Okay, ich muss gleich mal eins zugeben: Als 1989 das erste Album von DEFECATION rauskam wurde ich gerade mal eingeschult, war sechs Jahre alt und habe mich, wenn ich ehrlich bin noch nicht sonderlich für Grindcore interessiert. Wenn ich mir was angehört habe, dann Hörspiele von den Drei ???. Also ging das Debüt der Band um die damaligen NAPALM DEATH-Recken Mick und Mitch Harris – die es wie Buster und Babsi Bunny hielten: Nicht verwandt! – spurlos an mir vorbei. Und das hielt sich bis heute.
Dennoch liegt mir jetzt das Zweitwerk von DEFECATION vor, das nach sage und schreibe 14 Jahren das Licht der Welt erblickt. Und selbst, wenn ich nie den Drang hatte mir Purity Dillusion, das erste Album der Band anzueignen, gefällt mir als altem NAPALM DEATH-Freund dieses Album doch ziemlich gut. Soweit liegen diese beiden Bands natürlich nicht auseinander, schließlich ist Mitch Harris, der nun alleine alles eingespielt hat, auch Songwriter bei seiner Hauptband. Die Parallelen sind, besonders im Riffing nicht zu überhören, so sind Songs wie Overself oder Fever Pitch kleine Ohrwürmer und lassen den Hörer nicht so schnell wieder los. Der Drumcomputer wirkt sehr homogen, klingt fast echt und ist nicht übertrieben schnell programmiert. Und schließlich keift Mitch Harris gemeingefährlich zu den 13 groovigen Death/Grind-Perlen, dass es riesigen Spaß macht.
Doch innovativ ist es leider nicht, was DEFECATION hier bieten. Irgendwie wirkt es, als hätte Mitch seine Lieblingsriffs aus Scum, Harmony Corruption, Utopia Banished und Enemy of the Music Business zusammen geschmissen und ein komplettes Album daraus gemacht. So futuristisch wie der R2/D2-Verschnitt auf dem Cover wirken eigentlich nur die abschließenden Songs Incline und Time Folding Machine – vor allem wegen der Vocals – der Rest ist gefangen in den frühen 90ern. Was natürlich nicht schlecht sein muss und auch nicht ist, doch ob die Welt dieses Album wirklich braucht, lasse ich hier mal offen. Die Fans der ersten Scheibe wird diese Rückkehr aber sicherlich freuen.
Spielzeit: 38:57 Min.
Line-Up:
Mitch Harris – einfach alles
Produziert von Mitch Harris
Label: Nuclear Blast
Homepage: http://www.nuclearblast.de
Tracklist:
1. Continuum
2. Worldly Whys
3. Fibre Optical Illusion
4. Fever Pitch
5. 2/3 Pure
6. Under Surveilance
7. Cryonically Preserved
8. Overself
9. Protective Rage
10. Granted Wish
11. Shortfall
12. Incline
13. Time Folding Machine