INHATRED: 10 Seconds Before Sunrise

Wenn man ein intensives Live-Erlebnis auf dem Album wiederfindet.

Manchmal passiert es noch, dass man an einem Konzert eine Band für sich entdeckt, von der man vorher höchstens den Namen auf dem Flyer gelesen, aber noch nie etwas gehört hatte. So geschehen auch bei den Franzosen INHATRED, welche die abschließende Band an einem eher Krach-orientierten Abend waren. Da sie sich im positiven Sinne überraschend von den anderen Truppen abhoben, war ihr aktuelles Album 10 Seconds Before Sunrise flugs erstanden. Und schon in den ersten Minuten macht das 2000 gegründete Quintett klar, dass es durchaus dazu fähig ist, den positiven Live-Eindruck auch in einer Studioumgebung hervorzuzaubern und die entsprechende Power auf einen Silberling zu bannen.

Mit einer guten Produktion ausgestattet liefern INHATRED auf 10 Seconds Before Sunrise eine abwechslungsreiche Mischung aus härteren Metalgangarten und Hardcore ab. Schlagzeuger Jr. Rodriguez, der live das nicht gerade alltägliche Bonham-inspirierte Drumsetting bevorzugt, zeigt sich in allen 14 Songs versiert und innovativ, zusammen mit Basser 2frais kredenzt die Rhythmusfraktion das nötige Fundament, ohne jemals statisch zu wirken. Experimentell gebärden sich die Gitarristen dazu, mal kommen tonnenschwere Riffs zum Einsatz, dann wieder filigrane Frickeleien oder gar verträumte, cleane Passagen im Intermezzo Cristal. Gesanglich finden sich primär aggressive Shouts, hier und da auch mit einem leichten Hang zur melodischen Melancholie – auf die Kajal-triefende Emo-Schiene springen die Franzosen jedoch glücklicherweise nie auf. Textlich gibt man sich mal verletzt, dann Kerouac-ähnlich verklärt im lyrischen Sinne (Smooky Mountain), in den meisten Fällen jedoch kompatibel zu den starken, frontal-in-die-Fresse Parts. Statt in Stumpfheit zu verfallen, tummeln sich INHATRED lieber abgefahren und flott in Gefilden, welche auch von THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder entfernt von NEUROSIS tangiert werden. Dass die französischen Querdenker auch schon die Bühne mit MASTODON geteilt haben, überrascht nach ihrer den Amerikanern manchmal verwandten musikalischen Vorstellung auf 10 Seconds Before Sunrise dann ebenfalls nicht mehr…

Fazit: INHATRED liefern mit 10 Seconds Before Sunrise eine interessante, gelungene Platte ab, welche auch nach ausgiebiger Rotation noch immer neue Aspekte preisgibt, ohne hierbei überladen oder kopflastig konstruiert zu wirken. Und insgeheim wünscht man es sich ja immer, dass sich an einem Konzert entdeckte Bands derart intensiv gebärden auf ihrer Scheibe, welche man sich am Morgen danach anhört.

Veröffentlichungstermin: 2006

Spielzeit: 50:00 Min.

Line-Up:
Feust: Vocals
Cub: Gitarren, Vocals
Kg: Gitarre
2frais: Bass, Backing Vocals
Jr. Rodriguez: Drums

Produziert von Francis Caste, Alan Douches
Label: Several Bleeds Records

Homepage: http://www.inhatred.com

Email: band@inhatred.com

Tracklist:
1. Aurore
2. Against my temple
3. Weare
4. Smooky Mountain
5. Down
6. A little Story
7. Cristal
8. Mama they bring me back home in a box part I
9. Mama they bring me back home in a box part II
10. Stoned
11. The great whore
12. In love
13. …we trust
14. Free by nature

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