MY OWN PRIVATE ALASKA: My Own Private Alaska [Eigenproduktion]

Pure Poesie vs. Verzweiflung und Wut. Auf einem Eisberg. Eine einzigartige Alternative zum Standard-Metalcore.

Ein weites Land, kalt und dunkel, atmosphärisch, karg und voller Seele. Auch wenn ich noch nie in Alaska war, ein paar kalte, dunkle Tage in abgeschiedenen süddeutschen Provinznestern, das schlägt genügend auf die Seele. Ob die französische Formation MY OWN PRIVATE ALASKA schon mal dort, im hohen Norden, war, weiß ich nicht, aber ihre Musik strahlt genau diese Atmosphäre aus. Bittere Schönheit, aber ebenso rau wie der beißende, kalte Wind. Trist und grau wird die Welt, wenn das Trio mit ihrer Musik in die Sphären deines Gehirns eindringt.

MY OWN PRIVATE ALASKA sind dabei eine wirklich originelle, eigenständige Band, die durch den Einsatz ihrer Mittel beim Hörer eben wirklich Eindruck schindet. Das Piano steht bei dem Trio weit im Vordergrund, stellt hier das dar, was ansonsten die Gitarre ist. Dazu gesellen sich Schlagzeug Geschrei, alles ziemlich am Hardcore und Metal orientiert. Somit ist das, was MY OWN PRIVATE ALASKA in den 40 Minuten ihres Erstlings präsentieren, wie eine verkleidete Form von Bands, wie CONVERGE oder WILL HAVEN, da sie ebenso schmerzlich intensiv vorgehen. Wenn die beiden Lärmkumpanen mal still sind und dem Pianist den Vortritt lassen, wie im wundervollen Outro First Steps, dann erlebst du Momente purer Poesie.

Doch die hässliche Seite von MY OWN PRIVATE ALASKA überwiegt. Die Mixtur verspricht Verzweiflung, Hass, Trauer, geht dabei im besten Falle tief unter die Haut, siehe das hervorragende Ego Zero. Dabei ist der Gesang manchmal sehr aufdringlich und sollte stellenweise mehr zurückstecken. Daraus ergibt sich ein Kontrast, führwahr, doch dieser wird bis zum Exzess getrieben, strengt an und passt daher nicht immer wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Desweiteren ist es ein schwieriges Unterfangen, dass hier wirklich nur Klavier als melodieführendes Instrument zu hören ist, entsprechend kann die Intensität und die Klasse nicht durchgehend bestehen. Page of a Dictionary und Kill Me Twice sind Beispiele dafür, dass die Gleichungen der französischen Band nicht immer aufgehen.

Und doch, das Debüt der drei sitzenden Musiker zählt zu den Hoffnungsschimmern der überall stagnierenden Metal- und Hardcore-Szene, denn diese einzigartige Verbindung aus klassischer Musik und Metalcore ist nicht nur frisch, sondern auch intensiv und absolut ehrlich. MY OWN PRIVATE ALASKA sollten nur lernen, ihre Stärken besser zu kanalisieren und der Musik mehr Luft geben und diese nicht unter Bergen von Geschrei zu begraben. Warten wir gespannt die weitere Entwicklung der Band ab. So lange gibt es dieses bittersüße Hörerlebnis, voller echter Verzweiflung aus bleischwerem Herzblut in einer schicken DVD-Hülle für nur 5 €, zu erwerben auf der Myspace-Seite der Band.

Veröffentlichungstermin: 2008

Spielzeit: 40:09 Min.

Line-Up:
M. – Yellings
T. – Piano
Y. – Drums

Produziert von MY OWN PRIVATE ALASKA
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.myownprivatealaska.com

MySpace: http://www.myspace.com/myownprivatealaska

Tracklist:
1. Die for Me (If I Say Please)
2. Page of a Dictionary
3. Ego Zero
4. Kill Me Twice
5. I am an Island
6. First Steps

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