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PARAGON: Metalation

„Metalation“ bringt eigentlich alles auf den Punkt, wofür PARAGON seit gut 35 Jahren stehen

Darf man ein Review schreiben, wenn man mal selbst in der Band war? Bestimmt, das ist fast 35 Jahre her, kurz nach Gründung von PARAGON. Gerade wenn man nicht ganz neutral ist, musste man sich doch Sorgen machen, Corona-Flaute, Zeit- und Motivationsmangel, Besetzungskram. Dass die Hamburger Metalveteranen um Mainman Martin, Basser Jan und Sänger Buschi eigentlich vor dem Aus standen und nur noch der Abschied amtlich abgeliefert werden sollte, das war schade. Es lief dann doch anders, die Arbeitam neuen, nunmehr 13. Album „Metalation“ hat so viel Schub gegeben, dass die Jungs nun wohl doch nicht ans Aufhören denken wollen. Wie denn auch bei einem Album, dass die Stärken der Band bündelt wie kaum ein anderes.

Statt Auflösung geht es mit „Metalation“ weiter nach vorn bei PARAGON

So tritt der Opener gleich direkt Popo, Fake News, überall Lügen und Manipulation, glaubt nicht alles! Aber wir glauben, das so ein energischer Song auch live richtig Spaß macht. Schöne Gitarrenläufe, deftige Riffs und energische Vocals, purer PARAGON-Metal halt. „Slenderman“ und später „MarioNET“ gehen noch mehr nach vorne. Gerade diese Abgehnummern lassen mich immer wieder schmunzeln, kommen doch Erinnerungen hoch an ganz frühe Songs aus den Anfangstagen wie „Enter The Crypt“ oder „Void II“. Als „Insider“ ist es einfach schön zu hören, dass Martin durchgehend seit gut 35 Jahren seinen ganz eigenen Stil beibehalten hat, der sich durch jedes Album zieht. Später mit eine größeren Portion ACCEPT, zuletzt etwas thrashiger, aber immer hörbar Martin Christian.

„Battalions“ kommt gar mit einer scharfen MANOWAR-Klinge, poliert mit fast fröhlichen Melodien, die mehr nach schwedischem Hard Rock klingen wie TREAT und Co. als nach deutschem Happy Metal. Kein Album ohne einen doomigen Song, das erwarte ich genau so. „Beyond The Horizon“ durchzieht die gleiche Schwere, die so manchen Song seit den Anfangstagen ausgemacht hat. Dazu ein epischer Refrain, der auch den üblichen Kauz-Metal-Bands gutgestanden hätte. Zähes Bangen ist angesagt, das macht mehr Nackenschmerzen als wildestes Abhotten.

Typischer PARAGON-Metal, (fast) jeder Song kommt auf den Punkt, es gibt sogar eine Kuschelballade

Dann folgt wieder ein Tritt in den Hintern mit „The Haunted House“, catchy und stampfend kommt „Burn The Whore“, jeder Song kommt auf den Punkt, verbeugt sich mal hier und mal da in verschiedene Richtungen. Einzig der Titelsong wirkt ein wenig, als hätte man verschiedene, noch nicht verwurstete Ideen zusammengeschoben. Ein bisschen MANOWAR hier, SAXON-Melodien, typische PARAGON-Gitarren, dann ein zarter, schwebender Part, schöne Leads, um dann doch nochmal laut und Heldenhaft zu werden. Unerwartet die Ballade „My Asylum“, Akustikgitarre, der knurrige Bass legt sich unter die ruhigen Vocals, der catchy Refrain baut sich groß auf. Irgendwie schon eine typische Metalballade, aber trotzdem nicht kitschig. Das dürfte auch live für Gänsehaut sorgen, ein wirklich schöner Song!

