LITHIUM: Cold

Tiefgang und Eingängigkeit bilden hier keinen Widerspruch, sondern eine unheilige Allianz, die Fans aus verschiedensten Lagern zu LITHIUM-Jüngern machen dürfte. EBM, Industrial, Metal, Gothic – all diese Stile verquicken LITHIUM zu einer äußerst gefälligen Melange.

Lange war es still gewesen um Johnny Hagel, nachdem er sukzessive bei TIAMAT und SUNDOWN die Segel gestrichen hatte. Doch das geschah wohl nur, um in aller Seelenruhe an einem neuen Projekt zu schmieden. Nun ist er aus der Versenkung aufgetaucht und präsentiert mit LITHIUMs Debütalbum „Cold“ sein neues Betätigungsfeld. Dieses wirkt bereits enorm ausgereift und kann locker mit vergleichbaren Acts mithalten. Diese heißen inzwischen jedoch nicht mehr PINK FLOYD oder SISTERS OF MERCY, sondern eher NINE INCH NAILS. Kalte Atmosphäre, monotone Beats und simple Gitarrengewitter – die Zutaten sind nicht unbedingt anders als bei so vielen anderen Industrialrockacts. Doch irgendwie gelingt es LITHIUM, sowohl Popappeal als auch die nötige Portion Schmutz in die finsteren Midtempokompositionen einzubauen. Nachdem Johnny Hagel bislang bereits an der Seite von Johan Edlund und Matthias Lodmalm an Songs für die Ewigkeit bzw. coolen Gothicrocksongs mitwirken durfte, hat er nun in dem ehemaligen MOTH-Fronter Carl Nilsson einen kongenialen Partner gefunden, mit dem er gemeinsam elektronisch wie auch mit herkömmlichen Instrumenten ein ums andere Mal überzeugende, nur dezent gotisch angehauchte Songperlen erschaffen kann. Monotonie bleibt Stilmittel, Abwechslung ist ansonsten Programm. Carl Nilssons Stimme tut ein übriges dazu, dass „Cold“ sofort im Ohr hängen bleibt, und das, obwohl sie bisweilen eher fies als eingängig daherkommt. So steht äußerst coolen Tracks wie dem düster-schleppenden Titeltrack und dem treibenden „Isolation“ und Hymnen wie „Anti Anthem“ nichts mehr im Wege, auch wenn letztere eigentlich das Gegenteil zu sein vorgibt. Was „Cold“ außerdem so faszinierend macht, ist, dass die Platte sowohl durchgehend tanzbar und catchy ist, man jedoch immer wieder – nicht zuletzt dank dem differenzierten Mix – auch Neues entdeckt. Tiefgang und Eingängigkeit bilden hier keinen Widerspruch, sondern eine unheilige Allianz, die Fans aus verschiedensten Lagern zu LITHIUM-Jüngern machen dürfte. EBM, Industrial, Metal, Gothic – all diese Stile verquicken LITHIUM zu einer äußerst gefälligen Melange. Ich hatte jedenfalls nicht gedacht, dass es mir so leicht fallen könnte, neue Kompositionen von jemandem, der einen Track wie „The Ar“ geschrieben hat, so einfach gut zu finden, doch „Cold“ überzeugt insgesamt mit seiner dichten Grundstimmung, den schlüssigen Arrangements und den trotz viel Elektronik emotionsgeladenen Songs. Hier waren Profis am Werk, die einiges an Aufmerksamkeit für ihr neues Baby verdient haben!

Veröffentlichungstermin: 11.11.2002

Spielzeit: 56:26 Min.

Line-Up:
Carl Nilsson – Gesang, Maschinen

Johnny Hagel – Maschinen

Produziert von Johnny Hagel, Carl Nilsson
Label: No Fashion Records/Zomba

Homepage: http://all.at/lithium

Tracklist:
Anti Anthem

Isolation

Cold

Hidden Walls

Ugly Friend

Insect

Never Be the Same

Over Again

Hero in Paradise

Failure

Alone

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