Mann oh Mann, für wie cool habe ich doch einmal MACABRE empfunden. Das liegt allerdings schon rund ein Vierteljahrhundert zurück, als die US-Amerikaner etwa ihr zweites Album „Sinister Slaughter“ (1993) herausbrachten und das eine oder andere Jahr später auf Europa-Tournee waren. Damals packte mich das irre Zusammenspiel von Extreme Metal und Grindcore mit vom Metal entfremdeten Elementen. Und live traute ich meinen Augen und Ohren nicht, wie Drummer Dennis the Menace seine Felle und insbesondere die Doublebass bearbeitete.
Das alles liegt nun schon ein paar Jährchen zurück. Und plötzlich steht mit „Carnival of Killers“ ein neues Album des Trios aus Illinois ante portas. Knappe zehn Jahre nach dem bislang letzten MACABRE-Album „Grim Scary Tales“ (2011).
Zu erwachsen für „Murder Metal“-Thematik von MACABRE?
Eilig hatten es MACABRE ja noch nie, wenn es darum ging, neue Alben zu veröffentlichen. Schließlich mussten sie für ihren „Murder Metal“ divere Geschichten um Massenmörder ausgraben, um diese zu vertonen. Manchem dieser Straftäter (Ted Bundy oder Fritz Haarmann) begegnet man beinahe auf jedem Album. Die Thematik ist demnach schon etwas abgegriffen, wenngleich mit der gewissen zeitlichen Distanz ertragbar. Klar, alte MACABRE-Fans und -Kenner sind nun auch schon älter und eventuell reifer, was eine Auseinandersetzung mit humoristisch blutrünstigen Themen in einem anderen Licht erscheinen lässt als anno dazumal. Doch hey, man ist ja nur eventuell reifer geworden.
Auf „Carnival of Killers“ begegnet man liebgewonnenen Elementen
Dieses „Eventuell“ trifft auch auf MACABRE zu, die weiterhin in ihrer Ursprungsbesetzung musizieren. Das seit 35 Jahren erprobte Zusammenspiel des Dreiergespanns erinnert auf „Carnival of Killers“ in vielen Facetten an frühere Alben. Die Amerikaner bauen bekannte und mitunter liebgewonnene Elemente in die neuen Tracks ein. Sei es ein Songeinstieg mit großer Fingerfertigkeit gespielter Clean-Gitarre („Abduction“) oder der Einsatz von Kinderliedern wie im punkig-coolen „The Wheels On The Bug“. Auch kommt immer wieder der für MACABRE typische Songaufbau sowie der Sound (der Becken) zur Geltung, der eine gewisse Kälte versprüht („Joe Ball Was His Name“, „Tea Cakes“).
„Carnival Of Killers“ von MACABRE ist kurzweilig und unterhaltsam
Doch irgendwie gelingt es den US-Amerikanern nicht, schon leicht verblasste Emotionen und Empfindungen aus der Jugend zurück in Erinnerung zu rufen, wie es etwa jüngst BENEDICTION mit „Scriptures“ gelungen ist. Das liegt nicht zwingend an kompositorisch wertfreieren Songs wie „Stinky“ oder dem in Deutsch eingesungenen „Warte, Warte“, sondern vielleicht wirklich an der Art der Musik und den darin verarbeiteten Themen. Aber zum Glück gibt es von MACABRE keineswegs einen derart kapitalen Ab- und Ausfall wie ihn SIX FEET UNDER mit „Nightmares of the Decomposed“ produziert haben. Dafür ist „Carnival Of Killers“ einfach zu kurzweilig und, ja doch, unterhaltsam. Tja, und irgendwie finde ich MACABRE schon noch recht cool – Alter und Reife hin oder her.
Veröffentlichungstermin: 13.11.2020
Spielzeit: 40:00 Min.
Line-Up:
Corporate Death – Gitarre & Gesang
Nefarious – Bass & Backing Vocals
Dennis the Menace – Schlagzeug
Produziert von Tomek Spirala @ Studio1134
Label: Nuclear Blast
Homepage: http://murdermetal.com
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/OFFICIALMACABRE
Mehr im Netz: https://murdermetal.bandcamp.com
MACABRE „Carnival Of Killers“ Tracklist
01. Intro
02. Your Window Is Open (Video bei YouTube)
03. Joe Ball Was His Name
04. Sticky
05. Abduction
06. Tea Cakes
07. Them Dry Bones
08. Richard Speck Grew Big Breasts
09. Slaughter House
10. Breaking Point
11. The Lake Of Fire (Video bei YouTube)
12. Warte, Warte
13. Now It’s Time To Play
14. The Wheels On The Bug
15. Corpse Violator
16. The Murder Mack