Diese Band hat/hatte in Gothic-Kreisen einen gottgleichen Status inne, wobei es sich mir nach dem Hören dieser Scheibe nicht erschliesst, warum, weshalb und wieso das der Fall ist. Ich muß aber auch gleich anmerken, daß diese Scheibe die erste ist, die ich von dieser vermeintlichen „American Gothic“-Legende zu Gehör bekomme. Nach ein paar Recherchen im Internet fand ich heraus, dass die Leute, die heute unter dem Namen Christian Death auftreten und aufnehmen, nicht die beliebtesten unter den beinharten Fans sind, die nämlich in erster Linie auf die Vergangenheit der Band (die bereits im Oktober 1979 gegründet wurde, 1982 das Debüt-Album „Only Theatre Of Pain“ herausbrachte und in all den Jahren ihrer Existenz wahlweise mit Satanismus, Sexismus und Rassismus in Verbindung gebracht wurde) stehen und Valor Kand (der hier „nur“ produziert und – zusammen mit Sängerin Maitri – die Musik geschrieben hat) mitverantwortlich für das (zwischenzeitliche) Ende der Band, Drogenprobleme, Streitigkeiten innerhalb der Band und den Selbstmord Roger Allan Painter alias Rozz Williams, (der am 1. April 1998 in West Hollywood erhängt aufgefunden und nur 34 Jahre alt wurde) machen. Aber wenn meine Informationen stimmen, konnte man eh zu kaum einem Zeitpunkt von einem konstanten Line-up sprechen, denn etliche Besetzungswechsel (Namen wie James McGearty, George Belanger, Rikk Agnew, Jill Emery, David Melford, Gitane Demone dürften den Fans ein Begriff sein) zogen sich wie ein roter Faden durch die Bandhistorie. „Lover of Sin“ (zehn Songs, 44:32 Min.) ist der Titel des neuen Albums, das sich in erster Linie durch eine dunkle, düstere und vor allen Dingen kalte Atmosphäre auszeichnet. Ich kenne mich zwar in der Gothic-Szene nur sehr wenig aus, aber mit Gothic-Mucke – wie ich sie kenne – hat „Lover of Sin“ nicht wirklich viel gemein. Ich würde das Songmaterial lieber und viel eher als bitterbösen, eiskalten Black Metal (mit allerdings teilweise rockigem Einschlag) bezeichnen, wobei man musikalisch aber anders klingt als Genre-Grössen wie Immortal, Children of Bodom oder Dimmu Borgir. Natürlich geht es in den Texten von Sängerin Maitri, die im künstlerisch recht ansprechenden Booklet (mal wieder??) „oben ohne“ zu begutachten ist, deshalb auch nicht um Friede, Freude und Eierkuchen, sondern um Tod, Weltschmerz, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und „verlogene Gottesfürchtigkeit“. Einen Platz auf dem nächsten Kuschelrock-Sampler dürften Christian Death mit keinem der hier zu hörenden Songs ergattern können, dafür dürften die Band viele Genre-Fans begeistern können. Interessant dürfte für einige Fans auch sein, daß Savatage-Sänger Damond Jiniya hier für einige „guest male vocals“ verantwortlich war. Aber das wirklich nur am Rande. Für Genre-Fans – wie gesagt – sicherlich ein geiles Muss-Album. Für mich gilt: „Not my cup of Tea!!“
Spielzeit: 44:32 Min.
Line-Up:
Maitri (Vocals)
Juan Gonzales (Guitar)
Nabu Cadnezzy (Guitar, Keyboards)
Akkdian Ea (Bass)
Ishtar (Drums)
Produziert von Valor
Label: Candlelight Records
Homepage: http://www.christiandeath.com
Tracklist:
“You should have died”
“Unspoken”
“Stone cold”
“The vision”
“Darkness walks with me”
“No shame”
“Paradox”
“Where the dead sleep”
“Eulogy cathedral”
“Lamb to the slaughter”