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DUN RINGILL: 150 – Where The Old Gods Play – Part 2

„150 – Where The Old Gods Play – Part 2“ ist gemeinsam mit Part 1 ganz großes Kino

Was haben mir DUN RINGILL leid getan. Bereits „150 – Where The Old Gods Play – Part 1“ wurde deutlich später veröffentlicht als geplant. Und auch „150 – Where The Old Gods Play – Part 2“ kam nun letztendlich fast ein Jahr später als angesetzt. Aber nun ist es endlich soweit und der zweite Teil des Konzeptalbum der Schweden wurde offiziell veröffentlicht, die Freude und Erleichterung bei der Doom/Folk-Band aus Göteborg und natürlich ihren Fans ist riesengroß. Den Spannungsbogen eines geteilten Konzeptalbum über ein Jahr aufrecht zu halten, das ist ja nun auch nicht selbstverständlich.

DUN RINGILL können nun „150 – Where The Old Gods Play“ als Doppelalbum präsentieren

Aber wir reden hier von DUN RINGILL, die ihre Geschichte um Lucia Ferigno und Priester Nathaniel Asmai weiter erzählen. Lucia landet 1905 nach einem Schiffbruch auf der Isle of Skye in Schottland. Dort war es wohl nicht der tolle Talisker-Whisky (hier gerade funkelt ein Port Ruighe im Glas), aber eine kleine Kirchengemeinde, die Lucia anfangs gut tut. Aber etwas stimmt nicht, welche Bedeutung hat die Zahl 150 in der Geschichte, was ist tatsächlich passiert und was in Lucias Kopf?

Der Wunsch nach einem echten Konzeptalbum kam von Gitarrist Jens Florén. Die Geschichte, geschmiedet von Basser Patrik Andersson Winberg mit Hilfe von Religionslehrer Jonas Granath ist weitaus größer, als sie in dieser Kürze wiederzugeben. Sie zu verfolgen macht schlichtweg Spaß, sie ist düster und mit fesselnden Wendungen. Hoffen wir, dass die Pläne eines Films dazu irgendwann umgesetzt werden können. Oder die Story zumindest ihren Platz in einem Buch findet.

DUN RINGILL´s Sound aus derbem Doom, schwedischer Folklore und der Verspieltheit des klassischen Progressive Rock bietet alles, um die Story greifbar fortzuführen

Nun, eine solche Story musikalisch umzusetzen ist dann nochmal eine andere Herausforderung, aber auch da sind wir nun mal bei DUN RINGILL. Ihr Sound aus derbem Doom, schwedischer Folklore und der Verspieltheit des klassischen Progressive Rock bietet alles, um die Story greifbar fortzuführen. „The Crucifiction“ eröffnet das Album erst mit zäh doomigen Klängen und den für DUN RINGILL typischen Folk-Vibes. Aber hier kommen selbst diese zäh und unbequem. Um dann dem typischen Groove dieser sympathischen Band Platz zu machen. Man hört sofort wieder genau hin, wer was wie macht. Tomas Eriksson lässt direkt keine Fragen offen, sein Stil ist ganz eigen und füllt den eh schon mächtigen Sound der Band komplett aus. Es ist so schön, wie unbequem der Song kommt!

Doom darf weh tun, und das macht er hier

Mit dem theatralen „The Robe & Crown“, eine echte Doomwalze, gibt es den bisher vielleicht heftigsten Song in der Bandgeschichte. Herrlich zäh, bitterböse, die Vocals so derbe und in sich abwechslungsreich, wie macht er das nur? Viel fieser kann man so eine Geschichte nicht erzählen, live kann es hier nur eine fette Gänsehaut geben. Vielleicht mein Lieblingssong von DUN RINGILL! Doom darf weh tun, und das macht er hier. Da täuscht auch nicht Per Wibergs zartes Mellotron drüber hinweg, dass der Song immer voller und mächtiger wird. Man ahnt, wo wir gerade in der Storyline stehen.

„Dark Clouds Are Rising“ lädt im Video zum Schmunzeln ein

Stehen bleiben kann man hingegen nicht, wenn nach sägenden Streichern plötzlich ein echter Metalsong nach vorne drückt. „Dark Clouds Are Rising“ lässt erst kurz vermuten, dass hier jemand Randy Rhoads mag, pumpt dann energisch, den Refrain gröhlt man unweigerlich mit den Jungs mit. Ein cooles Solo, man tanzt durch die Bude, der Song macht einfach Spaß, wie auch das Video dazu. Das mit der Storyline jedoch nichts zu tun hat, das aber unweigerlich zum Schmunzeln einlädt und den charmanten Humor der Schweden mit sich trägt.

Und immer wieder kommt dieser typische tanzbare DUN RINGILL-Groove

Dann kommt wieder dieser typische tanzbare DUN RINGILL-Groove, den man aber nicht schadlos tanzen kann, weil er hier mega zäh kommt. Ja ja, nicht jede/r mag die fordernden Vocals von Tomas, aber wie er sich hier wieder durch den Song röhrt und seine Wendungen ausspielt, das ist ganz großes Kino. Aber auch Drummer Neil bekommt wieder Raum, seine ganz andere Klangfarbe einzubringen. Traurige Leads schieben uns weiter, kennt man die Band lange genug, dann ist es ein Fest zuzuhören, welcher der drei ganz anders tickende Gitarristen sich gerade nach vorn drückt.

