“We will not abandon you.” Es sind Worte, die Halt geben sollen und trotzdem ein wenig Unsicherheit mitschwingen lassen: Während uns Ronnie Canizaro im Opener „Seppuku“ uns seinen Rückhalt zusichert, wissen wir bereits um den Besetzungstrubel seiner Band. Keyboarder Joe Buras, der noch am Songwriting von „Through Shadows“ beteiligt war, verließ BORN OF OSIRIS im Jahr 2024, Lead-Gitarrist Lee McKinney folgte ihm 2025 nur wenige Wochen vor der Veröffentlichung der Platte.
Doch auch zu dritt sei man noch standhaft, wollen wir für uns als Quintessenz aus dem Eröffnungstrack ziehen, welcher einen guten Ausblick auf die folgenden 48 Minuten gibt. Ihren modernen Metalcore inszenieren die US-Amerikaner zeitgemäß mittels einer gesunden Balance aus Riffs und begleitender Synthesizer. Jene sind stets präsent, übernehmen im Refrain des eingängigen „Elevate“ allerdings auch mal die Melodieführung.
BORN OF OSIRIS setzen auf „Through Shadows“ immer wieder leicht progressive Akzente
Gut ins Ohr gehen die 13 Stücke eigentlich immer, wobei die wirklichen Überraschungsmomente auf den ersten Blick rar gesät sind. Fast erweckt es den Eindruck, als orientierten sich BORN OF OSIRIS vornehmlich an „Best Practice“-Modellen des zeitgenössischer Metalcores. Die Feinheiten erschließen sich uns folglich schrittweise, wenn wir die Aufmerksamkeit auf die transparenten Soundscapes abseits des Klargesangs in „Through Shadows“ legen.
Zugänglich gestaltet sich das Songwriting eigentlich immer, hält sich jedoch durch progressive Akzente jung: Besonders das Solo im erwähnten „Through Shadows“ weiß zu gefallen, wobei Nick Rossi und Lee McKinney an den Gitarren auch anderweitig in kreativer Weise zusammenspielen, sich duellieren, sich ergänzen. Die kraftvolle und bis zu einem gewissen Grad sterile Produktion sorgt derweil für einen hochmodernen sowie digitalen Touch, welcher der Platte gut zu Gesicht steht, obwohl er konträr zu den warmen Farben des Artworks läuft.
Selbst ähnlich gelagerten Song verpassen BORN OF OSIRIS genug eigenen Charakter
Die groovenden Djent-Vibes von „Inverno“ gipfeln in einem recht simpel gehaltenen Breakdown, dem die unterlegten Chöre ein gesundes Maß Dramatik verleihen. Symphonic-Elemente erwirken im sonst ähnlich gelagerten „A Mind Short Circuiting“ anschließend einen ähnlichen Effekt, bevor die Nummer das Ganze aber noch durch seinen Tempowechsel krönt. „In Desolation“ schließlich paart den verbissenen Djentcore mit einer klar gesungenen Hook: Selbst ähnlich gelagerten Songs verpassen BORN OF OSIRIS genug eigenen Charakter.
Trotz des erkennbaren Ringens um Abwechslung, das mit dem Synth-Instrumental „Burning Light“ einen Ruhepol zur Mitte ebenso enthält wie ein Saxofon in „Activated“, bewegt sich die Band jedoch zu nah an den etablierten Genre-Konventionen, um die Spannungskurve über knapp 50 Minuten aufrechtzuerhalten. Ein bis zwei Songs weniger hätten „Through Shadows“ daher wohl zu einem runderen Gesamtwerk gemacht, obwohl es grundsätzlich nicht an der Qualität einzelner Stücke liegt.
„Through Shadows“ könnte ein wenig straffer sein, gibt sich ansonsten jedoch keine Blöße
Zuviel des Guten also? Eigentlich auch nicht so richtig, denn langwierig wird das Album keineswegs – wir driften ob der Übersättigung im letzten Drittel nur ein wenig öfter ab, als uns lieb wäre. Wieder einfangen können und BORN OF OSIRIS nichtsdestotrotz immer wieder auf Neue und mit beängstigender Zielstrebigkeit – trotz Besetzungsnotstand meint es Ronnie Canizaro offenbar ernst, wenn er uns bereits im Auftakt den bedingungslosen Rückhalt zusichert.
Veröffentlichungstermin: 11.07.2025
Spielzeit: 48:29
Line-Up
Ronnie Canizaro – Vocals
Lee McKineey – Gitarre
Nick Rossi – Gitarre
Cameron Losch – Drums
Produziert von BORN OF OSIRIS, KJ Strock und Zach Jones (Mix und Master)
Label: Sumerian Records
Homepage: http://bornofosiris.com/
Facebook: https://www.facebook.com/bornofosiris/
Instagram: https://www.instagram.com/boocrue/
Bandcamp: https://sumerianrecords.bandcamp.com/album/through-shadows
BORN OF OSIRIS “Through Shadows” Tracklist
- Seppuku
- Elevate (Video bei YouTube)
- Through Shadows (Video bei YouTube)
- The War that You Are
- Inverno
- A Mind Short Circuiting (Visualizer bei YouTube)
- Burning Light
- In Desolation (Visualizer bei YouTube)
- Torchbearer
- Activated (feat. Spencer Chamberlain)
- Dark Fable
- Transcendence
- Blackwater