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KERBENOK: O

Ambitioniert, aber noch nicht ausgereift…

Ein Jahr nach der Vorgeschmacks-EP Der Erde entwachsen (Gewollte Wunden) wollen es die deutschen Schwarzmetaller KERBENOK richtig wissen. Dafür fahren sie dann auch gleich die schweren Geschütze auf. Eine Spielzeit jenseits der 70-Minutengrenze, eine große Auswahl an Instrumenten, Text mit genug Pathos, um RTL vom Teppichkantenniveau zu erheben und verschachtelte, ausgedehnte Songs.

Spielerisch sind KERBENOK den Aufgaben von O auch durchaus gewachsen. Produktionsmäßig ist größenteils ebenfalls kein Grund zur Sorge angebracht, doch erste Zweifel stellen sich rasch ein. In Waldfrieden fällt der akustische Teil zu laut aus, den verzerrten Parts fehlen ein bisschen die Mitten und der Snare-Sound in Lys tönt einfach nur grauenhaft künstlich. Gerade bei Lys gibt einem der Drummer sowieso Rätsel auf – zum einen scheint er wirklich spielen zu können und über interessante Ideen zu verfügen. Zum anderen fragt man sich, warum er dann a) einen solchen Sound für sein Instrument zulässt und b) warum die Band um Odins Willen nicht mehr daraus macht während der restlichen Spielzeit.

Denn diese will ja angesichts ihrer Ausgedehntheit auch gefüllt werden. Das Resultat von KERBENOKs Bestreben ist indes durchwachsen. Zum einen setzen sich die Deutschen hohe Ziele und reüssieren beim Erreichen. Da darf es dann schon mal ein Sample sein, das an eine Säge erinnert (Aus der Stille…) und Parallelen zu NOCTE OBDUCTA heben das Niveau genau so an wie der herrschende Abwechslungsreichtum.

Gleichzeitig ziehen Schwächen O auch wieder hinunter. Denn gerade die lange Spielzeit macht klar, dass KERBENOK gut daran getan hätten, Durchschnittsmaterialsballast abzuwerfen und die ganze Sache etwas zu straffen. So herrscht bisweilen Quantität statt Qualität, da hilft auch die Querflöte nichts. Fast schon quälend ist Die Schwere unserer Glieder. ISENGARD -mäßiger Gesang trifft auf Möchtegern-DORNENREICH-Lyrik. Das Pathos-triefende Resultat ist Wasser auf die Mühlen der Genitivhasser. Wenn KERBENOK am Ende der dritten Songminute mit Ach und Krach die Konstruktion getötet haben werden ins musikalische Korsett zwängen, wird einem die Schwerfälligkeit der deutschen Sprache schmerzlich bewusst. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen – und Bands wie DORNENREICH oder KLABAUTAMANN sind hier eindeutig in einer höheren Liga unterwegs…

Fazit: O bleibt somit ein durchwachsenes Werk deutschen Black Metals. Bands wie KLABAUTAMANN, NOCTE OBDUCTA, DORNENREICH oder auch EMPYRIUM haben in diesen interessanten Gefilden Größeres geleistet. KERBENOK zugute zu halten ist, dass sie sich einiges getrauen und nach Höherem streben. In Sachen Qualitätskontrolle und den damit verbundenen kritischen Konsequenzen im Songwritingbereich müssen sie allerdings noch deutlich zulegen – denn Länge ist bekanntlich nicht alles.

Veröffentlichungstermin: 28.11.2008

Spielzeit: 71:26 Min.

Line-Up:
Stefan: Gitarren, Bass, Vocals
Christopher: Drums, Vocals, Vibraphone

Gastmusiker
Amir: Bass
Marco: Tabl, Conga, Kalimba, Querflöte
Ingeborg: Cello, Horn

Label: Northern Silence Productions

Homepage: http://www.kerbenok.net

MySpace: http://www.myspace.com/kerbenokmusikk

Tracklist:
1. Aus der Stille…
2. Heimstatt in Trümmern
3. Die Schwere unserer Glieder
4. Im Kreise ziehen wir unsere Runden
5. Waldfrieden
6. Frihet er våres
7. Verstandes Klinge
8. Lys
9. Hardangervidda
10. …in das was noch kommen mag.

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