Wer auch nur ein wenig im Gaming-Sektor aktiv ist, wird vermutlich mit dem Akronym DLC bestens vertraut sein: „Downloadable Content“ beschreibt in der Regel eine Erweiterung der Grunderfahrung. „Conflict DLC“ als reines Add-on abzutun, würde der Sache jedoch nicht gerecht, denn obwohl HEALTH die Ästhetik von „Rat Wars“ (2023) beibehalten und auch die Nummerierung der Vinyl-Seiten auf dem Cover lückenlos fortführen, steht die neue Platte auf eigenen Beinen.
Ein vollwertiges Album also, das sich stilistisch allerdings kaum aus der Komfortzone wagt. Ihren etablierten Mix aus Alternative, Industrial und Synthesizern stellt das Trio keineswegs in Frage, lässt im Gegenzug aber qualitativ nichts anbrennen. Dass die zwölf neuen Tracks als Gesamtwerk die Klasse des Vorgängers nicht ganz erreichen, liegt somit vorwiegend am verhältnismäßig konservativen Ansatz, der auf große Experimente verzichtet.
„Conflict DLC“ vermittelt einen geschlossenen Eindruck
Dafür stimmt das grundlegende Niveau im Verlauf der 39 Minuten, wo „Ordinary Loss“ zum Auftakt mit bratenden Gitarren und melancholischem Refrain punktet, nur um in Burn The Candles“ den Schwerpunkt auf EBM-Vibes und rastlose Beats zu verschieben. Im weiteren Verlauf vermischen HEALTH mal beide Disziplinen („Vibe Cop“) oder erkunden auf atmosphärischem Synth-Fundament ihre nachdenkliche Seite („Antidote“).
Dass „Conflict DLC“ dabei trotzdem einen geschlossenen Eindruck vermittelt, liegt auch an der Konzeption des Albums: Die einzelnen Stücke führen mitunter nahtlos ineinander, ohne den jeweils individuellen Charakter aufgeben zu müssen. Doch auch sonst zieht sich ein roter Faden durch die Kompositionen, welcher durch den gestiegenen Härtegrad in Erscheinung tritt.
HEALTH beschreiten kaum neues Terrain, gehen qualitativ aber dafür keine Kompromisse ein
Die Gitarren und Industrial-Einflüsse spielen eine prominente Rolle, was das Album im Vergleich zu „Rat Wars“ (2023) tatsächlich auf Anhieb griffiger, wenngleich etwas facettenärmer wirken lässt. Keine Kompromisse gehen HEALTH derweil beim Gesang ein, wo Jake Duzsiks konsternierte Stimme nach wie vor haarscharf an der Resignation vorbeischrammt. Schön zu hören ist das im reduzierten „You Died“ sowie in „Don’t Kill Yourself“, wo Duzsik irgendwo zwischen Frust und Selbstmitleid mit seiner Existenz hadert.
Neues Terrain ist das für die US-Amerikaner freilich nicht, weshalb wir letztlich auch den Albentitel gut verstehen können: In musikalischer Hinsicht ist „Conflict DLC“ – obwohl auf eigenen Beinen stehend – tatsächlich eine Art Erweiterung und Fortführung des zuvor etablierten Stils: ein wenig härter, ein wenig direkter, doch den gleichen Prinzipien folgend. Passenderweise gibt es aber selbst dafür im Gaming-Sektor eine geeignete Klassifizierung: Die „Standalone-Erweiterung“, die uns mehr vom Bewährten gibt, ohne das vorherige Kapitel in irgendeiner Weise vorauszusetzen.
Veröffentlichungstermin: 12.12.2025
Spielzeit: 39:21
Line-Up
Jake Duzsik – Vocals, Gitarre, Synthesizer
John Famiglietti – Programming, Synthesizer, Bass
Benjamin Miller – Schlagzeug
Produziert von Drew Fulk, Lars Stalfors und Stint
Label: Loma Vista
Homepage: https://www.youwillloveeachother.com/
Facebook: https://www.facebook.com/healthnoise
Instagram: https://www.instagram.com/_health_
Bandcamp: https://youwillloveeachother.bandcamp.com/
HEALTH “Conflict DLC” Tracklist
- Ordinary Loss (Lyric-Video bei YouTube)
- Burn The Candles
- Vibe Cop (Video bei YouTube)
- Trash Decade
- Torture II
- Antidote
- Darkage
- Shred Envy (Video bei YouTube)
- You Died
- Thought Leader (Lyric-Video bei YouTube)
- Don’t Kill Yourself
- Wasted Years