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OPHANIM: Tämpelskläng

Auf der Suche nach der Essenz des Rausches: OPHANIM lauschen dem „Tämpelskläng“ und begeben sich auf die Suche nach frühchristlichen und jüdischen Ritualen und setzen sie in den Symphonic Black Metal-Kontext.

Dass OPHANIM zur Schweizer Black Metal-Clique, dem sogenannten Helvetic Underground Committee zählen, wird gleich beim Titel des Debütalbums deutlich. „Tämpelskläng“ ist so eine Phrase, wie sie nur von den Musikern um ATEIGGÄR und UNGFELL stammen kann. Parallel zum verschrobenen Zweitwerk „Blut, Milch und Thränen“ von KVELGEYST erscheint nun der Erstling einer weiteren Black Metal-Band aus dieser Riege. OPHANIM wollen eintauchen in die frühchristliche und jüdische Mythologie und sollten ihrer zeremonieller Atmosphäre wegen keinesfalls überhört werden. Soviel vorweg: Das Debütalbum „Tämpelskläng“ ist trotz seiner LoFi-Ästhetik ziemlich groß und rauschhaft.

Dennoch ist die Frage berechtigt, ob das sein muss. Braucht es noch ein Projekt? Immerhin laufen – verzeiht den Ausdruck – Inzuchtformationen stets Gefahr sich zu wiederholen und zu kopieren. Das Helvetic Underground Committee schafft es jedoch stets aus einem limitierten Background etwas Neues und Spannendes herauszuschälen. Die folkigen UNGFELL haben einen anderen Charakter als OPHANIM, KVELGEYST und DAKHMA sind auch in anderen Sphären unterwegs. Selbst von den bisweilen recht symphonischen ATEIGGÄR grenzen sich OPHANIM klar ab, auch wenn dies noch die stilistisch am nächsten stehende Band aus diesem Dunstkreis ist.

Rauschhafte LoFi-Ästhetik: OPHANIM ist mit „Tämpelskläng“ ein spannendes Black Metal-Album gelungen

Was Black Metal besonders gut kann, ist es hinter einem rohem Soundbild eine beachtliche Tiefe zu verbergen. Daher erinnert bereits der Opener durch seine „Lueg uf zum Schlangemal“ an „Memoria Vetusta II: Dialogue With The Stars“ von BLUT AUS NORD, während stilistisch ein wenig in Richtung LUNAR AURORA geschielt wird. Es gibt wahrlich schlechtere Referenzen. Doch OPHANIMs kaltes Debütalbum profitiert auch von diesem eigenwilligen Schweizer Anstrich, den die meisten dieser Acts vorweisen können. Somit ist „Tämpelskläng“ auch nur mit marginaler Originalität wunderbar zeitlos.

Die Keyboards dominieren das Soundbild deutlich, was sicherlich Geschmackssache ist. OPHANIM schaffen es aber, das Pathos völlig auszuklammern. Obwohl die Riffs und Keyboards vergleichsweise primitiv und nicht eben virtuos klingen, ist das Gesamtergebnis vollmundig und ausufernd. Die Gitarren, das wuchtig-impulsive Drumming, die mit jede Menge Reverb versehenen, knurrenden Vocals passen so gut zueinander, dass die Musik wie aus einem Guss zu sein scheint. Wenn dann noch mitreißende Harmonien wie in „Uf goldige Schwingen“ dazukommen, oder eine der ältesten Melodien der Welt, wie in „Fiebertraum“, dann fühlt es sich zwischendurch immer wieder so an, als würde man abheben.

Symphonisch und rituell: OPHANIMs Debütalbum „Tämpelskläng“ ist wie aus einem Guss

„Tämpelskläng“ besteht aus vier Mal zehn Minuten und hat so genügend Raum, sich auszudehnen. OPHANIM verlieren sich nach drei starken, aber auch erschöpfenden Songs ein wenig im Rausch des Rituals, weshalb dem abschließenden „Was kei Auge gsehnd“ trotz einiger starker Momente doch die Luft ausgeht. Das schmälert ein wenig den Gesamteindruck dieses Debütalbums, doch eins ist sicher: So spirituell, tief und wahrhaftig klingt keine andere Band aus diesem Künstlerkollektiv. Und unter uns gesagt: Mit der ein oder anderen bewusstseinserweiternden Substanz im Blut wirkt „Tämpelskläng“ bestimmt noch besser.

Wertung: 4,5 von 6 Psalmen

VÖ: 24. November 2023

Spielzeit: 42:31

Line-Up:
Meister Tekel – Guitars, Bass, Vocals
Voidgaunt – Drums

Label: Eisenwald

OPHANIM „Tämpelskläng“ Tracklist

1. Lueg uf zum Schlangemal
2. Fiebertraum (Official Audio bei Youtube) 
3. Uf goldige Schwinge
4. Was kei Auge gsehnd

Mehr im Netz:

https://ophanimtemple.bandcamp.com/

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