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ENTHRONED: Tetra Karcist

Geht die Gleichung "schnell = spannende Songs" bei den belgischen Black Metallern ENTHRONED auf?

Die drei Jahre zwischen dem letzten Werk Xes Haereticum und dem aktuellen Tetra Karcist waren keine einfachen für ENTHRONED. So wurden die belgischen Black Metaller wieder von Line Up-Problemen geplagt, und Sänger Sabathan verließ die Truppe nach 13 Jahren kreischenden Mitwirkens. Und so stellen sich gleich mehrere Fragen im Vorfeld zu Tetra Karcist. Kann Nornagest die Vocals-Pflichten angemessen übernehmen? Zeigen sich beim nunmehr siebten Album der Black Metaller merkliche Ermüdungserscheinungen?

Die erste Frage lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Nornagest wird seiner Aufgabe gerecht und liefert eine stimmliche Performance ab, als hätte er die ganze Zeit nichts anderes gemacht. Im Opener, Through The Cortex und Nox setzen die Belgier zudem auf sakrale Kirchgesänge, welche vor allem in Through The Cortex passend mit Nornagests Gekreische kombiniert werden und wesentlich zur düsteren Atmosphäre beitragen.

Leider lässt sich die zweite Frage nicht so eindeutig und positiv abhandeln. Produktionstechnisch setzen ENTHRONED bei Tetra Karcist auf ein allzu glattes, wohl als modern zu definierendes Soundgewand. Das bedeutet sinnlos getriggerte, künstliche Drums, denen es an Druck und Dreck fehlt. Auch der Leadgitarrensound, der nicht nur in Tellum Scorpionis mit Solieren zur Schau getragen wird, dürfte durch seine Poliertheit nicht nur Freunde finden. Manchmal wünscht man den belgischen Black Metallern einfach etwas mehr Rohheit ins Klanggewand, etwas mehr hartmetallische Kanten.

Diese Kritik lässt sich leider auch aufs Musikalische übertragen. Schnitzer oder technische Unzulänglichkeiten leisten sich die Belgier keine, und Alsvids Qualitäten in den höheren Geschwindigkeitsregionen verdienen definitiv Respekt. ENTHRONED zeigen, dass sie ordentlich ballern können und in dieser Hinsicht auch ein Duell mit schwedischen Kollegen nicht zu fürchten brauchen. Leider muss Tetra Karcist jedoch gleichzeitig als Beispiel dafür herhalten, dass die Präsenz guter Musiker nicht notgedrungen in gutem Songwriting endet. Zu austauschbar die Riffs der Belgier, zu voraussehbar nicht nur die Anfangspassage von Deviant Nerve Angelus, von man auf den 08/15-Plan Terz runter – Terz rauf zurückgreift und die klitzekleine Parallele zu AETERNUS auch nicht für mehr als ein Augenbrauenzucken hinreicht. Klar sind die erfahrenen Belgier dazu fähig, eine düstere Atmosphäre zu kredenzen – und machen dies etwa im schleppenden Part von Nox auch ganz ansehlich. Aber die wirklich starken Gänsehautmomente und die süchtig machenden Songs fehlen einfach auf Tetra Karcist.

Was bleibt, ist ein eher kurz geratenes Album, das im technischen Bereich die Marke überdurchschnittlich einheimsen kann, beim Songwriting jedoch auf durchschnittlichem Niveau hängen bleibt. ENTHRONED haben spielerisch alles, was es braucht, um letzteres in Zukunft zum Besseren zu ändern. Man kann nur hoffen, dass sie auf ihrem achten Werk bezüglich Songs schaffen, ihre Hörerschaft mit einem spannenden Feuerwerk zu verwöhnen.

Veröffentlichungstermin: 28.09.2007

Spielzeit: 35:37 Min.

Line-Up:
Nornagest: Vocals, Gitarre
Phorgath: Bass, Vocals
Nguaroth: Gitarre, Vocals
Alsvid: Drums

Produziert von Harris Johns (SODOM)
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.enthroned-horde.com

Tracklist:
1. Ingressus Regnum Spiritus
2. Pray
3. Tellum Scorpionis
4. Deviant Nerve Angelus
5. The Burning Dawn
6. Through The Cortex
7. The Seven Ensigns Of Creation
8. Nox
9. Vermin
10. Antares

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