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MOUNT SHASTA: Aurelia

Gut gemachter Post Hardcore, dem es noch ein wenig an Eigenständigkeit mangelt.

Das Thema Plagiat ist ja in Franken eine etwas sensible Angelegenheit, nachdem unser Verteidigungsminister, wie BILD-Leserin Anja in einer Radiotalkshow meint, niederträchtig abgeschmettert wurde. Die junge Nürnberger Formation MOUNT SHASTA hat da auch ein kleines Problem. Beim ersten Hören von ihrem Debütalbum Aurelia denke ich, ein paar verschollen CULT OF LUNA-Songs aus der Zeit von Eternal Kingdom zu hören, dazu gibt es rauen, aber melodischen Gesang, der nicht selten Scott Kelly und Steve von Till in ihrer Eigenschaft als NEUROSIS-Frontmänner gleicht, wenn sie einen Gang zurück schalten. Und das Konzept von MOUNT SHASTAs Erstling handelt von der Reise, Fleischwerdung und dem Untergang des gleichnamigen Schiffes, was thematisch von A STORM OF LIGHT auf ihrem Debütalbum And We Wept The Black Ocean Within behandelt wurde.

MOUNT SHASTA aber haben immerhin eine Eigenschaft, die sie von vielen anderen jungen Bands, wenn auch nicht von ihren Vorbildern abhebt: Sie können richtig gute Songs schreiben. Sie zaubern eine Menge gute Riffs aus dem Ärmel, die auch von Johannes Persson hätten stammen können, sie haben epische Arrangements parat, schicken ihre Ideen auf die Reise und lassen daraus abwechslungsreiche, sich schön aufbauende Songs entstehen. Dass hier jedes der Stücke eine Mindestlänge von sechs Minuten aufweisen kann, muss eigentlich gar nicht erst erwähnt werden. Aurelia wirkt also wie ein Album, das Fans von CULT OF LUNA und NEUROSIS geschrieben haben, um ihren Vorbildern zu folgen. Dass dem nicht so ist vermute ich zwar, der Höreindruck lässt aber keine andere Schlussfolgerung zu. Immerhin, Hoisting The Sails, Aurelia, Breaking Catatonia, Sinking Ship und The Noah Effekt fressen sich ins Hirn, überzeugen durch kräftige Riffs, epische Melodien und erdige Grooves. Gerade aber das Instrumental Changing Perspectives mit seiner Slide-Gitarre lässt kurz den Atem stocken, schade nur, dass dieser Einsatz etwas unglücklich abgeschnitten wirkt und den Drive aus dem Stück nimmt.

Davon abgesehen bietet Aurelia eine Menge schöner Momente, hat auch Material parat, das sich ins Ohr frisst, wie der Chorus im Titelsong. Instrumental agieren MOUNT SHASTA sicher und auch der Gesang, ist packend. Die Musik an sich ist sehr ausgereift, verfügt über spannende Momente und zeigt, dass diese Band es durchaus ernst meint. An der eigenen Identität müssen MOUNT SHASTA aber ebenso noch arbeiten, wie einigen Längen, die ihre Songs noch etwas heimsuchen. Auch die Synthesizer dürften gerne etwas beherzter gegen die Gitarren ankämpfen, momentan verkommt Keyboarder Thomas leider zu einem Statist. Der schöne, für Magnus Lindberg typische Mix und sein dynamisches Mastering tun ihr übrigens, so dass über diesen Mangel hinweg gesehen werden kann und in Sachen Produktion keine Wünsche unerfüllt bleiben. Insgesamt ist Aurelia ein wirklich gutes, aber auch noch ausbaufähiges Debütalbum geworden, auf dem MOUNT SHASTA hoffentlich aufbauen werden. Kein Summa Cum Laude also, aber wert weiß, was von den Nürnbergern noch alles kommen mag.

Interessierte bestellen Aurelia für 12 € auf der Myspace-Seite der Band.

Veröffentlichungstermin: 29, Mai 2010

Spielzeit: 59:49 Min.

Line-Up:

Georg Ober – Vocals, Guitar
Steffan Hummel – Guitar
Norman Theml – Bass
Thomas Hummel – Drums
Thomas Ermer – Synths

Label: Eigenproduktion
MySpace: http://www.myspace.com/mountshastaband

Tracklist:

1. Hoisting The Sails
2. Aurelia
3. Piece Of Telos
4. Breaking Catatonia
5. Fall Of Lemuria
6. Sinking Ship
7. Changing Perspectives
8. The Noah Effect

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