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LAMP OF MURMUUR: The Dreaming Prince in Ecstasy

Pure Ekstase! LAMP OF MURMUUR wissen genau, wo sie die Grenze zwischen Heldenverehrung und Kitsch einerseits und roher Gewalt andererseits ziehen müssen. Wenig verwunderlich: „The Dreaming Prince In Ecstasy“ ist über weite Strecken sensationell gut.

Dass LAMP OF MURMUUR im US-Underground die vielleicht vielversprechendste neue Black Metal-Band sind, bewiesen sie bereits mit „Saturnian Bloodstorm“ und auf den folgenden Touren – obwohl das Album im Prinzip eine einzige Verneigung vor IMMORTAL war. Das Projekt des Multiinstrumentalisten M. geht nun deutlich weiter. „The Dreaming Prince In Ecstasy“, das vierte Album des Projekts, orientiert sich nach wie vor an den großen norwegischen Black Metal-Bands der späten Neunziger, spannt aber einen erheblich weiteren Bogen und lässt das Korsett des Genres mehr als nur einmal hinter sich, ohne dabei von seiner Gefährlichkeit zu verlieren.

Und es beginnt mit einem Paukenschlag. „Forest Of Hallucinations“ beginnt wieder mit Riffs, die klingen, als wäre es 1997, dazu ein Klavierpart, der sofort aufhorchen lässt: Ad hoc Flashback zu „Mourning Palace“ von DIMMU BORGIR. Ja, warum auch nicht? Pomp und Pathos, aber mit frischer Herangehensweise, die sich allein schon aus den Riffs speist, die, mit Verlaub, schlicht geil sind. Das ganze Sounddesign von LAMP OF MURMUUR ist inklusive der gurgeligen verzerrt wirkenden Vocals wie schon zuvor sehr roh und räudig, doch „The Dreaming Prince In Ecstasy“ trägt seinen Titel zurecht. Größenwahn wohnt der Musik inne, und mittlerweile ist das Songwriting der Band so gut geworden, dass es völlig mühelos wirkt, wie M. die Songs schreibt und arrangiert.

LAMP OF MURMUUR brillieren erneut mit exzellenten Riffs, erzeugen auf „The Dreaming Prince In Ecstasy“ darüber hinaus eine opulente, dichte Atmosphäre.

In einer knappen Stunde reihen LAMP OF MURMUUR starke Riffs aneinander und halten durch die punkige Energie stets die Intensität hoch. Dazwischen sind mal epische, mal melodiöse Momente, mal schleicht sich Melancholie ein, mal verlieren sich die Songs im Furor. Einen Durchhänger hat „The Dreaming Prince In Ecstasy“ dabei so gut wie nie. „Hategate (The Dream Master’s Realm)“ verzichtet fast vollständig auf Keyboards, bleibt roh und boshaft mit deutlichem IMMORTAL-Anstrich, überrascht aber mit einem starken Gothrock-Finale, das von dem passenden, dunklen Gesang beschwörend begleitet wird. Ähnlich schnörkellos gerät „Reincarnation Of A Witch“, das ein wenig in Richtung SATYRICONs „Nemesis Divina“ schielt und gegen Ende recht atmosphärisch ausklingt. Dass LAMP OF MURMUUR noch am wenigsten begeistern, spricht für die Qualität des gesamten Albums.

Die Klimax des Albums ist der dreiteilige Titelsong, bei dem sich LAMP OF MURMUUR viel Zeit lassen. In etwas mehr als 20 Minuten entwickelt sich die Musik weg vom wütenden Black Metal der ersten Albumhälfte, hin zu ausufernden Soli, Atmosphäre und treibenden FIELDS OF THE NEPHILIM-Soundscapes. Erst am Ende findet M wieder den Weg in Richtung des oplulenten Black Metals, der hauchzart nun auch EMPEROR und ARCTURUS integriert, bevor mit „A Brute Angel‘s Sorrow“ ein recht atmosphärisches Outro folgt, das LAMP OF MURMUURs Faible und Talent für Gothic erneut zeigt, betörender Chorus inklusive.

„The Dreaming Prince In Ecstasy“ ist relevant und mitreißend, auch wenn, oder gerade weil LAMP OF MURMUUR offensiv ihre Einflüsse feiern.

„The Dreaming Prince In Ecstasy“ schafft gleich mehrere, fast schon unmögliche Kunststücke: Diese Musik frisch und relevant klingen zu lassen, sie mit genrefremden Elementen so zu paaren, ohne dass der Gesamteindruck darunter leidet und dabei absolut kurzweilig zu bleiben. Trotz seiner zahlreichen Veröffentlichungen, auch mit Nebenprojekten, findet sich LAMP OF MURMUUR in keiner kreativen Sackgasse, sondern geht weiter unbefangen und unbeirrt seinen Weg. „The Dreaming Prince In Ecstasy“ bietet sowohl für Freunde von rohem als auch von atmosphärischen Black Metal eine Menge, hat diesen schrulligen, undergroundigen Charakter, aber das Können der Großen. Kurz: LAMP OF MURMUUR sind meilenweit vom bereits richtig guten „Saturnian Bloodstorm“ entfernt und liefern das, was der Titel verspricht: Ein ekstatisches Werk, das den Black Metal vielleicht nicht weiterbringt, aber seiner Essenz zumindest neue Frische einhaucht.

Wertung: 8 von 9 Wilde Träume

VÖ: 14. November 2025

Spielzeit: 53:16

Line-Up:
M

Label: Wolves Of Hades

LAMP OF MURMUUR „The Dreaming Prince In Ecstasy“ Tracklist

1. The Fires Of Seduction
2. Forest Of Hallucinations
3. Hategate (The Dream-Master’s Realm)
4. Reincarnation Of A Witch
5. Angelic Vortex
6. The Dreaming Prince in Ecstasy Part I – Moondance
7. The Dreaming Prince in Ecstasy Part II – Twilight Orgasm
8. The Dreaming Prince in Ecstasy Part III – The Fall
9. A Brute Angel’s Sorrow

LAMP OF MURMUUR „The Dreaming Prince In Ecstasy“ Full Album Stream bei Youtube

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