CLOSTERKELLER: Nero

Sehr atmosphärisches Gothic Rock-Album, das jedoch etwas zu lang geraten ist.

Was macht denn das VIVA-Logo auf dem Inlay? Sind CLOSTERKELLER etwa dem Kommerz verfallen und machen jetzt Plastik-Pop für Teenies? Im Gegenteil: ihr stimmungsvoller Gothic Rock ist im Vergleich zum ersten englischsprachigen Album Graphite sogar um einiges sperriger und experimenteller geworden, was nicht zuletzt auf die verstärkt eingesetzten elektronischen Elemente in der Musik der Polen zurückzuführen ist. Einen echten Hit, der sofort ins Ohr geht, sich dort festsetzt und am besten auch noch tanzflächenkompatibel ist (gleich drei Wünsche auf einmal?) sucht man auf Nero jedenfalls vergeblich. Allenfalls Queen kann diese drei Qualitäten annähernd in sich vereinigen, ist aber dennoch beim ersten Hören weniger eingängig als sämtliches Graphite-Material.

Ansonsten ist aber alles beim Alten geblieben, und das ist größtenteils auch gut so. Wiederum fabrizieren CLOSTERKELLER sehr schöne, teilweise elegische Musik zum Versinken und setzen dabei auf jede Menge Atmosphäre. Dadurch sind die Songs zwar nicht gerade griffig und erfordern einige Durchläufe, bis sie sich richtig entfalten, doch die Mühe lohnt sich allemal. Der Titel As I Glide charakterisiert die Musik der Polen und die dadurch erzeugte Stimmung perfekt. Durch dezente Keyboards, lang stehende, verhallte Leadgitarrentöne, offene, cleane Akkordzerlegungen, zurückhaltende Drums und den eigenständigen Gesang von Anja Orthodox, die jetzt noch abwechlsungsreicher singt und neben den wunderbaren tiefen und engelsgleichen hohen Vocals auch mal überraschend aggressive Töne von sich gibt, glaubt man dahinzugleiten.

Leider haben CLOSTERKELLER auch diesmal wieder den Fehler gemacht, ihre Scheibe zu voll zu packen. In die beinahe 75 Minuten haben sich nämlich auch einige Ausfälle eingeschlichen, wie etwa He Comes When The Night Falls oder der Titelsong, so dass sich das Album leider ein bisschen zieht. Dennoch bleibt genügend überzeugendes Songmaterial übrig, welches einen Kauf allemal rechtfertigt.

Veröffentlichungstermin: 16.03.2004

Spielzeit: 74:03 Min.

Line-Up:
Anja Orthodox – vocals

Michal Rollo Rollinger – keyboards

Freddie Marcin Mentel – guitar

Gerard Gero Klawe – drums

Marcin Pucek Pluciennik – bass guitar
Label: Metal Mind Productions

Homepage: http://www.anja.pl

Tracklist:
1. Watching as you Drown

2. Fight Club

3. As I Glide

4. Like Rain Against Stone

5. Queen

6. He Comes When the Night Falls

7. Nero

8. Mirage

9. No Matter What Will Be

10. Amber

11. Sin

12. Have You Seen

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