Mal ehrlich, dachtest du nicht auch nach dem Split von JAKA vor drei Jahren: Die meinen das ernst, die sind konsequent? Eben, wer wenn nicht JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE? Und es schien ja auch erst so endgültig: FAKE IDYLL, CHRIST OF KATHER / MARKUS MARIA HOFF, MÄDCHENDRECK und NONSTOP SPRITZEN waren oder sind neue Betätigungsfelder der ehemaligen Musiker, das sind Möglichkeiten genug sich neu auszutoben. Und was machen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE Anfang 2014? Genau das gleiche wie alle anderen: Sie machen doch weiter. Muss ich mich als jemand, der beim Abschiedskonzert dabei war, nun verarscht fühlen? So wie von den SCORPIONS, die sich nun schon seit vier Jahren auflösen? Und so richtig weg waren JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE ja nie: Buchveröffentlichung, Abschiedsshow auf DVD und Tribute-Album überbrückten die letzten drei Jahre problemlos.
Aber verdammt nochmal, Welt ohne Werbung zeigt uns den Mittelfinger. Es rammt uns eine Faust in den Arsch. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE sind eben doch ein ganz anderes Kaliber als dieser Nachfolgeramsch, den es zuletzt gab. Bissig, verspielt, brutal, heavy und voller scharfzüngigem Witz, der im Halse stecken bleibt. Und daneben hat Welt ohne Werbung noch das, was Kaputte nackte Affen nicht hatte: Killerriffs, Killersongs, Killerallesundüberhaupt. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE sind wieder so catchy wie vor zehn Jahren, haben wieder die gleiche Energie wie damals, haben viel bessere Ideen als auf den letzten Alben. Der Reboot hat der Ruhrpottbande hörbar gut getan, Songs wie das flotte, mit irren Riffs versehene Stammzellen wären vor einigen Jahren undenkbar gewesen, verdrehte Nummern wie Ihr verdammten und Anderen zugucken hätten weit weniger Esprit gehabt als heute.
Diese Reunion macht tatsächlich Sinn, zumindest wenn wir nach Welt ohne Werbung gehen. Das Songmaterial ist durchgehend stark, manche Nummern sind sogar brillant: Stammzellen, Der neue Hitler, So viele Menschen, Was wenn II und Gott der Konformität haben das Zeug dazu Bandhits zu werden. Dazwischen finden sich ein paar Black Metal-Riffs (Chef de Cuisine, Der traurige Geschmack), ein elektronisches Interlude (Gedopte Sklaven mit dem kaputten RUMMELSNUFF) und jede Menge Schabernack, so dass Welt ohne Werbung ein wildes Durcheinander ist, für manche sicherlich zu bunt. Trotzdem haben JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE ein recht schlüssiges Album parat, das trotz seines kleinen Durchhängers in der Mitte über die ganze Spieldauer hindurch Spaß macht. Ist das nun eine Schmach für Urmitglied Klaus Nicodem, der nun nicht mehr mit dabei ist? Sänger Bony füllt diese Lücke als neuer Gitarrist jedenfalls überaus souverän aus.
Klar, wer ein klassisches Grindcore-Album hören will, der sollte nicht auf JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE zählen, dafür ist Welt ohne Werbung spielerisch zu gewitzt, zu fett produziert, zu modern, zu Metal, zu tight getrommelt, zu komplex gerifft. Aber etwas anderes haben wir von einem neuen JAKA-Album ja auch nicht erwartet, oder? Nur die Texte, die waren schon mal ein bisschen frecher, selbstironischer, sarkastischer, aktueller. Die Themen waren schon vor dem Split irgendwie nicht mehr so ganz neu, da war auf den letzten Alben mehr geboten. Insgesamt gesehen waren JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE wirklich lange, lange nicht so gut wie heute. Genau genommen seit Hardcore aus der ersten Welt nicht. Ergo: Kauf den Scheiß, wenn du jemals was mit JAKA anfangen konntest.
Veröffentlichungstermin: 16. Mai 2014
Spielzeit: 59:40 Min.
Line-Up:
Martin Freund – Vocals
Markus Bony Hoff – Guitar, Vocals
Robert Nowak – Guitar
Marco Bajo Bachmann – Bass
Christof Kather – Drums, Vocals
Produziert von Carsten Benninghoff
Label: Unundeux (CD) / Apocaplexy (LP)
Homepage: http://www.japanischekampfhoerspiele.de/
Mehr im Netz: http://japanischekampfhorspiele.bandcamp.com/
Tracklist:
1. Ihr Verdammten
2. Die Kriterien eines perfekten Produkts
3. Weiter im Programm
4. Chef de Cuisine
5. Stammzellen
6. Ramones
7. Anderen zugucken
8. Der neue Hitler
9. Gedopte Sklaven
10. Der traurige Geschmack
11. Zufriedene Maschinen
12. Philisopohie
13. Naturschutz sucks
14. Neuro Enhancement
15. So viele Menschen
16. Konditionierungsapparat
17. Was wenn II
18. Glaubt dem Mainstream nicht ein Wort
19. Überflussromantik
20. Gott der Konformität