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ORCHID: Heretic [EP]

Für jeden traditionellen Doomer ein absoluter Pflichtkauf, und wer eine Selbsthilfegruppe gründen will, weil das Warten auf das Album durch diese EP unerträglich wird, ich bin dabei! Solange muss halt "Heretic" reichen, klasse Musik von einer hoch sympathischen Band, die auch jeden Classic- und Stonerrocker begeistern dürfte.

Ok, es gab Zeiten, da hab ich bei San Francisco in erster Linie an bunte Hippietage und an den Ex-Basser von THE LORD WEIRD SLOUGH FEG gedacht, der 2002 (?) mit Tränen der Rührung im Auge in meinem Wohnzimmer stand und von dort aus das Eichhörnchen beobachtet hat, das in unserem Walnussbaum wohnte. Sowas in echt hatte der Mann in den wenigen Bäumen in San Francisco noch nie gesehen, er war total begeistert. Nette Erinnerungen hin oder her, seit mich ORCHID vor zwei Jahren mit ihrer EP Through The Devils Doorway umgehauen haben, steht ihre Heimatstadt komplett im Zeichen des einzig wahren Doom. Nachdem man nun vom sympathischen Label The Church Within Records zum Riesen Nuclear Blast gewechselt ist, steht alles auf Sturm. Als kleine Vorwarnung, was uns da in Zukunft erwartet, gibt es nun erst mal eine EP, die wie schon die Through The Devils Doorway-EP die Wartezeit auf das starke 2011er Album Capricorn unerträglich macht. Echte traditionelle Doomer sind sensibel, muss man die so quälen? Das ist echt nicht fair!

Nun denn, nehmen wir, was wir halt kriegen. Vier Songs, 26 Minuten Doomdancing! Mit Änderungen im Bandsound hat die Band gedroht, aber man weiß sofort, dass man bei ORCHID ist. Der Titelsong ist ein klassischer BLACK SABBATH-Song, wie ihn die Doom-Götter 1975/76 wohl auch selbst geschrieben hätten. Ein kurzes, beschwörendes Intro, ein ultrafettes Riff, willkommen im besten Sound des ganzen Metaluniversums! Theo Mindell klingt wie gehabt nach dem jungen OZZY mit einer Prise Bobby Liebling (PENTAGRAM) und Butch (PENANCE, ARGUS), bewegt sich aber weitaus freier als bisher. MT Baker lebt den Sound von TONY IOMMI (BLACK SABBATH, HEAVEN AND HELL, WHOCARES), der Bass von Nickel – live immer ein Hingucker – ist immer präsent und wird nicht als Gebrummel in den Hintergrund gemischt, herrlich, wie verspielt er gemeinsam mit den pumpenden Drums agiert. Klasse: die meisten BLACK SABBATH-Clones hängen irgendwo zwischen Paranoid und Sabbath Bloody Sabbath, ORCHID hingegen lassen auch deutlich die etwas unterbewerteten Scheiben Never Say Die und Technical Ecstacy aufblitzen. Als Hippiekuschelattacke zeigt sich das fantastische Falling Away, da sind natürlich sofort die großen Balladen und kurzen verträumten Einspielungen der Vorbilder präsent. Und auch hier ist das absolut egal bis erhofft, weil keine andere Band den Göttern so nahe kommt. Hier taucht man ein, wird davon getragen, wie es heute nur noch wenige Bands schaffen. Da braucht man keine Räucherstäbchen und Lavalampe, auch am hellen Tag vorm PC schwebt man davon, bis sich der Song zum Ende hin erhebt und dann überraschend etwas nach BLUE ÖYSTER CULT klingt mit dezenter THIN LIZZY-Melodie. Mit Erinnerung an den coolen Gig von ORCHID vor einigen Monaten im Bremer Meisenfrei war die Freude groß auf Saviours Of The Blind, da war enthusiastisches Doomdancing angesagt. Und auch hier packt der Song sofort zu, das große Vorbild ist wieder allgegenwärtig, aaargh, Stillsitzen geht mal gar nicht! Wenn die Herren dann in einem klassischen BLACK SABBATH-Break abdrehen, dann ist jede Vernunft beiseitegelegt und es wird durch die Bude gehottet. Wenn dieser Dreier den Trend für das neue Album zeigt, dann hasse ich es jetzt schon, weil für andere CDs und Promos lange kein Platz mehr ist im Player. Zum Abschluss gibt es noch eines der Highlights des Albums Capricorn, das im unvermeidbaren ORCHID-Boom unbedingt nachgerüstet werden sollte. Allein schon, um das kleine, aber feine Label THE Church Within zu unterstützen, das den Weg für die San Francisco-Doomer geebnet hat. He Who Walks Alone ist ein typischer ORCHID-Doom-Stampfer, der mit dem coolen SANTANA-Part überrascht – da wird doch gleich mal wieder dessen Abraxas ausgepackt – und auch deutlich die Verehrung für die Chicago-Doom-Götter TROUBLE zeigt. Hoffen wir mal, das die ihre Kindereien in den Griff kriegen und noch mal als echte Band durchstarten, denn ORCHID stehen ohne jeden Zweifel bereit, um all die ehemaligen Doom-Helden mit einem fetten Grinsen von Thron zu fegen.  

Für jeden traditionellen Doomer ein absoluter Pflichtkauf, und wer eine Selbsthilfegruppe gründen will, weil das Warten auf das Album durch diese EP unerträglich wird, ich bin dabei! Solange muss halt Heretic reichen, klasse Musik von einer hoch sympathischen Band, die auch jeden Classic- und Stonerrocker begeistern dürfte.

Veröffentlichungstermin: 07.09.2012

Spielzeit: 26:36 Min.

Line-Up:
Theo Mindell – Vocals
Mark Thomas Baker – Guitar
Nickel – Bass
Carter Kennedy – Drums

Label: Nuclear Blast Records

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/orchidsf

Tracklist:
1. Heretic
2. Falling Away
3. Saviours Of The Blind
4. He Who Walks Alone

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