MORGENSTERN: Fuego

Gut gemachter, zeitgemäßer Mittelalter-Metal mit Defiziten im Gesangsbereich.

MORGENSTERN mussten sich schon von Beginn mit dem Vorwurf auseinandersetzen, auf den von SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO in Gang gesetzten Erfolgszug des Mittelalter-Metals aufgesprungen zu sein. Und wie die beiden genannten Bands zeigen sich auch MORGENSTERN auf ihren mittlerweile vierten Album härter und metallischer als noch zu Anfangstagen. Die Betonung liegt eindeutig auf Metal und weniger auf Mittelalter, wird der Sound der Band doch von fetten Gitarren und wuchtigen Drums dominiert, ohne dabei aber so stark auf modern getrimmt zu sein, wie es neuerdings bei SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO der Fall ist, sondern unter Berücksichtigung der Melodie-Komponente. Die Melodien haben jedoch nur selten mittelalterlichen Charakter, dieser rührt eher von den verwendeten Instrumenten, zu denen übrigens – was as Sextett sowohl von SUBWAY TO SALLY als auch von IN EXTREMO und deren unzähligen Kopien abhebt – weder Dudelsäcke noch Geigen gehören. Vielmehr werden hauptsächlich das Krummhorn, das einen etwas weniger kraftvollen Klang besitzt als ein Dudelsack sowie diverse Flöten eingesetzt. Angesichts des eher sparsamen Einsatzes mittelalterlicher Instrumente ist es kein Wunder, dass der Gitarre nicht nur die Rolle eines reinen Rhythmusinstrumentes zukommt, sondern dass diese auch das eine oder mal als Leadinstrument eingesetzt wird, wie etwa beim starken Opener Asche.

Im Vergleich zu früheren Alben hat man das Songwriting deutlich verbessert, so dass sich auf Fuego einige wirklich gute Songs befinden, wie etwa das Albumhighlight Abgesang, eine zunächst mit cleanen Gitarren beginnende, melancholische Ballade, die sich deutlich vom harten Metal der meisten anderen Stücke des Albums abhebt, oder das beschwingte und humorvolle Schlange mit tollen Klarinetteneinsätzen.

Der ganz große Wurf ist MORGENSTERN mit Fuego aber dennoch nicht gelungen. Die Scheibe bietet zwar gut gemachten, zeitgemäßen Mittelalter-Metal, dieser ist jedoch etwas zu gleichförmig, um restlos begeistern zu können. Zum anderen gibt es deutliche Schwächen beim Gesang. Sänger Rico geht nicht richtig aus sich heraus und wirkt etwas farblos, und auch der weibliche Gesang beim ansonsten wirklich netten, weil eingängigen Carneval kann nicht wirklich überzeugen. Dazu kommt, dass die deutschen Texte wahrlich keine lyrischen Meisterwerke sind und oft etwas platt und holprig zusammengereimt wirken. Besonderen Tiefgang sucht man also auch auf dem vierten Album der Band noch vergeblich. So bleibt ein Mittelalter-Metal-Album im oberen Mittelfeld, welches durchaus starke Momente hat, aber auch für Genre-Fans kein unbedingter Pflichtkauf ist.

Veröffentlichungstermin: 23.08.2004

Spielzeit: 41:31 Min.

Line-Up:
Rico – Vocals

Susanne – Flute, Clarinete

Dirk – Flute, Crumhorn, Shawm

Jens – Guitar

Jörg – Bass

Ulli – Drums, Vocals
Label: Napalm Records

Hompage: http://www.morgenstern-band.de

Tracklist:
1. Asche

2. Untertan

3. Feuer

4. Carneval

5. Inferno

6. Abgesang

7. Kinderspiel

8. Schlange

9. Blut

10. Abwärts

11. Sommernacht

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