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SCHANDMAUL: Artus

Die Tafelrunde der Artussage ist in ihrer romantisierten Darstellung ein wunderbares Symbol: Ein Tisch, an dem sich alle Sitzenden in die Augen sehen können, an dem jeder dem anderen gleichgestellt ist. Sie erzählt von Zusammenhalt, von Ehre und dem Streben nach etwas Größerem. Es ist kein Zufall, warum SCHANDMAUL, die nach Besetzungswechsel und privaten Rückschlägen die Zukunft der Band neu definieren mussten, gerade diese Legende zum Leitmotiv ihres neuen Studioalbums gemacht haben.

„Artus“ ist ein Rückbesinnen auf die zentralen Werte SCHANDMAULs. Album Nummer zehn löst sich musikalisch wieder mehr von den Schlagereskapaden der jüngeren Vergangenheit, um die charakteristischen Ethnoinstrumente ins Rampenlicht zu rücken.

SCHANDMAUL lassen ihren Folk Rock zum Kopfkino werden

So trägt die Drehleier im Verborgenen die zwielichtig-geheimnisvolle Atmosphäre des eröffnenden „Der Meisterdieb“, bevor im Refrain der Dudelsack kraftvoll aus dem Schatten hervortritt. Für SCHANDMAUL ist das sicherlich keine musikalische Revolution und doch beschwört das Stück den Geist des Zweitwerks „Von Spitzbuben und anderen Halunken“ herauf. Die unbeschwerte Flöte im verschmitzten „Froschkönig“, die auch in „Der Totengräber“ den beschwingten Polka-Rhythmus umschmeichelt, vernehmen wir ebenfalls wie einen Gruß aus alten Zeiten. An anderer Stelle nimmt Frontmann Thomas Lindner in „Der Kapitän“ in so gefühlvoller wie ehrlicher Weise Abschied, dass wir uns in einem intimen Moment eine einsame Träne aus dem Gesicht wischen.

Die zwölf Songs auf „Artus“ profitieren in punkto Songwriting natürlich von der geballten Erfahrung SCHANDMAULs, erwachen allerdings erst durch die wiederentdeckte Spielfreude der Bayern zum Leben. Wenn die Formation im instrumentalen „Chevaliers“ ihren Folk Rock mit Dramatik und cineastischer Dramaturgie zum Kopfkino werden lässt, möchten wir uns direkt selbst in die Ritterrüstung schwingen.

Sänger Thomas Lindner brilliert als Geschichtenerzähler

Dies ist auch der ungemein klaren Produktion Fabio Trentinis zu verdanken, dessen Transparenz jedes Detail von Geige, Flöte, aber auch Bass und Gitarre, bewahrt. Die Kehrseite des Ganzen ist die vergleichsweise schwachbrüstige E-Gitarre, die im Mix selbst in den rockigen Tracks („Oboe“, „Vagabunden“) etwas zahm bleibt und den spannungsarmen Arrangements dieser Songs kaum Farbe verleihen kann.

Vorhersehbare Melodien sind jedoch kein KO-Kriterium, solange uns Sänger Thomas Lindner in „Die Tafelrunde“ oder dem ehrfürchtigen Finale „Der Weiße Wal“ als Geschichtenerzähler an seinen Lippen kleben lässt. Gesellt sich hierzu noch die Mystik von „Die Insel – Ynys Yr Afallon“, sind SCHANDMAUL ihm plötzlich ganz nahe, dem Gral, den auch Artus einst unablässig gesucht haben soll.

Auf “Artus” schreiben SCHANDMAUL ihre Geschichte neu

Aus „Artus“ wird dadurch kein zweites „Narrenkönig“ oder „Wie Pech und Schwefel“, doch so befreit wie hier haben wir die Folk-Rocker seit gut anderthalb Dekaden nicht mehr erlebt. Kurzum schreiben SCHANDMAUL ihre Geschichte auf ihrem zehnten Studiowerk neu: Sie erzählen von Zusammenhalt, von Ehre und dem Streben nach etwas Größerem – wie auch einst der legendäre König Artus.

Der limitierten Fassung im Digipak liegt mit der „Camelot“-Bonusdisc eine besondere Interpretation der „Artus-Trilogie“ bei: Hier setzt Dominik Morgenroth die Stücke „Die Tafelrunde“, „Der Gral“ sowie „Die Insel“ auf gelungene Weise in orchestralem Gewand um, dessen Vorbilder nicht zuletzt in der Filmmusik zu finden sind.

Veröffentlichungstermin: 3.5.2019

Spielzeit: 50:37

Line-Up:
Thomas Lindner – Gesang, Akustikgitarre, Akkordeon, Klavier
Saskia Forkert – Geige, Drehleier, Gesang
Birgit Muggenthaler-Schmack – Flöten, Schalmeien, Dudelsäcke, Akkordeon, Backing Vocals
Martin Duckstein – E-Gitarre, Akustikgitarre, Cister, Laute, Banjo, Backing Vocals
Matthias Richter – Bass
Stefan Brunner – Drums

Produziert von Fabio Trentini und Simon Michael (Co-Produzent)

Label: Vertigo / Universal

Homepage: https://www.schandmaul.de
Facebook: https://www.facebook.com/Schandmaul

SCHANDMAUL “Artus” Tracklist

  1. Der Meisterdieb
  2. Der Totengräber (Video bei YouTube)
  3. Vagabunden
  4. Froschkönig (Video bei YouTube)
  5. Auf und davon
  6. Der Kapitän
  7. Die Oboe
  8. Chevaliers
  9. Die Tafelrunde
  10. Der Gral
  11. Die Insel – Ynys Yr Afallon (Video bei YouTube)
  12. Der weiße Wal
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