blank

PELICAN: Forever Becoming

Ihr erstes Album in vier Jahren verdeutlicht, dass PELICAN immer noch relevant sind: "Forever Becoming" ist die bisherige Krönung ihres Schaffens.

Forever Becoming ist ein Albumtitel, der elegant das Dilemma von PELICAN aushebelt: Während in City Of Echoes stand, dass PELICAN auf ewig aus den vier Gründungsmitgliedern bestehen würde, hat sich erwiesen, dass nichts beständiger ist als der Wandel. Laurent Schroeder-Lebec wurde von Dallas Thomas ersetzt, der erste Besetzungswechsel in zwölf Jahren Bandgeschichte. Nun, die Sonne geht morgens immer noch auf und senkt sich nach wie vor des Abends, und PELICAN sind immer noch dieselben. Forever Becoming mag kein besonders innovatives Album sein, aber es ist ein wunderbares Stück Instrumental Rock. Die Energie, die von PELICAN ausgeht, ist immer noch die gleiche, mehr noch: Forever Becoming ist sogar das vielleicht dynamischste und facettenreichste Album der Chicagoer. Es dominieren wuchtige Riffs, mordsmäßig brachiales Drumming, ungebremste Power, dazwischen gibt es auch die üblichen getragenen Momente, die dennoch erfrischend heavy sind.

Biedere Post Rock-Klischees lassen PELICAN auf Forever Becoming nicht zu, das Album ist saftig, hat Druck und kracht sogar dann, wenn es leise wird. Die Energie, die von PELICANs fünftem Album ausgeht ist beeindruckend. Zunächst nehmen die vier Musiker mit Terminal erst genüsslich Anlauf, lassen sich dreieinhalb Minuten Zeit, mit poetischer Gitarrenarbeit, dick brummendem Bass und beherztem Drumming. Mittels Deny The Absolute fallen PELICAN quasi mit der Tür ins Haus und liefern den bisher besten Song ihrer Karriere ab. Diese Power, diese Riffs, dieser Basssound, diese Grooves sind so stürmisch und mitreißend, so gut war diese Formation noch nie. Danach haben es die anderen Stücke schwer, dagegen anzukommen. The Tundra wirkt im Anschluss etwas träge und etwas blass, danach finden PELICAN ihre Form aber schnell wieder. Das beinahe poetische Immutable Dusk, das epische Threnody und das mal treibende, mal sphärische Vestiges zeigen die Instrumental Rock-Band in Hochform.

Neben Deny The Absolute haben PELICAN noch eine andere Nummer fürs bandeigene Geschichtsbuch parat: Mit dem abschließenden Perpetual Dawn erhebt sich ein knapp zehnminütiges Stück, dessen wunderbares, großes, schönes Ende einem den Atem verschlägt. Allein hierdurch wird The Fire In Our Throats Will Beckon The Thaw als mein bisheriges Lieblingsalbum der Band abgelöst. Das Quartett hat hörbar eine Menge Arbeit in Forever Becoming gesteckt, es hat die besten Riffs parat, die man im Instrumental Rock-Bereich finden kann, es spart nicht an kleinen Details, die aus dem Riffgewitter herausragen und die eine wunderschöne, freudige und positive Aura erzeugen. Das alles wird eingebettet in einen erstklassigen, rauen aber unglaublich fetten Sound, der gerade im Bereich der Rhythmusinstrumente wegweisend ist. Wuchtig und brachial ist die Produktion, aber dennoch voller Raum und Dynamik, wodurch sich die Musik spielend leicht entfalten kann.

Natürlich erfinden sich PELICAN auf Forever Becoming nicht neu und das Genre erst recht nicht. Aber Relevant sind sie immer noch, sie haben noch immer eine Menge zu sagen, und Worte bedarf es dafür freilich nicht. Forever Becoming festigt den Status von PELICAN, es zeigt, dass vier Jahre nach dem letzten Album What We All Come To Need mit dieser Band immer noch zu rechnen ist, dass sie nach wie vor im Saft stehen und es ihnen weder an Kraft noch Ideen mangelt. Es ist also doch alles beim alten geblieben. Daneben lügt der Albumtitel auch auf andere Art und Weise keineswegs: Freunde der Band können sich auf die bisherige Krönung der Diskografie von PELICAN freuen, ein Ende ist nicht abzusehen, und wenn es nochmal vier Jahre dauern mag. Und wer im Hier und Jetzt die besten Riffs und beherztesten Songs jenseits des Atlantiks hören will, die es in diesem Genre gibt, sollte im Falle von Forever Becoming unter keinen Umständen zögern.

Veröffentlichungstermin: 18. Oktober 2013

Spielzeit: 51:44 Min.

Line-Up:
Larry Herweg
Bryan Herweg
Dallas Thomas
Trevor Shelley de Brauw

Produziert von Chris Common und PELICAN
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: http://www.pelicansong.com

Mehr im Netz: http://pelican.bandcamp.com

Tracklist:
1. Terminal
2. Deny The Absolute
3. The Tundra
4. Immutable Dusk
5. Threnody
6. The Cliff
7. Vestiges
8. Perpetual Dawn

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner