HARLOTS: Betrayer

Kranker Chaoscore für hartgesottene Hörer – ein neuer Genre-Klassiker klingt aber dennoch anders.

Es soll ja Leute geben, die selbst nach dem großartigen Elementary von THE END die alten, zugegebenermaßen auch sehr guten Zeiten dieser Band vermissen. HARLOTS gehören dazu und tun es den Kanadiern gleich. Ihr massiver Mix aus wildem Chaoscore, selbstzerstörerischem Sludge und Post-Hardcore ist eine wirklich schwer im Magen liegende Kalorienbombe, die einen mehr erschlägt, als befreit. Die ersten Durchgänge befremdet Betrayer auch eher, als dass es einen umbläst. The Weight Unweightable, Full Body Contortion und The Concept of Existence beinhalten dennoch immer wieder Stellen, die dem Hörer im Gedächtnis bleiben.

Schade ist es trotzdem, dass HARLOTS sich auf ihrem dritten Album nicht mehr den psychedelischen Soundscapes zuwenden: Das epische Dried Up Goliathan ist das definitive Highlight des Albums, zeigt die Band in achteinhalb Minuten von einer sehr originellen Seite. Zwar sind HARLOTS über die gesamte Albumlänge hinweg unberechenbar und ziemlich eigenwillig, an die Klasse ihrer Vorbilder – seien es nun THE END, CROWPATH, PSYOPUS oder die obligatorischen THE DILLINGER ESCAPE PLAN – reichen HARLOTS nicht heran, auch trotz ihrer blitzgescheiten Momente.

Musikalisch ist hier natürlich alles im Lot. Zusätzlich zu der obligatorisch kranken Gitarrenarbeit gibt es einen Drummer zu hören, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hat und zu höllische Fills und enorm verdrehten Rhythmen in der Lage ist. Aber auch Sänger Christian beherrscht das gesamte Spektrum in Sachen extremer Vocals und überrascht in den ruhigen Momenten der Scheibe mit beschwörendem, flächigem Gesang. Das darf er ruhig ausbauen und öfter verwenden.

Betrayer ist eine gute Scheibe bei der Freunde extremsten Stoffs sicherlich auf ihre Kosten kommen, sofern sie ordentliches Sitzfleisch mitbringen. Einen neuen Genre-Klassiker haben HARLOTS mit ihrem dritten Album zwar nicht erschaffen, aber spannend ist es dennoch geworden, auch wenn nicht jede Idee zündet. Wem es nicht wild genug sein kann, der sollte man ein Ohr riskieren.

Veröffentlichungstermin: 8. Februar 2008

Spielzeit: 43:03 Min.

Line-Up:
Christian Filippo – Vocals
Eric Dunn – Guitars
Joshua Dillon – Bass
Jeff Lohrber – Drums

Produziert von HARLOTS und Joel Lauver
Label: Lifeforce Records

Homepage: http://www.myspace.com/harlots

Tracklist:
1. The Weight Unweightable
2. Avada Kedavra
3. Full Body Contortion
4. Dried Up Goliathan
5. Building an Empire Towards Destruction
6. Consensus for the Locus of Thought
7. This is a Test, No Flesh Should Be Spared
8. The Concept of Existence
9. Suicide Medley

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