Wer hinter den Namen schaut, weiß worum es geht. MCM setzt sich aus den Nachnamen der beteiligten Musiker zusammen: Masi, Coven, Malusco. Das erinnert beispielsweise an BLACK LIGHT SYNDROM = BLS = Bozzio, Levin, Stevens. So etwas hat eigentlich immer viel mit Jazz zu tun. Mit „Ritual Factory“ hat mal wieder eine Jazz Platte den Weg in die Läden gefunden, die Stil übergreifende Elemente verwendet. Bands wie PLANET X oder das LIQUID TENSION EXPERIMENT haben gezeigt, dass man aus Jazz und Metal bzw. Rock interessante Instrumentalplatten stricken kann. In diese Richtung gehen auch MCM auf „Ritual Factory“.
Erstmal muss man den Protagonisten zu ihren handwerklichen Fähigkeiten gratulieren. Gerade was die E-Gitarre von Alex Masi betrifft, der außerhalb von MCM auch Klassik spielt, kommt man kaum aus dem Staunen heraus. Vor allem die wilden Apeggio Sweepings sind atemberaubend. Aber auch Randy Coven, der schon für Größen wie STEVE VAI und YNGWIE MALMSTEEN am Bass verantwortlich war und John Malusco, den man von TNT, YNGWIE MALMSTEEN oder RIOT kennen könnte, stellen dem Hörer immer wieder anspruchsvolle Aufgaben. Was MCM von den genannten Referenzen unterscheidet, sind die komponierten Songs. Die Musiker beschränken sich meistens auf 4-6 Minuten Spielzeit pro Track und bieten einen völlig durchdachten Track. Nur selten gibt es längere Improvisationsphasen wie im Opener „Ritual Factory“ oder in „Red Quantum“. Dabei verwenden MCM nicht immer ungewöhnliche Jazz Harmonik, sondern streuen auch immer wieder klare Melodien, mit gängiger Harmonik ein. „The Whole Life“ ist ein recht leicht zugänglicher Song mit selbigem Merkmal. Als Kontrast dazu finden sich allerdings auch einige Songs mit Jazz Klischees wieder. Natürlich verwendet das Weather Report – damals zum ersten mal mit dem großartigen Jaco Pastorius am Bass – Cover „Black Market“, was natürlich die Einflüsse der Musiker aufzeigt, eines dieser Klischees. Ebenfalls ein interessanter Jazz Einwurf ist „Brozo“. Jazz ist ein Spiel mit den Nuancen und es dauert einige Zeit bis man sich in „Ritual Factory“ zurecht findet. Aber wenn man die Nuancen hört, versteht man auch die Musik. So verhält es sich bei MCM. Langsam eröffnen sich die verschiedenen Stimmungen und Themen dieses Albums. Dadurch, dass die Songs straff durchkomponiert sind, wird man als Hörer natürlich extrem gefordert. Schnell wechseln die Themen und es gibt fast keine Entspannung in Form von ruhigen Improvisationspassagen. Teilweise jagt ein Highlight das Nächste, sei es rhythmischer, technischer oder harmonischer Natur.
„Ritual Factory“ ist eine sehr anspruchsvolles Jazz/Metal Album, das in seinem Wesen eigentlich schwierig vergleichbar ist. Mal kann man das LIQUID TENSION EXPERIMENT, PLANET X oder auch SPASTIC INK raushören, aber das alles nur in Anätzen. MCM sind sehr deutlich dem Jazz zugewandt. Ganz angenehm ist auch die Tatsache, dass es kein Keyboard gibt, dessen Soloarbeit doch auf viele modernen Jazz/Rock/Metal/Fusion Scheiben teilweise störend ist. Der einzige Zwiespältige Punkt an „Ritual Factory“ ist die wenige bzw. kurze Improvisation. Eigentlich ist das ein Wesenszug des Jazz und irgendwie fehlt schon etwas, wenn zwischendurch keine Passagen sind, in denen man sich mehrere Minuten auf die Nuancen eines Instruments konzentrieren kann. Allerdings will ich hier nicht auf das nicht vorhandene schauen, sondern auf das vorhandene. Das sind die durchdachten Tracks, die auch nicht gewöhnlich für das Genre sind. Daher der Vergleich zu SPASTIC INK . „Ritual Factory“ hat verdammt viel hochwertigen Inhalt, deshalb ist es eine gute Platte. Wer auf höchst anspruchsvolle Musik steht, sollte „Ritual Factory“ mal gehört haben.
Veröffentlichungstermin: 28.06.04
Spielzeit: 56:42 Min.
Line-Up:
Alex Masi – Guitar
Randy Coven – Bass
John Malusco – Drums
Produziert von Alex Masi
Label: Lion Music
Homepage: http://www.lionmusic.com/Artists/mcm.htm
Tracklist:
1. Ritual Factory
2. The Whole Life
3. Sadhu`s Jewel
4. Ghost In My House
5. Dream Of Little Ground Fire
6. Brozo
7. Dead Monkey Road
8. Black Market
9. Ray-Gun
10. Landings
11. Red Quantum