PAATOS: Silence of Another Kind

Ein solider Grundstock für kommende Großtaten – zu einem Ausnahmealbum in Sachen Postrock hat es dieses Mal leider nicht gereicht.

Ein sehr programmatischer Titel, der das dritte Album der schwedischen Band umschwirrt. Hier kann man viel erwarten, die totale Ruhe, oder als zynisches Kontrastprogramm den totalen Lärm. Jedenfalls gehen PAATOS doch ziemlich in die Richtung, die ich von ihnen am ehesten erwartet habe: Elegischen, leicht progressiv angehauchten Postrock, der zum Träumen einlädt und auch einiges an Tiefgang zu bieten hat.

Kein simpler Schönklang macht Silence of Another Kind aus, vielmehr gibt es oftmals obskure Songaufbauten, die den Hörer wie ins kalte Wasser schmeißen. Ist that All? ist so ein Lied, leichte Kost ist etwas anderes, da kann die Stimme von Petronella Nettermalm, die den Ohren schön schmeichelt, auch nichts ausrichten. Hier ist sich der Herausforderung stellen angesagt. Und man bereut es nicht, sich in diese Nummern einzuhören. Doch die Stärken der Band liegen wo anders. Die Highlights des Albums sind die mit einer Prise Trip Hop versetzten Stücke Your Misery und Not a Sound. Hier klingen PAATOS zwar noch lange nicht nach PORTISHEAD oder gar MASSIVE ATTACK, aber ein gewisses urbanes Gefühl begleitet diese Stücke durchaus. Und gerade letzterer Song ist fast schon filmreif, wie er mit seiner erhabenen Trauer den Hörer verblüfft.

Was die fünf Schweden außerdem gut können ist erdig zu rocken. Nicht besonders heavy, nicht so intensiv wie der Rest der Scheibe, aber dennoch in die Beine gehend. Das macht PAATOS sicherlich nicht zu einer Partyband, aber es bietet wohldosierte Abwechslung. Und das obwohl eben diese Abwechslung auf Silence of Another Kind nicht groß gesucht werden muss. Wie ein Chamäleon verwandeln sich PAATOS und ziehen dies über die kompletten 40 Minuten konsequent durch. Der Nachteil daran: Der Gesamteindruck leidet. Das ist einerseits nicht ganz so dramatisch, andererseits gibt es eine bestimmte Stimmung in der man dieses Album immer hören möchte. Man muss sich immer etwas dazu zwingen, das dritte Album der Schweden zu hören.

Dennoch ist die Melancholie durchgehend auf Silence of Another Kind präsent. Alle Songs sind düster, wenn auch nicht pechschwarz, angehaucht. Ebenso sind PAATOS sehr stilvoll, irgendwie erhaben. Doch bevor ihr versucht seid, in diese eine Ecke zu denken: Nein, mit Gothic Metal haben die Schweden wirklich nichts am Hut. Und so ist es schwierig, eine Zielgruppe für dieses Album auszumachen. Einzig THE PROVENANCE könnten insofern als Referenz dienen, dass Sympathisanten von ihnen auch PAATOS mögen dürften. Eigenständig, mutig und anspruchsvoll, das ist Silence of Another Kind und wer bei diesen Adjektiven hellhörig wird: Bitte antesten. Es wird nicht euer neues Lieblingsalbum werden, aber für PAATOS ist dies eine solide Grundform aus der durchaus mehr entstehen kann, sofern sie ihren Weg nur konsequent genug weitergehen.

Veröffentlichungstermin: 19. Mai 2006

Spielzeit: 42:06 Min.

Line-Up:
Petronella Nettermalm – Vocals, Cello
Peter Nylander: Guitar
Stefan Dimle – Bass
Ricard Huxflux Nettermalm – Drums
Johan Wallén – Keyboards

Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.paatos.com

Tracklist:
1. Shame
2. Your Misery
3. Falling
4. Still Standing
5. Is that All?
6. Procession of Fools
7. There Will Be No Miracles
8. Not a Sound
9. Silence of Another Kind

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