Der Showdown wird nochmal theatral

Wir nähern uns dem Showdown, langsamstes Doomdancing setzt ein, „Lucias Monologue Part 1 & 2“ erzählt die immer deutlicher gewordenen, beängstigenden Geheimnisse. Anna Acid personifiziert mit eindringlicher Stimme Lucia. Wenn der Song mit einem klassischen CATHEDRAL-Doomlauf der Gitarre zusammenbricht und sich dann immer theatraler aufbaut, das ist wieder purer Doom in seiner schönsten Form. Ok, die bösen Vocals, die Nat Asmai darstellen sollen, laden trotz der düsteren Geschichte zum Schmunzeln ein. Mainman Patrik´s Tochter Matilda Winberg führt uns mit ihrer bezaubernden Stimme mit „A New Day Dawns“, begleitet von zarten Akustiggitarren und ruhigen Flötenmelodien, aus dem Album.

Der Doom übernimmt auf „Part 2“ die Führung gegenüber den stärker vertretenen Folk-Elementen des ersten Teils

„150 – Where The Old Gods Play – Part 2“ schafft es, die Storyline des Konzeptalbums beeindruckend und stimmig weiterzuführen. Bedingt durch die Entwicklung der Story kommt „Part 2“ merklich düsterer als „Part 1“, der Doom übernimmt hier die Führung gegenüber den stärker vertretenen Folk-Elementen des ersten Teils. Letztere wurden natürlich auch wieder von Per Wiberg in Szene gesetzt. Logisch, dass hier alles aus einem Guss kommt, alle Songs wurden im Frühjahr 2022 in einem Durchgang aufgenommen und von Magnus Lindberg druckvoll gemastered.

DUN RINGILL zeigen wieder, was für starke Musiker sich zusammengefunden haben

Was Tomas Eriksson mit seinen Vocals abliefert, das ist der Wahnsinn. Aber nicht verwunderlich, wenn man weiß, in was für Bands der Mann noch so singt. Das Gitarrentrio Jens Florén, Tommy Stegemann und Patric Grammann begeistert, jeder auf seine Weise liefert fantastisch ab, miteinander, gegeneinander oder auch mal mehr im Hintergrund. Basser Patrik Andersson Winberg, der alte Scharmbolzen, hält alles zusammen, Scotchman Neil Grant hat sich als unverzichtbaren Teil der Band etabliert. Man hat durchgehend das Gefühl, dass jeder weiß was er macht und dies schlüssig in die Songs einbringt. Auch sollte man einige Durchläufe unter dem Kopfhörer einplanen, um sich gezielt anzuhören, was die Jungs da machen.

„150 – Where The Old Gods Play – Part 2“ ist gemeinsam mit Part 1 ganz großes Kino

Letztendlich aber sollte man sich der Musik und der Story hingeben, die gemeinsam großes Kino bieten. Fanboy hin oder her, gibt es denn kein Aber? Doch ja nein, denn hört man „150 – Where The Old Gods Play – Part 2“ für sich mit Abstand zum ersten Teil, dann fehlt irgendwie der Einstieg, die Linie. Wie man dies ändern kann? Indem man beide Scheiben als das nimmt, was sie sind, ein Konzept Doppelalbum. Nacheinander gehört stimmt alles, alles fügt sich zusammen, die spannende Story kann sich entfalten. Sowohl in der Vinyl- als auch in der CD-Ausgabe sind die Texte enthalten, so dass man der Geschichte folgen kann.

Wie auch der Sound der Band, der live nochmals intensiver rüber kommt. Davon kann man sich im Juni überzeugen, denn DUN RINGILL gehen wieder mal mit PENTAGRAM auf Tour:
03.06.2025 – Oldenburg, MTS
04.06.2025 – Hamburg, Knust
05.06.2025 – Berlin, Columbia

Bestellen kann man die Alben über die Bandcamp-Seite von DUN RINGILL.

Veröffentlicht am 14.03.2025

Spielzeit: 28:40 Min.

Lineup:
Tomas Eriksson – Vocals
Patrik Andersson Winberg – Bass
Jens Florén – Guitar
Tommy Stegemann – Guitar
Patric Grammann – Guitar
Neil Grant – Drums, Vocals

Label: The Sign Records

Homepage: https://dunringill.se

Mehr im Web: https://www.facebook.com/DunRingillSwe
Bandcamp: https://dunringill.bandcamp.com

Die Tracklist von „150 – Where The Old Gods Play – Part 2“:

1. The Crucifixion (Video bei YouTube)
2. The Robe & Crown (Video bei YouTube)
3. Dark Clouds Are Rising (Audio bei YouTube)
4. My Father
5. Lucias Monologue Part 1 & 2
6. A New Day Dawns