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DARK FOREST: Ridge & Furrow

DARK FOREST kommen aus England, lieben Schafe und Hühner und haben auch sonst das gewisse Etwas: Genau so muss wahrhaftiger Heavy Metal klingen – ehrlich, direkt, hemmungslos melodisch und das große Gefühl nicht scheuend, aber niemals in Plastik-Pop-Gefilde abdriftend.

Als ich “Ridge & Furrow” zum ersten Mal gehört habe, saß ich in einem Garten auf dem Lande, hinter und über mir das Geblöke von Schafen, das Krähen von Hähnen und das Gezwitscher von Vögeln – ein Landidyll, wie es kitschiger nicht sein könnte, also genau das Richtige für die Engländer von DARK FOREST, und so war ich nur amüsiert, aber alles andere als verwundert, dass aus dem Kopfhörer zwischen den Liedern einfach genau die gleichen Geräusche drangen. Dass die Engländer DARK FOREST in ihrem nun schon zwanzig Jahre andauernden Dasein als Metal-Band ihrem Namen bisher alles andere als recht geworden sind, mag sich schon herumgesprochen haben, aber was sie auf dieser ihrer neuen EP für ein Feuerwerk an guter Laune abfackeln, geht auf jede Kuhhaut, die dem geneigten Hörer dabei begegnet.

“Skylark” startet die fünfundzwanzig Minuten pures Wohlgefühl mit einem für die Band mittlerweile typischen Ohrwurm allererster Güte, und “Golden Acres” schlägt ohne viel Federlesens in die gleiche Kerbe. Beides wunderbar epische Heavy-Metal-Songs mit ganz viel Folk-Einfluss, Leidenschaft und Gefühl, und beide sind mindestens genau so gut wie alles auf den beiden Vorgänger-Alben “Oak, Ash & Thorn” und “Beyond The Veil”. Der Titeltrack allerdings ist dann so großartig zwischen Wehmut und Aufbruch changierend, dass er auf allen Vorgängern locker als bestes Stück durchgegangen wäre. Es folgen mit “Meadowland” noch ein stimmungsvolles Akustik-Gitarren-Zwischenspiel und mit “Under The Greenwood Tree” ein flotter Rausschmeißer, in dem natürlich – typisch für die Band – ordentlich den Helden vergangener Zeiten Tribut gezollt wird. Passt, denn das Lied ist eine Neuaufnahme eines alten DARK-FOREST-Songs.

Traditioneller Heavy Metal mit dem gewissen Etwas

Wie ich bereits zu “Oak, Ash & Thorn” schrieb, ist alles an DARK FOREST traditionalistisch und konservativ bis ins Mark. Da mir durchaus auch was liegt an dem idyllischen Landleben und der Kultur des Landstrichs, in dem ich aufgewachsen bin, kann ich da wohl bis zu einem gewissen Grad mitgehen, aber ich hoffe einfach nur, dass DARK FOREST ansonsten politisch nicht allzu unangenehme Zeitgenossen sind.

Denn die Band hat einfach das gewisse Etwas. Sänger Josh Winnard war immer schon gut, aber mittlerweile hat sich eine raue Kante in seinen Gesang eingeschlichen, die ihn noch veredelt; die Gitarren spielen ihre bezaubernden Melodien und Twin-Harmonien, als wäre es nichts, und Bass und Schlagzeug liefern ein simples, aber gerade dadurch perfektes Fundament dafür. Von Geist und Komposition her muss wahrhaftiger Heavy Metal genau so klingen – ehrlich, direkt, hemmungslos melodisch und das große Gefühl nicht scheuend, aber niemals in Plastik-Pop-Gefilde abdriftend. Schön, dass passend dazu das Cover-Artwork diesmal aus dem Fundus von Bandgründer Chris Horten selber kommt und einen etwas ernsteren, rustikaleren Charme ausstrahlt als die doch arg quietschbunten Werke von Duncan Storr, wie sie auf den Vorgängern zu sehen waren. Ja, man hat das Gefühl, dass sich die Band gefunden hat und trotzdem noch besser, erwachsener geworden ist. Pflichtkauf!

Spielzeit: 25:37 Min.

Veröffentlichung am 23.09.2022 auf Cruz Del Sur

DARK FOREST “Ridge & Furrow” Tracklist

1. Skylark (Lyric-Video bei YouTube)
2. The Golden Acre
3. Ridge & Furrow
4. Meadowland
5. Under the Greenwood Tree

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