Das Artwork von "Perchta - D'Muata"

PERCHTA: D’Muata

PERCHTA agieren bereits auf dem Zweitwerk erstaunlich gefestigt und erzeugen auf „D’Muata“ ein unverkennbar eigenständiges Soundbild.

Ein „feministisches Manifest“ mag nicht die erste Assoziation sein, die man gemeinhin mit dem Black Metal verbindet. Gerade deshalb ist die lyrische Komponente von PERCHTAs Zweitwerk ein umso wichtigerer Baustein: um einen unterrepräsentierten Teil der Szene in den Fokus zu rücken und um der oft totgeschwiegenen Thematik der Weiblichkeit eine überfällige Plattform zu geben. „D’Muata“ nimmt sich exakt dieser Fragestellungen in erfrischend ehrlicher, manchmal bewusst exzentrischer und – sieht man mal von der Entscheidung ab, den (Hardcore-)Clip zu „Vom Verlånga” auf einer pornografischen Streaming-Seite zu veröffentlichen – authentischer Weise an.

Ihren in der Tiroler Tradition beheimateten Wurzeln bleibt die Formation auf ihrem Zweitwerk dabei treu: In Mundart erzählt Sängerin Frau Percht von Geburt und Mutterdasein, dem Berufsstand der Hebamme, und der femininen Sexualität; verschweigt nicht die damit verbundenen Herausforderungen und gesellschaftlichen Vorbehalte. Dass PERCHTA auf diese Weise gezielt mit Tabus brechen, während sie sich traditionelles Instrumentarium à la Hackbrett oder Maultrommel („Hebamm“) zunutze machen, hat fast schon Symbolcharakter. Als würde das Gespann der manchmal noch arg konservativen Denkweise auf dem Land den Spiegel vorhalten: weil eben das, was „D’Muata“ ausspricht, schon immer Teil der Lebenswirklichkeit war.

PERCHTA erzeugen auf „D’Muata“ ein unverkennbar eigenständiges Soundbild

In diesem Spannungsfeld agieren PERCHTA überaus zielstrebig und kompositorisch mehr als gefestigt. Insbesondere im Vergleich zum achtbaren Debüt „Ufång“ (2020) präsentieren sich die neun Tracks weiterhin gereift. Dramaturgisch durchdacht und intelligent arrangiert verbindet das Sextett in „Ois wås man san“ giftige Black-Metal-Ausbrüche mit Folk-Instrumentarium und erzeugt durch den Lokalkolorit ein unverkennbar eigenständiges Soundbild. Die garstigen Screams Frau Perchts sind dabei stets emotional aufgeladen, was der Botschaft der Frontfrau eine ungemeine Dringlichkeit verleiht.

Geschickt platzierter Klargesang im Refrain von „Vom Verlånga“ oder in „Hebamm“ schenkt dem Material die nötige Griffigkeit, wobei sich hier und da auch überraschend eingängiges Riffing oder die präsente Melodieführung des Hackbretts findet. Letzteres verhilft „D’Muata“ mit dem intensiven „Mei Dianä Mei Bua“ zu einem emotionalen Abschluss. Zusammengehalten wird das Album schließlich von einigen atmosphärisch aufgeladenen Stücken, die den Folk-Anteil zur tragenden Säule erheben: Akzentuierte und mit starkem Echo nachhallende Spoken-Word-Passagen prägen „Heiliges Bluat“, während sich der einfühlsame „Wehenkanon“ durch seinen fast schon hypnotischen Rhythmus anschickt, den unkontrollierbar wirkenden Schmerzensschreien ein beruhigendes Auffangnetz zu spannen.

„D’Muata“ zeigt PERCHTA erstaunlich gefestigt

All das unterstreicht schlussendlich den einzigartigen Charakter PERCHTAs, der sich nun bereits mit dem zweiten Studioalbum erstaunlich gefestigt und über weite Strecken in schlicht beeindruckender Weise manifestiert. Originell und erfrischend umgesetzt, schreckt „D’Muata“ nicht davor zurück, im Zweifelsfall eben nicht die üblichen Klischees zu bedienen, sondern thematisch anzuecken – und damit hoffentlich auch die Vorstellung dessen zu erweitern, was wir gemeinhin mit dem Black Metal in Verbindung bringen.

Veröffentlichungstermin: 14.06.2024

Spielzeit: 47:55

Line-Up

Frau Percht – harsh & clean vocals, Teufelsgeige, percussions
Walscher (Fabio D’Amore) – bass, keys & programming
Loda (Chris Knoll) – electric lead & acoustic guitars
Moosmandl (Christian Höll) – dulcimer (Hackbrett)
Gsell (Lukas Massinger) – electric rhythm & acoustic guitars
Håscht (Simon Schnückel) – drums

Produziert von Fabio D’Amore, Staffan Karlsson (Mix) und Mika Jussila (Mastering)

Label: Prophecy Productions

Homepage: https://perchta.tirol
Facebook: https://www.facebook.com/perchta.band
Instagram: https://www.instagram.com/perchta.band
Bandcamp: https://perchta-official.bandcamp.com/

PERCHTA “D’Muata” Tracklist

1. Vom Verlånga (Video bei YouTube)
2. Ois wås ma san (Lyric-Video bei YouTube)
3. Heiliges Bluat
4. Hebamm (Video bei YouTube)
5. D’Muata
6. Wehenkanon
7. Ausbruch
8. Långtuttin & Stampa
9. Mei Dianä Mei Bua