DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP?: Snapshot Lamento

Intelligentes musikalisches Chaos, durchzogen von blitzgescheiten Texten und Gedanken.

Philip K. Dick träumt ja bekanntlich schon lange von gar nichts mehr, aber seine Romane haben Generationen beeinflusst. Aufgrund seines Romans Do Androids Dream of Electric Sheep? wurde mit Blade Runner einer der großartigsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten gedreht. Und jetzt erinnern sich fünf junge Luxemburger an den Originaltitel dieser Großtat – passend dazu ist auch ihre Musik. Zwar ganz so dystopisch, aber das intelligente musikalische Chaos ist durchzogen von blitzgescheiten Lyrics und Gedanken.

Dass es auf Snapshot Lamento keine eingängigen Popsongs zu hören gibt, dürfte klar sein. Viel lieber eifert das Quintett neueren THE DILLINGER ESCAPE PLAN und CONVERGE nach, präsentieren die akrobatische Rhythmik mit einem Schuss unkitschigem Emo à la THURSDAY und Melancholie, weshalb DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP? teilweise äußerst eigenständig agieren. Ihre Sternstunden, in denen sie all ihr Potenzial ausspielen, sind das manische Desiderata, das im ersten Augenblick wild ballert, um dann in sich zusammen zu fallen und eine bedrückende Stimmung aufleben zu lassen, sowie das düstere Casa Malaparte Case und das Instrumental Being and Nothingness. Zwischen all dem Chaos und den düsteren Tönen bleibt die Punkattitüde der Band dennoch deutlich hörbar.

All das ist natürlich alles andere als leicht zu verdauen, weshalb Snapshot Lamento doch eine gewisse Eingewöhnungszeit und Ausdauer voraussetzt. Das wilde Geschrei, das teilweise schon fast in Richtung MELT BANANA geht, die wirren, dissonanten Gitarrenläufe, das ballernde Schlagzeug und die immer wiederkehrenden schrillen Synthesizer machen Otto Normalhörer das Leben zur Hölle. Diese 37 Minuten sind sicherlich nichts für Zartbesaitete. Zwar ist Snapshot Lamento ein Debütalbum, an dem es noch ein paar Kleinigkeiten zu verbessern gäbe, dass hier aber keine Anfänger beteiligt sind, merkt man sofort. Toll produziert und wunderschön aufgemacht, ist diese ungewöhnliche Scheibe Fans des chaotischen Noisecore auf jeden Fall zu empfehlen.

Veröffentlichungstermin: 12. November 2007

Spielzeit: 37:50 Min.

Line-Up:
Philippe Nathan – Vocals, Electronics
Marius Remackel – Guitar, Vocals
Nicolas Przeor – Guitar
Petrit Jung – Bass
Andrea Giannakopoulos – Drums

Label: Winged Skull / Radar

Homepage: http://www.myspace.com/dadoes666

Tracklist:
1. Renaissance
2. Reveille
3. Desiderata
4. Cité Radieuse
5. 4 Shots
6. Casa MalaparteCase
7. The Falcon and the Blackbird
8. New Voice
9. Potemkin Revised
10. Pora
11. Being and Nothingness
12. Halloween

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