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PALMS: Palms

Wenn ehemalige ISIS-Musiker mit dem DEFTONES-Sänger… ihr wisst schon.

Es ist alleine schon aufregend, sich dieses Album vorzustellen: Wenn ehemalige ISIS-Musiker mit dem DEFTONES-Sänger… ihr wisst schon. Da flirren schon vorab bei manchen die Superlative im Kopf herum. Aber PALMS holen uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Nicht weil ihr Debütalbum schlecht wäre, einfach weil es die Summe seiner Bestandteile ist. Weil PALMS das liefern, was Realisten erwarten. Chino Morenos Stimme trifft auf Musik, die eine gezähmte Fortführung von Wavering Radiant ist, das ist natürlich nicht das Schlechteste auf der Welt. Und so ist Palms auch ein wirklich schönes Album, ein wenig spannungsarm vielleicht, mit nicht wirklich vielen Härteausbrüchen, aber mit solidem Songwriting und vielen Momenten, die schnell und tief unter die Haut gehen.

So tropisch und exotisch, wie der Bandname es erwarten lässt, ist die Musik also nicht, zumindest das alteingesessene ISIS-Klientel könnte hier und da etwas unterfordert sein, aber auch DEFTONES-Hörer kennen andere Härtegrade. Die sechs Songs von Palms haben trotzdem ihre Reize. Die liegen vor allem an Chinos Gesang, der selten so gefühlvoll und beschwörend war wie in diesen Stücken. Die Musik andererseits klingt nicht wie bloßes Beiwerk, wie ein schnödes Chino-Begleitorchester, sondern ist eine gleichberechtigte Komponente, die sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet ist. Das ist auch die Krux an PALMS: Statt ein großes Ganzes zu sehen, sind immer zwei Parteien zu hören – Moreno auf der einen Seite, Meyer, Caxide und Harris auf der anderen.

Diesen Makel werden PALMS hoffentlich ausmerzen können, wenn sie miteinander auf Tour waren und ein eingespieltes Songwriting-Team sind. So sind die Gänsehautmomente noch nicht durchgehend zu erleben, aber das wundervolle Mission Sunset beweist, dass PALMS Potenzial haben, ein würdiger ISIS-Nachfolger zu werden – dieses Stück ist einfach ergreifend. Und auch in Patagonia, Shortwave Radio und Antarctic Handshake schleichen sich oftmals geniale Momente ein. Ein bisschen unbequem, ein bisschen schwer nachvollziehbar und ein bisschen kitschig sind PALMS trotzdem immer wieder. Das Wichtigste ist jedoch: Harris, Caxide und Meyer zeigen, dass sie es auch ohne den ehemaligen ISIS-Frontmann Aaron Turner können. Und dass sie zusammen mit Chino Moreno für Maulsperre sorgen können, zumindest ein paar Mal im Laufe dieses Albums.

Das zeigen die Riffs, die teils nach ISIS, teils nach RED SPAROWES klingen, aber trotzdem in einen eingängigen Kontext passen. Auch das charakteristische, mit Chorus-Effekten unterlegte Bassspiel von Jeff Caxide und das recht erdige, aber verspielte Drumming von Aaron Harris sind noch immer da. Durch die nicht selten ausufernden Instrumental-Passagen wird vermieden, dass Chino Moreno zu sehr im Mittelpunkt steht. Dieser beschränkt sich fast ausschließlich auf seine gefühlvolle Stimmlage und brilliert nicht selten; ein paar Mal hätte er dennoch so richtig wild sein dürfen und auch müssen. Weil er dies beinahe verkrampft unterlässt, schrammt er auch an der unwahrscheinlich guten Leistung von Koi No Yokan vorbei.

Trotz aller Kritik, es sind die schönen, geheimnisvollen Momente, die nach dem Hören von PALMS´ Debüt im Gedächtnis bleiben. Potenzial für mehr ist hörbar gegeben, wenn die Band zusammengewachsen ist. Wenn sich PALMS gefestigt haben, werden Längen wie in Tropics nicht mehr vorkommen. Freunde der späten ISIS und der atmosphärischen Momente der DEFTONES dürfen sich aber ohne Furcht auf PALMS stürzen – nur die Erwartungen sollten nicht überlebensgroß sein.

Veröffentlichungstermin: 28. Juni 2013

Spielzeit: 46:55 Min.

Line-Up:
Chino Moreno
Aaron Harris
Jeff Caxide
Bryant Clifford Meyer

Label: Ipecac Recordings

Homepage: http://www.palmsband.com/
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/palmsband

Tracklist:
1. Future Warrior
2. Patagonia
3. Mission Sunset
4. Shortwave Radio
5. Tropics
6. Antarctic Handshake

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