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HIGH ON FIRE: Cometh The Storm

HIGH ON FIRE zeigen sich endlich wieder von ihrer Schokoladenseite: Mit neuem Drummer und alter Verve ist „Cometh The Storm“ das beste Matt Pike-Album seit langem.

Fast richtige Nachrichten: „Söder hört HIGH ON FIRE beim Erlass des Gender-Verbots.“ Gar nicht mal so weit hergeholt, immerhin sind HIGH ON FIRE eine der Bands, die den Testosteronspiegel kräftig ankurbeln. Die unschlagbaren ersten Alben des Trios mehr, das schwache 2018er Werk „Electric Messiah“ und das furiose, aber vergleichsweise substanzlose 2015er Album „Luminiferous“ weniger. Also ja, zuletzt sah es für das Trio nicht so rosig aus. Doch dass sich Matt Pike mit „Cometh The Storm“ an den eigenen Haaren aus der Songwriting-Krise ziehen würde, ließen die Vorzeichen bereits erhoffen: Alter Schriftzug? Check. Cover von Arik Roper? Check. Also, was soll da noch schiefgehen?

Und tatsächlich, bei „Cometh The Storm“ ist der Name Programm und HIGH ON FIRE erschaffen ein Album, das exzellent neben „Death Is This Communion“ ins Regal passt. Von der stilistischen Ausrichtung bis zur Struktur sind HIGH ON FIRE wieder genau an diesem Punkt angekommen, selbst ein kurzer Banger wie „Rumors Of War“ steht auf „Cometh The Storm“. Dass HIGH ON FIRE hier auf gefährlichem Terrain wandeln, sollte nicht außer Acht gelassen werden: Die Erfolgsformel der von Glanzzeiten zu kopieren hat schon viele andere Bands kaputt gemacht. Glücklicherweise tappen HIGH ON FIRE nicht in diese Falle. Sie klingen runderneuert, frisch und zwingend – und blasen zum Angriff.

Für „Cometh The Storm“ knüpfen HIGH ON FIRE an ihre Glanzzeiten an: Mit neuem Drummer klingt das Trio runderneuert, frisch und zwingend.

Möglicherweise hat Frontviech Matt Pike hieran nicht einmal den größten Anteil. Drummer Coady Willis (BIG BUSINESS, ex-MELVINS) ersetzt den 2019 ausgestiegenen Ur-Schlagzeuger Des Kensel und zerstreut sogleich sämtliche Sorgen, er wäre zu zahm für den urwüchsig-brachialen Sound von HIGH ON FIRE. „Cometh The Storm“ profitiert von seinem mal primitiven, mal überraschend komplexen, aber immer kraftvollen Spiel, mit dem er die Band gnadenlos antreibt. Gut möglich also, dass sein Spiel das Songwriting indirekt geprägt hat, durch die Neuaufstellung des Bandgefüges.

Dass „Cometh The Storm“ aber gleich eine gewaltige Menge an brillanten Riffs und epischer Songs beinhaltet war nicht unbedingt zu erwarten. Umso erfreulicher, dass „Lambsbread“ sofort dazu einlädt, sich das Shirt vom Leib zu reißen, wie es für Matt Pike Standard ist. Das doomige Mainriff in Verbindung und Pikes kehligem Gebell sorgt für ein Gefühl des Heimkommens und bietet mit dem orientalisch klingenden Finale, das sich in Richtung epischem Stoner Metal steigert, auch etwas fürs Köpfchen. In der Folge zeigen HIGH ON FIRE, dass sie auch im neuen Line-Up gut eingespielt sind: „Burning Down“ hat ein recht simples Riff, doch dank kraftvollem Drumming und Geezer Butler-Basslinien wird der Song lebendig und zeigt, wie wichtig die Rhythmiker für den Gesamtsound der Band sind.

Furiose Songs und epische Tracks stehen gleichberechtigt nebeneinander: HIGH ON FIRE zelebrieren große Songwriting-Kunst auf „Cometh The Storm“.

Ob die Songs nun furios und wild voranpreschen („Trismegistus“, „Lightning Beard“) oder die epische und dynamische Seite von HIGH ON FIRE präsentieren („Comet The Storm“, „Sol’s Golden Curse“, „Hunting Shadows“), das Trio macht auf seinem neunten Full Length-Album wirklich vieles richtig. Dass das exotisch klingende Instrumental „Karanlık Yol“ an „Khandrad’s Wall“ erinnert, ist nur ein weiterer Pluspunkt für „Cometh The Storm“. Gegen Ende können HIGH ON FIRE das Niveau der ersten halben Stunde mit dem thrashigen „The Beating“ und dem kompakten „Tough Guy“ allerdings nicht halten und agieren verglichen mit den vorherigen Songs relativ eindimensional. Dass am Ende mit „Darker Fleece“ ein zehnminütiges Monstrum mit mörderischen Riffs steht und das Album mit Nachdruck abschließt, sollte auch dem Letzten ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ob Matt Pike auch ein Genderverbot erwägen, oder ein Schokoladenei mit seinem Konterfei verlosen würde? Auf gar keinen Fall, denn Pike ist ein Ehrenmann. Somit ist diese testosterongetränkte Stunde Metal für alle Menschen empowernd, und nicht dazu da, um andere kleinzumachen. Zusammen mit Bassist Jeff Matz, Neu-Drummer Coady Willis und Stammproduzent Kurt Ballou erschafft Matt Pike mit „Cometh The Storm“ das beste HIGH ON FIRE-Album seit „Snakes For The Divine“ mit erstaunlich hoher, wenn auch nicht ausschließlicher Trefferquote. Kurz und gut: HIGH ON FIRE sind wieder da – und wie!

Wertung: 8,5 von 11 Männertitten

VÖ: 19. April 2024

Spielzeit: 57:52

Line-Up:
Matt Pike – Vocals, Guitar
Jeff Matz – Bass
Coady Willis – Drums

Label: MNRK Heavy

HIGH ON FIRE „Cometh The Storm“ Tracklist:

1. Lambsbread
2. Burning Down (Official Video bei Youtube)
3. Trismegistus
4. Cometh The Storm (Official Video bei Youtube)
5. Karanlık Yol
6. Sol’s Golden Curse
7. The Beating
8. Tough Guy
9. Lightning Beard
10. Hunting Shadows
11. Darker Fleece

Mehr im Netz:

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