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ORPHANED LAND: A Heaven You May Create

ORPHANED LAND halten an ihrer Vision eines besseren Morgen fest: “A Heaven You May Create” wird auf diese Weise zu einer Ansammlung von Höhepunkten, auch weil das Orchester den Stücken zusätzliche Tiefe verleiht.

Es sollte ein besonderes Geschenk zum 30. Geburtstag werden. Ein kraftvolles Statement, dass Musik die Menschen zusammenbringen kann. Ein ergreifendes Plädoyer für das Miteinander, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Dafür stehen ORPHANED LAND seit ihrer Bandgründung im Jahr 1991, ohne sich dabei jedoch in naiver Illusion zu verlieren. „A Heaven You May Create“ spricht es ja bereits an: Wir alle sind die Architekten unserer gemeinsamen Zukunft – eine, die Ende 2023 im Heimatland der israelischen Progressive Metal-Band ungemein düster aussieht.

Der Nahostkonflikt erreichte mit dem Terroranschlag vom 7. Oktober eine neue Eskalationsstufe in einer Region, in der schon viel zu viel Blut vergossen wurde. Wer die Äußerungen von Sänger Kobi Farhi in den sozialen Medien verfolgt, bekommt vielleicht eine leise Ahnung, wie herzzerreißend die Situation sowohl für die Band als auch deren Mitmenschen ist – insbesondere, weil der Frieden zwischen den Völkern und Religionen eines der zentralen Themen ist, die ORPHANED LAND in ihrem Schaffen immer und immer wieder in den Fokus rücken.

ORPHANED LAND erweitern ihre Rückschau dank Orchester um eine neue Dimension

Gerade deshalb ist „A Heaven You May Create” aber nun umso relevanter: Was ursprünglich im Juni 2021 während der Pandemie mit einem 60-köpfigen Orchester in Tel Aviv als besonderes Jubiläumskonzert aufgezeichnet wurde, bekommt vor dem aktuellen regionalpolitischen Hintergrund eine weitere Dimension, welche Stücke wie „All Is One“ unweigerlich ins Zentrum befördert . Doch selbst wenn wir diese Umstände weitestgehend ausklammern, verliert der Live-Mitschnitt nichts von seiner Eindringlichkeit.

Als Rückschau auf 30 Jahre Bandgeschichte decken ORPHANED LAND mehr oder minder alle Schaffensperioden ab und entlocken ihren Kompositionen dabei nicht selten neue Facetten. Gerade die orchestralen Arrangements scheinen wie geschaffen für die ausladenden Nummern des Meisterstücks „Mabool (The Story Of The Three Sons Of Seven)“ (2004), das auch nach so vielen Jahren noch die stützende Säule des Sets bilden darf. Dem wunderbaren „The Storm Still Rages Inside“ verleiht das Chamber Opera Orchestra während seiner langen Instrumentalpassagen  zusätzliche Tiefe, während sich zwischendrin sogar das sonst vornehm zurückhaltende Publikum bemerkbar macht.

“A Heaven You May Create” ist eine Ansammlung von Höhepunkten

Zwischen der berührenden Ballade „Brother“ und den aufrüttelnden „Sapari“ sowie „Norra El Norra“ findet sich mit „Like Orpheus“, „Birth of The Three“, „Ocean Land“ und dem zart-zerbrechlichen „In Thy Never Ending Way“ ein regelrechtes Sammelsurium aus Höhepunkten, welches dank des transparenten und doch organischen Mix durchaus kraftvoll aus den Lautsprechern schallt. Auch deshalb ist „A Heaven You May Create“ eine ideale Gelegenheit, das packende Material ORPHANED LANDs in einem leicht anderen Kontext neu zu entdecken – wobei die CD-Ausgabe mit einer gekürzten Setlist vorliebnehmen muss: Neben dem Intro fielen „The Kiss Of Babylon (The Sins)“ sowie „A Never Ending Way“ vom Zweitwerk „El Norra Alila“ (1996) der Schere zum Opfer.

Als Ausgleich liegt ausschließlich der CD-Fassung eine DVD mit der rund 90-minütigen Konzert-Aufzeichnung bei, die allerdings aufgrund der formatbedingt dürftigen Bildqualität eher als nette Dreingabe zu verstehen ist. Ein schönes Gesamtpaket ist „A Heaven You May Create“ nichtsdestotrotz. Band, Chor und Orchester agieren Hand in Hand und bringen dadurch genau das zum Ausdruck, was die Formation im Kern schon immer angetrieben hatte: Wenn alle an einem Strang ziehen, geschehen bisweilen wunderbare Dinge. Eine simple Weisheit, die wir dieser Tage und angesichts der grausamen Realität viel zu oft vergessen.

ORPHANED LAND geben die Hoffnung auf ein besseres Morgen nicht auf

Es wäre einfach das Handtuch zu werfen und in Resignation zu versinken. Gäbe es nicht Künstler:innen wie ORPHANED LAND, die selbst dann die Hoffnung auf ein besseres Morgen nicht aufgeben, wenn die Wirklichkeit beinahe aussichtslos erscheint. So wird der sicherlich nicht grundlos gewählte Titel unweigerlich zum Motto der vergangenen und hoffentlich kommenden drei Dekaden, auf dass wir ihn irgendwann tatsächlich erleben dürfen, den Himmel, den sich das Quintett musikalisch schon lange geschaffen hat.

Veröffentlichungstermin: 01.12.2023

Spielzeit: 84:11 (Vinyl + digital) | 74:35 (CD) | 88:55 (DVD)

Line-Up

Kobi Farhi – Vocals
Uri Zelha – Bass
Chen Balbus – Guitars
Idan Amsalem – Guitars
Matan Shmuely – Drums
Noa Gruman – Vocals
Sharon Mansur – Synth and keyboards
Featuring the Chamber Opera Orchestra and Hellscore Choir

Produziert von David Amsalem und Tony Lindgren (Mastering)

Label: Century Media

Homepage: https://orphaned-land.com/
Facebook: https://www.facebook.com/OrphanedLandOfficial

ORPHANED LAND “A Heaven You May Create” Tracklist

  1. Mabool – Overture*
  2. Mabool (The Flood)
  3. The Storm Still Rages Inside
  4. Like Orpheus
  5. The Kiss of Babylon (The Sins)**
  6. Sapari (Video bei YouTube)
  7. The Cave (Mitschnitt bei YouTube)
  8. In Propaganda
  9. All Knowing Eye
  10. Brother
  11. A Never Ending Way**
  12. Ocean Land (The Revelation)
  13. Birth of the Three (The Unification) (Mitschnitt bei YouTube)
  14. All Is One
  15. In Thy Never Ending Way (Epilogue)
  16. Norra El Norra (Entering the Ark)

*nur DVD
**nur Vinyl, digital und DVD

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