DAMO SUZUKI´S NETWORK: Suomi

Für echte durchgeknallte Psychedelic-Hippies sicher interessant, für den kleinen Psychotrip zwischendurch gibt es aber weitaus rundere Scheiben.

Die Gruppe CAN stand in den frühen Zeiten des Psychedelic-Rock für absolut freakige Abfahrten und den recht grauseligen Gesang von Damo Suzuki. Auch heute schaffe ich es noch nicht, das CAN-Debüt oder die wohl beste Scheibe Tago Moga in einem Stück durchzuhören. Dabei galten CAN als eine der innovativsten und einflussreichsten Bands der Psychedelic/Krautrock-Szene. Dano Suzuki macht seither unbeirrt weiter und lebt seine wirren musikalischen Phantasien aus, die letzten ca. 15 Jahre mit dem Projekt DAMO SUZUKI´S NETWORK und dem gleichnamigen Label.

Hier veröffentlicht Suzuki immer wieder Live-Scheiben, diesmal kommt er mit einem schick aufgemachten Doppelpack. Auf Suomi findet man, der Titel verrät es ja schon, Aufnahmen aus Finnland, genauer gesagt von einem Konzert in Turku und einem in Helsinki im Oktober 2002. Die Vorgängeralben kenne ich nicht, aber wenn man CAN kennt, findet man sich schnell wieder zurecht. Die Musik auf Turku ist sehr frei improvisiert, man hört, dass hier Musiker MITeinander spielen und aufeinander eingehen. Sie schaffen es dabei, das ganze Geschehen aus den bestehenden Songs herauswachsen zu lassen. Sogar ein paar hart rockende Momente durchbrechen die sonst eher ruhige Stimmung. Aber schon mit dem zweiten Track Heat me wird es anstrengend, schräge Synthie-Spielereien in Verbindung mit Suzukis sonderbarem Gesang fordern einiges vom Zuhörer. Die restlichen Songs finden sich dann wieder im Klangbild bunter Halluzinogene und Räucherstäbchen.

In Helsinki wird man dann als Rock-Fan noch mehr gefordert. Weit weg von den doch vorkommenden rockigen Momenten der ersten Scheibe, könnte man Don´t heat me sicher auch in einer Trance-Disco laufen lassen und die Leute würden weiterzappeln. Zum Glück findet man sich dann aber doch auf einer Psychedelic-Scheibe wieder. Durch den etwas kraftvolleren Sound im Vergleich zu Turku kommt dann auch die Musik etwas knackiger und ausdrucksstärker rüber. Auf Mother Goose universe stehen dann auch die finnischen Psycho-Rocker/innen MOTHER GOOSE mit auf der Bühne. Durchaus witzig klingt der Einsatz eines Theremin, eine obskure Kiste, an der man durch Hantieren neben zwei Antennen strange Sounds produziert, ohne das Instrument direkt zu berühren.

Es gibt hier zwei Konzerte ausgefallener Musik auf hohem Niveau zu bewundern, die mal sehr (Turku), mal etwas weniger (Helsinki) im Sound schwächeln. Vor allem ist der durchaus leidenschaftliche, aber immer noch nicht tolle Gesang von Suzuki zu weit im Vordergrund, was vor allem der Turku-Aufnahme den Reiz nimmt. Wer bunteste Sounds a la CAN und ähnliche kantige Krautrock-Bands mag, der kommt mit Suomi aber durchaus zurecht. Wer Bands wie PINK FLOYD schon freakig findet, der bekommt hier sicher Schwierigkeiten. Für echte durchgeknallte Psychedelic-Hippies sicher interessant, für den kleinen Psychotrip zwischendurch gibt es aber weitaus rundere Scheiben.

Veröffentlichungstermin: 01.09.2006

Spielzeit: 58:52/69:56 Min.

Line-Up:
Damo Suzuki – Vocals
Alex Schonert – Guitar, Theremin
Jonathan Lamaster – Bass, Violine
Boris Polonski – Synthesizer
Jens Kuchenthal – Drums

Gäste: (MOTHER GOOSE)
Anti Laakkonen – Guitar
Eija Roisko – Bass
Kare Karhu – Drums

Label: Damo´s Network

Homepage: http://www.damosuzuki.de

Email: damo@damosuzuki.com

Tracklist:
CD1 – Turku
1. Finland episode 1
2. Heat me
3. The night before first snow
4. Sparkling Lady Lake
5. Emerald tear drop and sun dance

CD2 – Helsinki
1. Don´t heat me
2. The day after first snow
3. The button
4. 2040 – The truth at the end of tunnel
5. Little John puppet
6. Mother Goose universe
7. Finland episode No. 4

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