COMPLEX 7: Process

Der zweite Longplayer macht es für mich deutlich: COMPLEX 7 sind für mich derzeit die legitimen Thronfolger von SIEGES EVEN, auch wenn dieser Vergleich ungerecht erscheint. Instrumental top, die Gesangslinien überzeugen leider noch nicht ganz.

Der zweite Longplayer macht es für mich deutlich: COMPLEX 7 sind für mich derzeit die legitimen Thronfolger von SIEGES EVEN, auch wenn dieser Vergleich ungerecht erscheint.

In Sachen frickeligen, angejazzten Prog-Metal will mir derzeit jedenfalls kein anderer einheimischer Act einfallen, der einen ähnlichen Weg beschreitet wie dieses Quartett. Und auch wenn man schon manchen Bandwettbewerb für sich verbuchen konnte, der große Durchbruch wird COMPLEX 7 wohl nie gelingen, dafür dürfte es Achtungserfolge hageln ohne Ende. Das Problem: man bedient zu sehr die Vorgaben des Bandnamens und gestaltet den Zugang zum eigenen Schaffen somit alles andere als einfach. Selbst eingefleischte Proggies dürften bei Process einige Anläufe brauchen bis die Stücke sich langsam einzuprägen beginnen, wobei die Problematik altbekannt ist. Derart komplexes Instrumentalmaterial macht es einem Sänger nicht einfach, einprägsame Melodielienien darüber zu schreiben, geschweige denn zu singen und somit sind die Haltepunkte zunächst gering gesät. Man muss sich schon mühsam vortasten und an vielen Stellen zunächst konzentriert innehalten um die Musik zu erschließen. Wobei es COMPLEX 7 gar nicht mal so sehr darauf anlegen besonders sperrig zu erscheinen, was schon der Opener belegt, mit dem man mit einem soliden Hardrockriff beginnt und gleichzeitig deutlich macht, dass man insgesamt etwas verhaltener agiert als noch beim Vorgänger. Habe ich im Review zu Water noch etwas von thrashiger Ausrichtung gefaselt muss man auf Process feststellen dass es nicht mehr so weit her ist. Metallisch geht man aber dennoch zu Werke, lässt aber genauso eben auch jazzige Elemente in die Musik einfließen und spielt das ganze vorhandene Instrumentale können in den verschiedensten Fassetten aus. Instrumentalfetischisten werden da auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen doch der Einleitungssache hätte keine Bedeutung, würden COMPLEX 7 nicht auch mit viel Gefühl agieren. Am deutlichsten kommt dies natürlich im eingängigeren, für diese Verhältnisse fast schon hittigen Nightbirds zum Vorschein, doch auch sonst zeigen Gesang und Instrumentierung dass man keine Lust auf reine Kopfmusik hat. Allerdings: die richtig großen Gefühlsausbrüche bleiben aus, emotional mitzureißen vermag man nur partiell. Das mag damit zu tun haben dass eben auch die ganz großen Ideen im Melodieberich aus bleiben und das Problem vom Debüt bleibt bestehen. Unabhängig von meinem Review zu „Water“ fiel es mir wieder ein: die Instrumentalseite mit den Gesangslinien eines John Arch…au Mann, was wäre das für ein Fest (umso erstaunter war ich jetzt vor Veröffentlichung des Reviews dass ich damals schon etwas ähnliches geschrieben hatte)! Wobei Norbert Vernam seine Sache wirklich gut macht, der Mann hat sich echt gesteigert und man fühlt sich schon schlecht das „Scheitern“ wieder an seinem Gesang festzunageln. Denn der Gesang ist es ja eigentlich nicht, vielmehr sind es eben die Melodielinien und da ist meiner Meinung nach durchaus die ganze Band gefragt.

Dennoch will ich Proggies denen der Metalanteil in der Musik wichtig ist „Process“ ans Herz legen. COMPLEX 7 gehören für mich ganz klar zu den Acts im deutschen Underground die Unterstützung verdient haben und wer sich die Zeit nimmt sich näher mit der Musik zu beschäftigen der wird auch schon nach einer kleinen Eingewöhnungsphase die kleinen Melodiehöhepunkte finden!

Veröffentlichungstermin: 06.11.03

Spielzeit: 43:10 Min.

Line-Up:
Norbert Vernam – Vocals

Arne Schuppner – Guitars

Björn Müller – Bass

Guido Schneider – Drums

Produziert von Kostja M. Rohe & Complex 7
Label: Eigenproduktion

Hompage: http://www.complex7.de

Tracklist:
1. Torn

2. Trust

3. Vicious Circle

4. Nightbirds

5. Toadstool

6. Like I was…

7. Tired

8. Interactive

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