PELICAN: The Fire in Our Throats Will Beckon the Thaw

Instrumental Rock. Und essenziell.

Die eigene Musik bedeutet für manchen Musiker sicherlich das ganze Leben. Dass auch diejenigen, die ihre Musik konsumieren, ähnliches dafür empfinden könnten ist irgendwie beängstigend. Das was ich für PELICAN empfinde kommt dem erschreckend nahe. PELICAN ist eine Band, die man entweder vergöttern oder hassen muss, die Musik dieses Gespanns in Worte zu fassen ist nicht einfach, vor allem weil sie sprachlos macht. Ich versuche es aber trotzdem mal.

Viel hatte ich zuvor von den Chicagoer Instrumental Rock-Pionieren bereits gehört, aber leider war nicht ein einziger Ton ihrer Musik dabei. Und jetzt frage ich mich ernsthaft, wie ich jemals ohne diese Musik sein konnte. Vielleicht weil man das was man nicht kennt auch nicht vermisst. Nun ist es allerdings so, dass dieses gewaltige Klanggebilde nach kurzer Zeit bereits fest zu meinem Leben dazugehört. Vielleicht gerade wegen dem letzten Wochenende. Lange Autofahrten bei wunderschönem Spätsommerwetter, das ist genau die richtige Atmosphäre für den bereits zweiten Orkan des Quartetts. Ein leicht melancholisches Lächeln umspielt die Lippen des Hörers, man ist entspannt und still, leicht in sich gekehrt. Doch im Inneren, da brodelt man, man durchlebt jeden der Töne, die aus den Gitarren von Laurent Lebec und Trevor de Brauw kommen, man wird hin- und hergerissen von subtiler, unaufdringlicher Schönheit, von harschen Riffgewittern, von leisen Passagen.

In der Tat, The Fire in Our Throats Will Beckon the Thaw ist wie eine lange Landstraßenfahrt quer durch die unterschiedlichsten Regionen der Erde. Steinig und karg, blühend und prachtvoll. Diese Gegensätze sind gang und gäbe und sie kommen nicht so unvermittelt, als dass man aus allen Wolken fällt, viel mehr kündigen sich diese Umschwünge wie ein nahendes Gewitter bereits vorher an, bis sich dann alles auf dem Hörer entlädt. Daraus entstehen komplexe, aber jederzeit nachvollziehbare Songs, die einerseits schon fast progressiv sind, aber doch immer wieder mit sagenhaften Hooklines aufwarten, die dem Hörer den Atem rauben, die sein Gedächtnis nicht mehr verlassen.

Wie eine Reise, bei der man nur nach vorne blickt und selten zurück, sind auch die sieben teils sehr epischen Nummern gehalten, kein Riff wird unnötig wiederholt, wozu auch. Man hört sich die Scheibe garantiert eh noch einige Male an, vertraut wird mit der Zeit alles von selbst. Dass PELICAN sich auf keine Kompromisse im Songwriting einlassen, wird spätestens deutlich, wenn sich die Gitarren gegenseitig umgarnen und eine ungeahnte Tiefe aufkommen lassen. Das ist vor allem bei dem Übersong March to the Sea und bei Red Ran Amber, aber auch mehr oder weniger ausgeprägt bei den restlichen Songs. Das abschließende Duo Aurora Borealis und Sirius gehört zusammen wie zwei ungleiche Geschwister, bietet Gegensätze, tendiert aber in eine Richtung und strahlt so viel Wärme und Melancholie aus, dass man sich einfach nur wohl fühlt.

Was die vier Musiker mit ihren Instrumenten erschaffen ist in sich geschlossen, kein weiteres Element darf mehr hinzukommen, keine weitere Nuance mehr würde der Musik gut tun. Ebenso wäre ein Sänger bei PELICAN einfach nur störend, die Musik drückt alles aus, was es auszudrücken gibt. Kein Text der Welt könnte das, was PELICAN mit ihren Instrumenten ausdrücken. Ein derart wunderschönes und mitreißendes Album hört man selten, zusammen mit At the Soundless Dawn von RED SPAROWES gehört dies zur Creme de la Creme des Instrumentalrocks. Jedes der Alben ist auf seine eigene Art und Weise unerreichbar, essenziell, groß und heilig.

Veröffentlichungstermin: 22. August 2005

Spielzeit: 58:42 Min.

Line-Up:
Trevor de Brauw – Guitars

Laurent Lebec – Guitars

Bryan Herweg – Bass

Larry Herweg – Drums

Label: Hydra Head Records

Homepage: http://www.hydrahead.com/pelican

Tracklist:
1. Last Day of Winter

2. Autumn into Summer

3. March to the Sea

4. .

5. Red Ran Amber

6. Aurora Borealis

7. Sirius

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