CASTUS: Rabengesänge

A capella-Oktavsprünge von CORVUS CORAX-Mitglied Castus Rabensang.

Mit Hightech-Aufnahmeverfahren versucht Castus Rabensang, Mitbegründer und Vokalist von CORVUS CORAX, seinem Soloprojekt CASTUS einen historisch opulenten Anstrich zu geben. Denn anstatt Hundertschaften von Sängern ins Studio zu laden, nahm der Solokünstler mit sich selbst Vorlieb, um seine Stimme im Overdub-Verfahren zu klonen. Das technische Resultat spricht für ihn und seinen Toningenieur, klingen doch die meisten Passagen auf dem a capella-Scheibchen sehr vollmundig und ausladend.

So viel zum Technischen. Gesanglich kann man den Rabengesängen auch nicht viel Kritik nachsagen. Castus Rabensang versteht es, seine stimmliche Ausbildung in Ansätzen freilzubieten. Besonderes Interesse ruft er dann hervor, wenn er stimmliche Extreme zur Entfaltung bringt, wie etwa den Sprung über vier Oktaven. Leider setzt Castus Rabensang dieses Element viel zu selten ein – na ja, eigentlich nur im zweiten Song, Die Jungfrau, wo er binnen weniger Sekunden die Wandlung von einer noch männlicher tieftönenden NINA HAGEN zu einem in Sopran winselnden Eunuchen vollzieht. Ansonsten bleibt der Gesang in den mittleren Tonlagen, wechselt hin und wieder von Kanon-Gesang zu mittelalterlichem Minnegesang, macht theoretische Ausflüge in Chanson-Gefilde, um sich dann an irischer Folk-Tradition zu versuchen. Die Idee durch diese unterschiedlichen Stilelemente mitsamt adäquater Sprache (zu hören gibt es unter anderem Altenglisch, Normannisch und Altfranzösisch) Abwechslung zu erzeugen, bleibt allerdings zumeist von ebendieser theoretischen Natur. Zu sehr drückt CASTUS den Eigenarten der Spiel- und Singarten seinen Stempel auf, so dass bereits gegen Mitte des Albums erste Ermüdungserscheinungen auftreten.

Dass die Rabengesänge ein interessantes Stück Musik anzubieten haben, steht zwar außer Frage, doch hätten dem Album mehr Zwischenpassagen und weitere Solisten nicht geschadet. Auch eine experimentellere, wagemutigere Songauswahl hätten dem Debüt-Album des CORVUS CORAX-Mitstreiters gut gestanden, vor allem auch deswegen, da er ja diese stimmliche Bandbreite sein Eigen nennen kann.

Veröffentlichungstermin: 19.10.2007

Spielzeit: 54:46 Min.

Line-Up:
Karsten Castus Rabensang Liehm – Gesang

Produziert von CASTUS & Thommy Hein @ Hein Studios, Berlin
Label: Soulfood

Homepage: http://www.castus.de

Tracklist:
1. Sommerkanon
2. Die Jungfrau
3. Modo Niger
4. Fifteen Men
5. Rondeau
6. Das Weib
7. Balaan
8. Grad aus dem Wirtshaus
9. Rotwelsches Schlaflied
10. Die Jungfrau [Bonus]
11. Rondeau [Bonus]
12. Fifteen Men [Bonus]

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