Eine Achterbahn durch Wasser und Feuer

PANZERBALLETT: Übercode Œuvre

Wer es gerne kompliziert mag, bekommt einmal mehr die gewohnt sperrige Mischung aus Metal und Jazz geboten. Das überwiegend instrumentale Material wird technisch tadellos umgesetzt, ist originell arrangiert und klingt oft ziemlich anstrengend.

Seit ihrem selbstbetitelten Debüt frönen PANZERBALLETT einer vertrackten Mischung aus Metal und Jazz. Heftige Gitarren-Riffs treffen aus Saxofon-Ausbrüche. Passend dazu begeistert das vertrackte Schlagzeug (u.a. Virgil Donati und Marco Minnemann) mit reichlich Spielwitz. Fans der Band, die stilistische Konstanz schätzen, müssen hier eigentlich blind zugreifen. Schon zu Beginn spielen sich Bandkopf Jan Zehrfeld beim MESHUGGAH-Cover „Bleed“ die Finger knotig. Der Rhythmus stolpert kontrolliert durch allerlei Takt-Arten. Saxofonist Florian Fennes verteilt disharmonische Farbtupfer. Alles wie immer also.

Unbedingt vertrackt, bedingt progressiv

Man ist geneigt, den Musikstil als Progressive Metal zu beschreiben. Technisch blitzsauberes Gefrickel gibt es zuhauf. Das Aufnahmen wurde klar und druckvoll produziert. Die weitgehend instrumentalen Stücke stammen etwa zur Hälfte aus eigener Feder. Ansonsten wird abermals bekanntes Liedgut aus Klassik, Funk und Metal verwurstet, bis das Original-Material nur noch ansatzweise erkennbar ist. Stilistisch ist das freilich das gleiche Schema, das beispielsweise bei „Gimme, Gimme, Gimme“ vom Album „Hart Genossen von ABBA bis ZAPPA“ für Staunen und Begeisterung sorgte. PANZERBALLETT bleiben hier also konservativ progressiv.

„Alien Hip Hop“ von Virgil Donati klingt einmal mehr nach Musik für Musiker. Die Mucke ist abwechslungsreich ohne Ende, aber eben auch kaum eingängig. Fast schon schmeichelnd klingt hingegen das E-Gitarren-Gewitter bei der Neu-Interpretation von Vivaldis „Sommer“. Ein Ausreißer nach unten ist hingegen die Gesangsversion von Beethovens „Ode an die Freude“. Man hat gefühlt jede Note um einen Halbton bzw. eine Achtelnote verschoben und streut zwischendurch fette Gitarren und brachiale Schlagzeug-Fills ein. Das Ergebnis erinnert eher an Zahnschmerzen als an musikalische Begeisterung. Zweimal habe ich mir das pflichtbewusst für dieses Review angehört. Das war sehr mühsam.

Jazz-Alarm bei PANZERBALLETT

Etwas später gibt es auf „Übercode Œuvre“ noch eine instrumentale, jazzlastige Version der „Ode an die Freude“. Die klingt dagegen fast schon schön. Aber nur fast. Ja, ich mag keinen Jazz. Immerhin bieten PANZERBALLETT insgesamt reichlich Abwechslung, so dass keine Langweile aufkommt. Die Fülle an Noten kann überwältigend und auch anstrengend wirken. Dadurch bietet die Band aber auch anno 2025 ein nachhaltiges Hörvergnügen. Die Zielgruppe für solch eine Achterbahnfahrt, die auch auf dem Cover bestens eingefangen wurde, ist freilich überschaubar. Entsprechend findet die anstehende Tour auch in kleineren Clubs statt. Wer dort von der Notenflut nicht völlig erschlagen werden will, sollte sich zeitnah mit dem vorliegenden Album vorbereiten.

Veröffentlichungsdatum: 25.04.2025

Spielzeit: 51:52

Line-Up:
Jan Zehrfeld: Gitarre

Label: Hostile City

Homepage: https://www.panzerballett.de

Panzerballett „Übercode Œuvre“ Tracklist:

  1. Bleed (6:24) (Video bei YouTube)
  2. Seven Steps to Hell (3:11)
  3. The Four Seasons: Summer(4:30)
  4. Alien Hip Hop (8:46) (Video bei YouTube)
  5. Andromeda (6:00)
  6. Ode to Joy (vocal) (4:14) (Video bei YouTube)
  7. Pick Up the Pieces (5:30) (Video bei YouTube)
  8. The Devil’s Staircase (5:15)
  9. Ode to Joy (instrumental) (6:23)
  10. Andromedaron (digital bonus track) (5:58)