POEMA ARCANVS: Telluric Manifesto

Statt dem faden 08/15-Rezept für Gothic Metal Marke "schnelle Küche" zu folgen, begeben sich die Chilenen von POEMA ARCANVS erneut auf große Entdeckungsreise ins Reich der dunklen Emotionen und Stimmungen.

Wozu einfach, wenn es auch kompliziert geht? Statt dem faden 08/15-Rezept für Gothic Metal Marke schnelle Küche zu folgen, begeben sich die Chilenen von POEMA ARCANVS erneut auf große Entdeckungsreise ins Reich der dunklen Emotionen und Stimmungen. Dabei streifen sie einige Ausläufer der Prog-, Death- und Doom-Gefilde und machen selbst vor psychedelischen Fragmenten nicht Halt. Das Ergebnis ist verdientermaßen ein sehr hörenswertes Album, das mehrere spannende Hördurchgänge garantiert, bevor man das große Gesamtbild wirklich überschaut. Doch woraus setzt dieses sich zusammen? Es sind vor allem die vielfältigen Details, die gekonnt in einen schlüssigen Liedzusammenhang gebracht werden. Komplexe Akkorde erklingen da im faszinierenden Kontrast zu kurz aufflackernden epischen Melodien, tonnenschwere Riffs wechseln sich mit mystischen Passagen ab, während Sänger Claudio Carrasco mal seinen dunklen Heldenbass auspackt, mal in verzweifelte Schreie und wütende Grunzer verfällt, immer wieder auch vom Englischen ins Spanische wechselt, was für einen weiteren Farbtupfer sorgt. Besonders auffällig gegenüber dem Vorgänger Iconoclast ist die packende Horror-Atmosphäre, die sich mittels Orgelklänge und schräger Harmonien an den Hörer heranschleicht. Dadurch klingen zwar von Zeit zu Zeit entfernte Parallelen zu MOONSPELL an, ohne allerdings die Grenze zum Nachahmen zu touchieren. Telluric Manifesto zeigt das Endergebnis enorm harter und intelligenter Songwriting-Arbeit, das dennoch nie kopflastig oder gar verkrampft klingt. Vermutlich waren dabei 14 Jahre Banderfahrung, die POEMA ARCANVS inzwischen auf dem Buckel haben, äußerst hilfreich. Mindestens genauso wichtig erscheint jedoch auch die Vision komplexen, klischeefreien und emotional packenden Düstermetals bei der Entstehung von Telluric Manifesto. Unterstützt und veredelt wird dieses große Werk durch das heftige lyrische Konzept, in das Titel wie Absinthe und 51% Dead bereits einen kleinen Einblick geben. Auch wenn die spanischen Textanteile so manchem den Zugang erschweren dürften, gewinnt man dennoch einen Eindruck einer gepeinigten, unter Hochspannung stehenden Seele, die sich durch die Niederungen des Lebens kämpft, statt nach Höherem, Feingeistigem streben zu können – faszinierend hier auch die typografische Umsetzung im Inlay, wo der Arbeitsprozess durch verschiedene Schrifttypen absichtlich angebrachte Korrekturen (´defecation´ statt ´tenderness´, ´masturbation´ statt ´sweetness´) erfahrbar gemacht wird und so weitere Dimensionen des Konzepts eröffnet werden. POEMA ARCANVS betreten mit jedem Song Neuland, erforschen es und formen daraus ungemein facettenreiche Klanglandschaften. Welch eine Wohltat, endlich wieder einer Band lauschen zu können, die mehr Zeit im Proberaum als im Fotostudio verbringt, die Kunst nicht mit Künstlichkeit verwechselt und die noch wirklich eigene, innovative Visionen hat und in die Tat umsetzt!

Veröffentlichungstermin: 06.02.2006

Spielzeit: 62:50 Min.

Line-Up:
Claudio Carrasco – Gesang

Claudio Botarro – Bass

Igor Leiva – Gitarre

Michel Leroy – Keyboards

Luis Moya – Schlagzeug

Produziert von POEMA ARCANVS
Label: Aftermath Music

Homepage: http://www.poemaarcanus.cl

Email: arcanexiii@hotmail.com

Tracklist:
Dreamsectary

Circos

Nihil

sadiM

Absinthe

51% Dead

Promised Light

Stone And Magma

US