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DISTRICT 97: Hybrid Child

Trotz kleinen Macken macht es Spaß, "Hybrid Child" zu hören, wenn man Freude hat an abstrakten Rhythmen, gepaart mit schönen melodischen Momenten und einer guten Portion Metal.

Sind wir doch mal bei aller Lästerei ehrlich: bei all den unzähligen Casting-Shows sind durchaus einige Leute dabei, die wirklich gut sind oder zumindest das Potential haben, richtig gefördert tolle Musiker zu werden. Das diese Leute nahezu nie gewinnen, vielleicht mal abgesehen von LEONA LEWIS, das ist ein anderes Thema. Ähnlich dachten wohl auch die Jungs von DISTRICT 97, die seit Ende 2006 instrumental ihre Leidenschaft für progressiven Metal ausleben. Mit Leslie Hunt haben sie sich 2007 eine junge Sängerin geangelt, die bei American Idol immerhin unter den letzten 10 stand. Bei einer Show der Band war dann Katinka Kleijn, Cellistin beim Chicago Symphony Orchestra, so begeistert, dass sie auch noch einstieg. Nun also steht das Debüt Hybrid Child an.

Dass die Jungs schon länger zusammen spielen, das hört man sofort. Sehr gut aufeinander eingespielt sind sie stilsicher und wissen auf ihren Instrumenten durchgehend zu beeindrucken. Die größten Vorbilder sind eindeutig Prog-Metal-Bands wie DREAM THEATER, LIQUID TENSION EXPERIMENT oder auch SPOCK´S BEARD, es wird auch mal derb Richtung MESHUGGAH gelärmt, um dies mit Ausflügen in feinsinnigere Tage von RUSH oder YES oder gar in die frühen Zeiten des experimentellen Rocks zu garnieren. Das instrumentale Fundament ist gelungen, jedes Instrument ist es wert, ihm genau zuzuhören. Allerdings haben sie noch nicht das Händchen, aus ihren Fähigkeiten wirklich schlüssige Songs zu erschaffen, wie es eben de Vorbilder gelingt. Dazu wird der Fluss zu oft unterbrochen, wobei hier sehr viele wirklich gute Passagen zu finden sind, gerade die ruhigeren Momente laden ein, in den Song einzutauchen. Hier findet sich dann auch die Erklärung, warum Leslie bei American Idol so weit gekommen ist. Ihre Stimme ist sicher und kraftvoll, dabei angenehm soft und etwas mädchenhaft, das verleiht den teils abstrakten Songs eine wohlige Harmonie. Da haben die Jungs definitiv einen Glücksgriff gemacht, denn auch wenn diese schöne Stimme theoretisch nicht zur Musik passen sollte, verleiht die den Songs etwas ganz besonderes. Das gilt auch für das Cellospiel von Katinka, die stellenweise ordentlich Feuer verbreitet. Wenn sie per Highspeed-Schrubben die Saiten zum Glühen bringt, oder später auch mal wohlige Klänge verbreitet, das wertet die Songs zusätzlich auf. Für zartfühlige Gemüter hingegen kann das durchaus zur Herausforderung werden. Wie das Songwriting lässt auch der Sound ein paar Fragen offen. Gerade bei den ersten vier Songs sind die Vocals und vor allem das Cello viel zu laut in den Vordergrund gemischt und wirken aufgesetzt. Beim Hauptwerk, dem in zehn Teilen aufgebaute Mindscan, wirkt das schon weitaus runder. Dieses Monsterwerk ist interessant und abwechslungsreich aufgebaut, leidet aber ebenfalls durch einige unnötige Passagen und zu sehr selbstverliebtem Gefrickel.

Trotz dieser kleinen Macken macht es Spaß, Hybrid Child zu hören, wenn man Freude hat an abstrakten Rhythmen, gepaart mit schönen melodischen Momenten und einer guten Portion Metal. Ein Meisterwerk ist das Debüt von DISTRICT 97 nicht geworden, aber wenn man noch etwas zusammen wächst und die Produktion harmonischer wird, dann könnte das hoffentlich folgende zweite Album eine echte Überraschung werden.

Veröffentlichungstermin: 24.09.2010

Spielzeit: 55:08 Min.

Line-Up:
Leslie Hunt – Lead und Backing Vocals
Katinka Kleijn – Cello
Rob Clearfield – Keyboards, Baritone Guitar  
Jim Tashjian – Guitars
Patrick Mulcahy – Bass
Jonathan Schang – Drums, Percussion

Produziert von Jonathan Schang mit Manny Sanchez und Chris Harden
Label: The Laser´s Edge Records

Homepage: http://www.district97.net

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/district97

Tracklist:
1. I Don´t Wanna Wait Anymore
2. I Can´t Take You With Me
3. The Man Who Knows Your Name
4. Termites
5. Mindscan I: Arrival
6. Mindscan II: Entrance
7. Mindscan III: Realization
8. Mindscan IV: Welcome
9. Mindscan V: Examination
10. Mindscan VI: Hybrid Child
11. Mindscan VII: Exploration
12. Mindscan VIII: What Do They Want
13. Mindscan IX: When I Awake
14. Mindscan X: Returning Home

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