, verpassen dem eigenen Soundgewand aber mit dem STILTSKIN-Cover „Inside“ einen rockigen Spin.
Gastsänger Micha Rhein (IN EXTREMO) steuert dem Track ähnlich Charakter bei, wie es Michelle Darkness (END OF GREEN) und Marina Koller im Refrain von „You Get What You Give“ tun. Klargesang ist insgesamt ein spärlich genutztes Stilmittel, das sich SEASONS IN BLACK für besondere Anlässe aufsparen. Zumeist sind es Bassist Luckis Reibeisen-Growls, die durch wüste Landschaften führen. Behäbig etwa bahnt sich „Yellow Sky“ seinen Weg, wohingegen „Fatal Fallout“ vornehmlich auf walzenden Groove setzt.
„Anthropocene“ ist ein gelungenes und hörbar gereiftes Werk
Allein zum Ende hin wiederholt sich dieser Ansatz für unseren Geschmack ein bis zweimal zu oft. Mit einer Zäsur den tendenziell gleichförmigen Ansatz zu durchbrechen, hätte „Anthropocene“ sicherlich bis zum Finale hin gleich spannend gehalten. Nicht die Qualität, sondern die fehlende Abwechslung ist somit der Makel, den SEASONS IN BLACK noch nicht gänzlich beseitigen können. Ein gelungenes und dabei hörbar gereiftes Werk ist der Band dennoch gelungen.
Hoffen wir, dass es nicht das Letzte sein wird. Denn wenn die Welt weiterhin so nahe am Abgrund balanciert, drückt vielleicht doch noch jemand den großen roten Knopf, bevor uns der vierte Streich des Quintetts erreicht – ganz so, wie es SEASONS IN BLACK seit fast drei Jahrzehnten in mahnender Weise prophezeien.
Veröffentlichungstermin: 04.07.2025
Spielzeit: 43:30
Line-Up
Lucki Maurer – Vocals, Bass
Roman Adam – Gitarre
Leon Hanff – Gitarre
Markus Neumeier – Keyboards, Vocals
Harald Hemauer – Drums
Label: Apostasy Records
Homepage: https://www.seasonsinblack.com/
Facebook: https://www.facebook.com/seasonsinblack
Instagram: https://www.instagram.com/seasonsinblackofficial
Bandcamp: https://seasonsinblack.bandcamp.com
SEASONS IN BLACK “Anthropocene” Tracklist
- World Wide Venom
- Seasons In Black (Video bei YouTube)
- You Get What You Give (Video bei YouTube)
- Yellow Sky
- Inside (Video bei YouTube)
- Blacksite
- Fatal Fallout
- Hell Again
- Forsaken