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BRUCE DICKINSON: The Mandrake Project

BRUCE DICKINSON hat es auch Solo nicht verlernt: Vergessen ist die lange Wartezeit auf “The Mandrake Project” schnell, wenn der Ausnahmesänger auch musikalisch für ein paar Überraschungen sorgt.

Wir kennen das Problem nur allzu gut: Zwischen den üblichen Verpflichtungen und sonstigen Interessen merken wir schnell, dass auch unser Tag nur 24 Stunden hat. Irgendwas muss sich also notgedrungen immer hintenanstellen und ehe man sich versieht, sind schon wieder zwei Dekaden ins Land gezogen. BRUCE DICKINSON kann als legendärer Frontmann einer noch legendäreren Band wohl ein Lied davon singen, weshalb es letztlich wenig überrascht, dass zwischen „Tyranny Of Souls“ und „The Mandrake Project“ eben jene Zeitspanne liegt.

Unsere Geduld soll dafür entlohnt werden: Um eine knappe Stunde Material hat der IRON-MAIDEN-Sänger eine Art Konzeptstory gestrickt, die überdies in einer begleitenden Comic-Reihe illustriert wurde. Klotzen statt kleckern heißt es freilich auch am Mikro: Das markante Organ DICKINSONs steht selbstverständlich im Zentrum des Albums, das erfreulicherweise von groß angelegten Epen bis hin zur intimen Lagerfeuerromantik entsprechend breit angelegt ist.

“The Mandrake Project” lässt verschiedene Genres in natürlicher Weise verschmelzen

Gesangsfetischisten kommen somit auf ihre Kosten, wenn „Shadow Of The Gods“ zunächst als Piano-Ballade beginnt, um dem gefühlvollen Auftakt dann selbstbewusst BLACK SABBATH-Riffing entgegenzustellen. Dass auch Dickinsons Performance diese Wandlung spiegelt, versteht sich von selbst. Doomig verläuft auch „Resurrection Men“, das uns erst noch mit rockigen Western-Vibes ködern wollte, bevor auch hier in der zweiten Hälfte Tony Iommi am Sechssaiter vermutet werden könnte.

Wie natürlich BRUCE DICKINSON mit Gitarrist und Co-Songwriter Roy Z verschiedene Genres verschmelzen lässt, ist abseits der Gesangsleistung ohnehin das eigentliche Highlight von „The Mandrake Project“. So ist schon zu Beginn der Platte eher klassischer Heavy Metal („Afterglow Of Ragnarok“) dem DEEP PURPLE-Vibe von „Many Doors To Hell“ vorgeschaltet, das durch einen starken wie kraftvoll intonierten Gesang aber auch genug eigene Dickinson-DNA in sich trägt.

BRUCE DICKINSON wagt sich an die Neuinterpretation eines IRON MAIDEN-Klassikers

Gekleidet ist das Ganze in eine Produktion, die sich völlig ungeniert zwischen die Stühle zu setzen scheint: Für moderne Geschmäcker fast schon oldschool, könnten hartgesottene Naturalisten die fehlende Transparenz monieren, sobald in „Fingers In The Wounds“ sowohl Percussion- als auch Streicher-Arrangements den Sound anreichern.

Im Allgemeinen funktioniert diese Kompromisslösung jedoch ausgezeichnet und lässt selbst in der MAIDEN-Neuinterpretation „Eternity Has Failed“ auch abseits des flötengetragenen Intros jedes Detail erkennen. Ein wenig getragener und reflektierter zeigt sich BRUCE DICKINSON hier im Vergleich zu seiner Hauptband, wo natürlich Gitarrenarbeit und Schlagzeugspiel eine ganz andere Wertigkeit erfahren. Dramaturgisch interessanter ist dafür die Solo-Fassung, welche den repetitiven Grundansatz u.a. mittels variabler Gesangslinien aufbricht.

Das Warten auf “The Mandrake Project” hat sich gelohnt

Angesichts dieses konstant hohen Niveaus möchten wir die fast zwei Jahrzehnte Wartezeit natürlich beklagen, hätte diese Zeitspanne doch durchaus mehr von diesem Format hervorbringen können. Doch zugleich wissen wir ehrlicherweise genau, warum es manchmal eben etwas länger dauern kann. Auch BRUCE DICKINSONs Tag hat schließlich nur 24 Stunden; und wenn es schlussendlich knapp 20 Jahre dauern musste, bis „The Mandrake Project“ unseren versüßen kann, wollen wir doch mit Gewissheit feststellen, dass sich das Warten letzten Endes gelohnt hat.

Veröffentlichungstermin: 01.03.2024

Spielzeit: 58:44

Line-Up

Bruce Dickinson – Vocals, Akustikgitarre, Bongos, Keyboards, Percussion
Roy Z – Gitarre, Bass
Dave Moreno – Drums
Giuseppe Iampieri – Keyboards

Produziert von Roy Z (auch Mix) und Brendan Duffey (Mastering; auch Mix)

Label: BMG

Homepage: https://www.themandrakeproject.com/

BRUCE DICKINSON “The Mandrake Project” Tracklist

  1. Afterglow Of Ragnarok (05:45)
  2. Many Doors To Hell (04:48)
  3. Rain On The Graves (05:05) (Video bei YouTube)
  4. Resurrection Men (06:24)
  5. Fingers In The Wounds (03:39)
  6. Eternity Has Failed (06:59)
  7. Mistress Of Mercy (05:08)
  8. Face In The Mirror (04:08)
  9. Shadow Of The Gods (07:02)
  10. Sonata (Immortal Beloved) (09:51)
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