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LOUISE LEMÓN: Lifetime Of Tears

Songwriting-Magie und eine starke Stimme: LOUISE LEMÓNs drittes Album „Lifetime Of Tears“ verursacht in seinen besten Momenten Gänsehaut.

Dass in der Simplizität oft die Magie zu finden ist, zeigt Musik sehr deutlich. Manche Musiker mühen sich an ihren Instrumenten ab und erzeugen nichts als Schulterzucken, während andere einfach nur kleine Lieder spielen und begeistern. Zugegeben, im Fall von „Lifetime Of Tears“ steht und fällt alles, wirklich alles mit LOUISE LEMÓNs Stimme. Weich, warm und soulig, einfach zum sich hingeben und wohlfühlen. Dass die zehn Songs ihres dritten Albums recht einfach gehalten sind, kommt alldem nur zugute. „Lifetime Of Tears“ ist dabei mal erdig und direkt, mal verschwommen wie ein Tagtraum beim Blinzeln in die Sonne.

Ihr eingeschlagener Weg bleibt dabei bestehen: Folkig und von Americana beeinflusst, melancholisch und doppelbödig – das zeichnet LOUISE LEMÓN bereits seit ihrem ersten Album „Purge“ aus. Nicht selten ist die Frage berechtigt, warum um alles in der Welt die Schwedin mit so einer Stimme ein Schattendasein fristet, doch „Lifetime Of Tears“ erinnert erneut daran: Im Vergleich zu angesagten Singer-Songwriterinnen, die auch auf der Melancholiewelle surfen, umweht LOUISE LEMÓN ein vergleichsweise undergroundiges Flair. Irgendwo zwischen SHARON VAN ETTEN, LANA DEL REY und EMILY JANE WHITEs „Victorian America“, schreien die Songs von „Lifetime Of Tears“ geradezu danach, in der dritten „Twin Peaks“-Staffel im Roadhouse performt zu werden.

LOUISE LEMÓNs drittes Album „Lifetime Of Tears“ versucht zu verführen – mit einer gewaltigen, souligen Stimme und verruchtem Folk.

Das Coverfoto mit LOUISE LEMÓN, in der Dunkelheit stehend, gewärmt – oder doch geblendet? – vom Licht, illustriert die Musik ausgezeichnet, ist aber auch ein wenig plakativ, so als wollte sie ihren Status als selbsternannte Queen Of Death Gospel zementieren. Eine elegante Dunkelheit umweht die Musik, LOUISE LEMÓN selbst singt, als ginge es um ihr Leben, versucht sich ins Licht zu kämpfen – oder als verstecke sie sich vor der Sonne. So oder so, „Lifetime Of Tears“ ist das bisher konsistenteste Album der Schwedin, es funktioniert mit seinen vielen Facetten von vorne bis hinten, was „Purge“ und „A Broken Heart Is An Open Heart“ nicht geschafft haben. Insofern sind sämtliche der zehn Songs stimmig arrangiert und gespielt und lassen viel Platz für LOUISE LEMÓNs bemerkenswerte Stimme.

„Lifetime Of Tears“ hat aber auch nicht diese einzelnen Songs, die das Herz herausreißen wie „Sunlight“ oder „Swimming In Sadness“. Zwar sind auch auf dem dritten Album von LOUISE LEMÓN auch herzergreifende Stücke zu hören, wie der Titelsong, „Shattered Heart“ mit seinem großen Refrain oder „All I Get“ zeigen, aber sie gehen nicht so unter die Haut wie die oben genannten Songs. Daneben wird es hie und da gar verführerisch: In „Tears As Fuel“, und „Pure Love“ haucht die Sängerin ihre Liebesschwüre, sodass bei den Rezipienten die Schmetterlinge im Bauch Amok laufen. Daneben sind mit „Feels So Good“ und „Northern Lights“ sogar zwei überraschend positive Stücke zu hören, die ebenso wie das subtil rockende „Midsummer Night“ überraschend leichtfüßig sind. Meistens führt dabei die Gitarre, selten das Piano, dazu eine unaufgeregte Rhythmuseinheit und fertig sind die scheinbar leichtfüßigen Songs, die das ein oder andere schöne Detail parat haben. Apropos Instrumente: Dass LOUISE LEMÓNs Band nur mehr als Statisten im Hintergrund agieren, während um die Sängerin selbst ein Personenkult betrieben wird, ist irritierend.

Facettenreiche Queen Of Death Gospel: LOUISE LEMÓN zeigt auf „Lifetime Of Tears“, ihre Vielseitigkeit.

Es ist doch einiges Los in weniger als 40 Minuten und doch wirkt „Lifetime Of Tears“ fast wie aus einem Guss. So richtig sticht nur das mit flächigen Synthesizern unterlegte „Topanga Canyon“ heraus, hier versucht sich LOUISE LEMÓN an Dreampop – ein Wagnis, das aufgeht, auch dank des passenden, wie üblich warm klingenden Mix von Randall Dunn. Gerade wenn es melancholisch wird, ist „Lifetime Of Tears“ richtig gut, und im Gegensatz zu den früheren Alben überzeugen alle 10 Songs, die beweisen, dass es keiner großen Effekthascherei bedarf, um Gänsehaut zu erzeugen. Es sollte also mit dem Teufel zugehen, wenn die Karriere der selbsternannten Queen Of Death Gospel weiterhin im Underground bleibt. Allen positiven Aspekten zum Trotz bleibt aber das Gefühl, dass ihr mit „Lifetime Of Tears“ noch nicht der ganz große Wurf geglückt ist.

Wertung: 7 von 10 Roadhouse-Gigs

VÖ: 23. Februar 2024

Spielzeit: 36:12

Label: Icons Creating Evil Art

LOUISE LEMÓN „Lifetime Of Tears“ Tracklist:

1. Shattered Heart (Official Video bei Youtube)
2. Tears As Fuel (Official Video bei YOutube)
3. Midsummer Night
4. Lifetime Of Tears
5. Feels So Good
6. Pure Love
7. Northern Lights
8. Mourn His Breath
9. All I Get
10. Topanga Canyon

Mehr im Netz:

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https://www.instagram.com/louiselemonmusic/
https://louiselemon.bigcartel.com/

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