LEE HARVEY AND THE OSWALDS: Still Confused, but on a Higher Level

Kreativer Mix aus Progressive Rock, Jazz, Funk, Metal und vielem mehr. Das macht Spaß!

Der Titel trifft den Nagel auf den Kopf. LEE HARVEY AND THE OSWALDS zeigen auf ihrem zweiten Album, dass der Crossover auf ihrem ersten Album Three Bullets in the Mainstream noch lange nicht alles war, was sie drauf haben. Gut zwei Jahre nach dem Debüt präsentieren sich die Münchner als gewachsene Einheit, die sich nun absolut keine Grenzen mehr setzt, die zwischen Progressive Rock, Jazz, Funk, Metal und vielem mehr pendelt, dabei aber stets einem roten Faden folgt.

Das ist in der Tat ein kleines Kunststück, denn gerade ein Stück wie Drunken Soldiers Killed My Mama macht die Scheibe zu etwas in der Tat äußerst Verwirrendem. Hier zieht sich Bandkopf und Songwriter Florian Bätz auch mal in den Hintergrund zurück und lässt den Bläsern den Vortritt – heraus kommt ein freakiger Song, der, auch wenn er schwer nach Polka klingt, auf manchen NICK CAVE-Scheiben vertreten hätte sein können. Dennoch geht es hier und da auch heftiger zu, Zool und das knapp 14-minütige Salvia Divinorum lassen noch vereinzelte Death Metal-Vocals zu und hauen auch gerne mal auf die Glocke.

Unterm Strich ist das Material dennoch sehr ausgewogen, man hat nie das Gefühl, die Band würde zu unvermittelt in andere Stilistiken wechseln. Für die einzelnen Teile und Passagen lassen sich LEE HARVEY AND THE OSWALDS immer genügend Zeit. Daraus resultiert zwar nicht die im Info versprochene Metaloper, da die Münchner dafür zu wenig konzeptionell vorgehen, aber man kann sich zumindest ein räudiges 70er-Action-Gangster-Spektakel mit ein paar Sexszenen darunter vorstellen. Die Orgeln wabbern schließlich lüstern vor sich hin, die Bläser klingen auch schön retro, der dreckige Gesang von Manuel Leupold passt bestens dazu, die saftigen Riffs führen durch das Album. Leider ist das Drumming nicht immer so variabel wie der Rest der Band.

Schlimm ist das allerdings nicht wirklich, denn der Gesamteindruck ist ein verdammt guter, wenn auch erst nach einigen Durchgängen. LEE HARVEY AND THE OSWALDS machen Spaß, sind eine Band, die sich selbst nicht zu ernst nimmt, und erhalten gerade daher ihre Kreativität. Schade nur, dass das Booklet etwas langweilig gestaltet ist und sich der sonstigen Kreativität nicht anpasst. Wer sich von irgendwelchen Genrelimitierungen freimachen kann, wer sich nicht um Standards kümmert, sondern lieber eine erfrischende Band hören will, die vor Kreativität geradezu überschäumt, wer beim Hören von Musik auch mal eine gute Zeit haben will, der soll verdammt noch mal diese Band austesten, auch wenn man sich Still Confused, but on a Higher Level bestimmt nicht jeden Tag anhören kann.

Veröffentlichungstermin: 8. Oktober 2007

Spielzeit: 51:19 Min.

Line-Up:
Manuel Leupold – Vocals
Florian Bätz – Guitar, Synthesizer, Percussion, Growls, Backing Vocals
Florian Wallisch – Bass
Christoph Mühlbauer – Drums, Percussion
Thomas Czogalla – Organ, Synthesizer, String Ensemble
Ralf Müller – Trumpet
Roman Gesenhues – Alt Saxophone
Frank Peters – Tenor Saxophone

Produziert von LEE HARVEY AND THE OSWALDS
Label: STF-Records

Homepage: http://www.leeharvey.de

Tracklist:
1. Hawkind
2. Handkerchief
3. Drunken Soldiers Killed My Mama
4. Zool
5. Kevins Cable Bondage
6. Sleeky Wench
7. Progress
8. Salvia Divinorum

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