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OBSKURIA: Burning Sea Of Green

Ob man nun die echten alten Scheiben der frühen Psychedelic-Rocker regelmäßig auflegt oder auf die aktuelle Generation Psychedelic/Hippie/70er-Rocker abfährt, OBSKURIA gehören in die Sammlung.  

Nö, das erste Album Discovery Of Obscuria von OBSKURIA kenne ich nicht, was ich wohl mal ändern sollte. Dieser Zusammenschluss vom Gitarristen Tom Brehm von den wieder aktiven 70er Psychedelic-Rocker DRAGONWYCK aus Cleveland/USA, von den eher krachigen LA IRA DE DIOS aus Lima in Peru und Leuten aus Mannheim sowie einer Sängerin aus Wien, legt nun mit Burning Sea Of Green das zweite Album vor. Echt Zufall, dass ich die 73er DRAGONWYCK-LP Chapter 2 kürzlich mal wieder ausgekramt hatte? Aber egal, denn aktuell verstopft eh das Album der illustren Ansammlung internationaler MusikerInnen den Player.

Recht schwer und drückend wird das Album von einem Instrumental eröffnet, das mich mit seiner dunklen Ausstrahlung und dem mystischen Klangbild gleich stark an die Okkult-Rocker JEX THOTH um die zauberhafte Doomhexe Jessica erinnert. Aber so düster wie erwartet bleibt es nicht, schon Somewhere verbreitet hippieske Flower Power. Liegt der Schwerpunkt auf gerade rockende Heavy-Riffs wie bei Why?!, dann klingt man erfreulich stark nach den ersten beiden Scheiben von UFO, man kennt auch das erste Album von BLACK SABBATH, zum Ende von Memories Of Mysteria verbeugt man sich deutlich vor LED ZEPPELIN. Den größten Anteil haben aber die psychedelischen Elemente, man denkt natürlich an früheste PINK FLOYD, an die DOORS, aber auch an Spacerocker wie HAWKWIND. Obwohl es keine endlosen Abflüge und ausufernde Jam-Sessions gibt, nehmen einen die genreuntypisch fast kurzen Songs sofort bei der Hand, entführen einen trotz der überschaubaren Länge in viel weiter wirkende Welten. Einzig der abschließende Titelsong zeigt sich als 14-minütiger Langzeittrip. Matthias Schäuble (ALLYING CRY) hat eine passend softe, einlullende Stimme, wie man sie auch bei einer 70er Band erwarten würde. Ein Highlight ist jedoch der Gesang der in Wien lebenden französischen Sängerin Murielle Stadelmann (TREIBGUT), die eigentlich aus der Soul-, Jazz  und Klassik-Ecke kommt. Ihre Stimme klingt mal herrlich soulig nach kraftvoller Hippiebraut, erinnert aber auch mal in höheren Stimmlagen wie beim Coversong etwas an Debbie Harry/BLONDIE, nur dass Murielle richtig singen kann. Richtig krass wird es gerade hier, wenn OBSKURIA ihren Coversong runter rattern. Hier wird nicht in den 70ern gewildert, man nimmt sich den SLAYER-Oldie Black Magic vor und verpackt den Thrashklassiker in ein echtes 70er-Gewand, da werden wahrscheinlich sogar unser Boxhamster oder gar unsere Dunkelelfe Arlette zu Hippies.

Unfassbar wird das Album und seine homogene Atmosphäre, wenn man bedenkt, dass hier MusikerInnen aus aller Welt aktiv sind. Selbst wenn man sich zum Einspielen vielleicht im Studio von Matthias Schäuble getroffen hätte, das Gesamtbild klingt nach einer gewachsenen, eingespielten Band und nicht nach so einem Multikulti-Projekt aus verschiedensten Ländern. Man lässt sich gern bei der Hand nehmen, Burning Sea Of Green macht vom ersten bis zum letzten Ton Spaß. Der Mix aus Psychedelic-, Space- und 70er Heavy-Rock, eingespielt mit viel Feeling und hervorragend passendem Gesang, eingebettet in einem warmen, erdigen Sound, trifft zumindest meinen Geschmack total. Auf den ersten Blick wirkt die Musik recht klar und einfach strukturiert, sodass man sich gut von den Songs tragen lassen kann. Geht man nicht auf einen musikalischen Trip und beschäftigt sich mit den Songs, dann wird klar, dass hier alles gut durchdacht ist, das Spiel aus einfachen Instrumentalisierungen und psychedelischen Abflügen fesselt erst zaghaft, dann hartnäckig.

Egal ob abends mit Lavalampe und schwerem Rotwein, bei der Hausarbeit oder kuschelig vor dem Ofen, Burning Sea Of Green breitet immer passend seinen Charme aus. Ob man nun die echten alten Scheiben der frühen Psychedelic-Rocker regelmäßig auflegt oder auf die aktuelle Generation Psychedelic/Hippie/70er-Rocker aus der Ecke Elektrohasch, Transubstans Records und Co. abfährt, OBSKURIA gehören in die Sammlung.

Veröffentlichungstermin: 19.03.2010

Spielzeit: 45:52 Min.

Line-Up:

Matthias Schäuble – Vocals (3,5,6,8)
Murielle Stadelmann – Vocals (2,4,7,9)
Tom Brehm – Guitar
Miguel Angel Burga – Guitar
Sandra Disterhöft – Orgel
Carlos Vidal – Bass
Enrique de Vinatea – Drums

Produziert von Matthias Schäuble
Label: World In Sound

Homepage: http://www.obskuria.com

Tracklist:

1. A-Bun-Dance
2. Somewhere
3. Why?!
4. Black Magic
5. Under The Gallows
6. Slow Stone
7. Memories Of Mysteria
8. Screaming Like A Whirlwind
9. Burning Sea Of Green

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