Auf der CD-Version gibt es als Bonus eine Neueinspielung von „Hellgore“, Opener auf dem 2008er Album „Screenslaves“. Wieder einer dieser voll nach vorne gehenden Songs, die die Handschrift von Martin von der Gründungszeit bis heute tragen. Die neue Version kommt noch energischer als das kürzlich erst gehörte Original, lässt die Thrash-Anleihen gemeinsam mit HELLOWEEN-Melodien tanzen. Ok, dass PARAGON am Anfang mal „South Of Heaven“ gecovert haben, das vermutet heute auch niemand mehr. Außer man hört richtig hin. Aber da sind wir wieder an dem Punkt: Wiederholungen und Ähnlichkeiten in der Songshistory beruhen nicht auf Selbstkopien mangels Ideen, Martin ist halt immer seiner Linie treu geblieben und prägt durchgehend den Sound von PARAGON. Huch, ich kling ja fast wie ein Fanboy! Die Band besteht aber nicht nur aus ihm.

PARAGON ist auf „Metalation“ ein Dreamteam passender Musiker

Spaß machen wie immer die Vocals von Buschi, der schlichtweg die einzig mögliche Stimme für PARAGON hat. Mal verbeugt er sich vor SAXON´s BIFF, mal vor JUDAS PRIEST Metal Gott HALFORD. Mit der kratzig-rauen Stimme erinnert er passend zum permanent auftauchenden ACCEPT-Touch immer mal an UDO, natürlich denkt man auch stimmlich und bei der gleichen musikalischen Ecke immer mal an die Teutonenstahl-Kollegen von GRAVE DIGGER. Chris und Co. haben ja gerade auch mit „Bone Collector“ ein starkes Album raus geschoben. Basser Jan schraubt die Songs mit zusammen, wummert oft Songdienlich im Hintergrund, findet aber immer mal den Platz, um sich nach vorne zu drücken. Wie auch auf den Festivals, wo man sich immer mal über den Weg läuft.

Jan Bertram sägt fleißig mit an der Gitarre. Selbst die Backing Vocals der Jungs sind deutlich abwechslungsreicher. Highlight für mich bleibt aber neben Band-Papa Martin sein Junior Jason, wie Martin auch bei den KNEIPENTERRORISTEN. Als Aushilfe eingesetzt, paragonisiert und nun festes Mitglied, macht es einfach Spaß, seinem spritzigen, energischen Drumming zuzuhören. Dass der Bandjüngling den alten Knaben mit seinem jungen, frischen Spiel live ordentlich in die Hintern tritt, das dürfte auf den geplanten 35 Jahre-Jubiläumsshows, u.a. auf dem HEADBANGERS OPEN AIR, gesichert sein.

„Metalation“ bringt eigentlich alles auf den Punkt, wofür PARAGON seit gut 35 Jahren stehen

„Metalation“ bringt eigentlich alles auf den Punkt, wofür PARAGON seit gut 35 Jahren stehen. Das Album hat mehr Platz für Melodien, gibt sich sehr abwechslungsreich innerhalb des typischen Bandstils, und bleibt immer eindeutig erkennbar PARAGON. Piet Sielck hat einen druckvollen Sound zusammengebaut, „Metalation“ kann man eigentlich nur LAUT hören. Wer die Hamburger mag hat das Album eh schon. Ansonsten kann jeder zugreifen, wenn man auf fetten, kraftvollen, klassischen aber nicht altbackenen puren Power Metal steht.

Veröffentlicht am 08.11.2024

Spielzeit: 51:06 Min.

Lineup:
Andreas Babuschkin – Vocals
Martin Christian – Guitars, Backing Vocals
Jan Bertram – Guitars, Backing Vocals
Jan Bünning – Bass, Backing Vocals
Jason Wöbcke – Drums, Backing Vocals:

Label: Massacre Records

Homepage: http://paragon-metal.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/paragonmetal

Die Tracklist von „Metalation“:

1. Fighting The Fire (Video bei YouTube)
2. Slenderman
3. Battalions (Video bei YouTube)
4. Beyond The Horizon
5. MarioNET
6. The Haunted House
7. Burn The Whore
8. Metalation (Video bei YouTube)
9. My Asylum
10. Hellgore (Bonus Track)