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LIMBOGOTT: Pharmaboy

Grandioses zweites Album der Arrangement-Götter des Industrial-Metal.

Meine Herren, was hat diese Band für ein Potential! Auch mit dem Nachfolger des schon genialen Debüts One Minute Violence legen LIMBOGOTT eine Platte vor, die die Skip-Taste überflüssig macht. Ich kenne wirklich keine Band, die den Kosmos ihres Genres, in diesem Fall Industrial-Rock/Metal, so konsequent von vorne bis hinten auslotet und zu ihrem eigenen macht. Diese Platte bietet alles, was OOMPH!,MARYLIN MANSON, SKINNY PUPPY oder gar PRONG groß gemacht hat, nur viel besser. Und ausserdem noch viel mehr. Ein Gesamtkunstwerk, von vorne bis hinten packend. Ein bitter nötiges Update für die Art und Weise, wie man mit Computern Musik zu machen hat. Ein verdammtes Service Pack 666. Und CPU´s beim Synchron-Banging.
Alles, was ich schon zum Debüt an Lobeshymnen geschrieben habe, trifft auch auf diese Platte wieder zu. Die Band übertrifft ihren selbstgesetzten, sehr hohen Maßstab alleine dadurch, dass sie es wieder schafft ihn zu erfüllen.
Der Kontrast zwischen den beiden Sängern, nämlich zwischen emotionaler Melodiösität und psychotischem Geschrei, kann auch als Beschreibung für die Musik der Limbogötter dienen. Denn es ist trotz aller elektronischen Kälte und trotz aller knallharten Gitarren, immer noch eine unglaubliche Vitalität und Wärme in den Songs zu spüren.
Mehr Raum haben dieses Mal vielleicht die elektronischen, teilweise fast APHEX TWIN-artigen Drum-Pattern, die aber immer wieder rechtzeitig von den Biodrums, also dem richtigen Schlagzeug aus ihrer Vertracktheit befreit und in einen Mördergroove gezwungen werden. Genau so sind die Gitarren etwas weniger im Mittelpunkt als auf dem Debüt, dafür aber mit ihren Einsätzen und Riffs noch wichtiger und eindrucksvoller. Die Band tut in jedem Song immer genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt, um nicht im Programmierrausch unterzugehen oder banal zu werden und das alleine ist schon eine Kunst für sich.
Ob hymnisch melancholisch, mit wunderbarem Refrain wie in J.Edgar oder düster brutal, wie im Titelstück LIMBOGOTT bieten den Soundtrack zur Verfilmung des gesamten Werkes von SF-Autor Phillip K. Dick. Genau so verschroben und gleichzeitig angenehm trivial, genau so rätselhaft und gleichzeitig zum Mitfühlen zwingend. Eine Platte, die man nicht einfach so mal hören kann. Und auch nicht sollte. Denn es gibt auch hier wieder eine Menge wunderbarer kleiner Ideen zu entdecken, die auch den x-ten Durchlauf noch zu einem echten Vergnügen machen.
Die Akribie mit der die Jungs ihre Songs arrangieren ist schon erstaunlich, aber noch nicht so erstaunlich, wie die Tatsache, dass die Songs trotz aller Detailverliebtheit immer noch eingängig und so wunderbar groovig sind.
Ich fand schon das Debüt klasse und auch das Zweitwerk bestätigt mich in meiner Meinung, dass LIMBOGOTT DIE Industrial-Metal-Band schlechthin sind. Nicht so hart wie MINISTRY, dafür aber auch nicht so eintönig, nicht so eingängig wie MARYLIN MANSON, dafür aber auch nicht so poppig. Leider scheint das Genre Industrial-Metal aber im Moment zumindestens in Metal-Kreisen, derart am Boden zu liegen, dass der Band die verdiente Aufmerksamkeit bisher versagt blieb. Ich kann nur hoffen, dass sich das mit dieser Platte endlich ändert, denn sie bietet das, was das Genre von Anfang an versprochen hat: Eine knappe Stunde voller angenehmer, elektronischer Reizüberflutung.

Veröffentlichungstermin: 12.05.2006

Spielzeit: 57.06 Min.

Line-Up:
Lard Mason – Vocals,Programming, Synths
Limbosonic – Vocals
Sprodd Kall – Guitar, Programming, Synths
Tim Machine – Guitar, Programming, Synths
T.B.Lemper – Programming, Synths
HP Nixon – Drums

Produziert von Limbogott
Label: Tiefdruck Musik

Homepage: http://www.limbogott.de

Tracklist:
1. Cut Throat
2. In Hell they didn´t want me
3. J.Edgar
4. Napalm Holiday
5. Nerve
6. Mason on Mason
7. Ambush
8. Annoy-O-Meter
9. Shit fueled
10.Bleed out
11.Amazing Things
12.Minus Man
13.Eraser v1.0
14.Pharmaboy
15.Thai Train
16.Mental State
17.Drift under Water
18.On all 4s

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